Neue Sorgen bei Facebook
Liebe Leser,
die schlechten Nachrichten bei Facebook reißen nicht ab.
Nach den Sorgen um das Wachstum des Internetstars, den Skandal um die Börsengang und die Kursverluste nach dem IPO, steht nun der nächste Ärger ins Haus:
Doch diese Entwicklung könnte für Facebook weiter reichende Folgen haben, als es auf den ersten Blick aussieht.
Das amerikanische Internetunternehmen Zynga ist eine der bekanntesten Social Network-Aktien. Das Unternehmen entwickelt Computerspiele für Soziale Netzwerke – vor allem für Facebook. Zynga hat einige der erfolgreichsten und bekanntesten Online-Spiele bei Facebook entwickelt.
Die Zugpferde sind die Spiele "FarmVille" und "Mafia Wars". Dementsprechend generiert Zynga satte 93 Prozent der Umsätze über Facebook. Auf der anderen Seite ist Zynga einer der wichtigsten Werbekunden. Im ersten Quartal kamen fünfzehn Prozent aller Facebook-Umsätze von Zynga.
Dementsprechend ist Zynga für Facebook der wichtigste Partner im Computerspiel-Bereich. Doch den Managern von Zynga ist die Abhängigkeit von Facebook zu groß. Das 2007 gegründete Unternehmen will laut neuesten Plänen ein eigenes Soziales Netzwerk entwickeln, das "Zynga with Friends" heißen wird.
Damit macht man dem Platzhirsch Facebook natürlich direkte Konkurrenz und bringt eine weitere Sorgenfalte auf das junge Gesicht von Facebook-Gründer Marc Zuckerberg. Denn pro Monat spielen bis zu 290 Millionen User die zahlreichen Spiele von Zynga auf Facebook.
Neuer Trend bei den Sozialen Netzwerken Laut Manuel Bronstein, CEO von Zynga.com, könnten eben diese 290 Millionen User "Zynga with Friends" nutzen. Zynga will mit dem Schritt das eigene Wachstum an Usern wieder ankurbeln, das in den letzten Quartalen immer weiter abgeflacht ist. Zudem könnte man so den Ertrag pro User steigern – einer der Hauptkritikpunkte der Analysten.
Doch Zynga ist nur die Speerspitze einer neuen Entwicklung im Social Network-Sektor: Der neue Trend geht weg von den allgemeinen, großen Portalen wie Facebook – hin zu kleineren, persönlichen Spezialportalen, die sich auf eine Nische fokussieren.
So soll in wenigen Wochen ein neues Soziales Netzwerk namens "Kyck" starten. Dieses neue Portal befindet sich derzeit in den finalen Phasen des Betatest und fokussiert sich auf Fußball. Es richtet sich gezielt an Fußball-Fans. Kyck ist nicht das einzige Spezialportal seiner Art.
In einem neuen Deal kaufte niemand Geringeres als Microsoft das Unternehmen Yammer, einen Entwickler von Social Network-Portalen, für 1,2 Milliarden USD. Yammer entwickelt firmeninterne Soziale Netzwerke für Unternehmen. Diese Portale können dann innerhalb des Konzerns genutzt werden – und ziehen User von Facebook ab.
Derartige Entwicklungen sind keine existentielle Konkurrenz für Facebook. Im Bereich der allgemeinen Social Network-Portalen ist Facebook unangefochten der Marktführer. Nirgends dokumentiert sich dies besser als an dem Niedergang der alten Nummer Eins in Deutschland, StudiVZ.
Aber der Aufstieg neuer Spezialportale sind lauter kleine Nadelstiche in den Wachstumsballon von Facebook. Aktionäre sollten deshalb das Userwachstum von Facebook und den neuen Konkurrenten genau verfolgen. Hier bahnt sich das nächste Ungemach für den Internetriesen an.
Bis morgen,
Heiko Böhmer
Chefredakteur „Privatfinanz-Letter“
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