Die Frage "Meinst du Conergy ist unterbewertet, wenn die MEMC-Sache positiv ausgeht?" ist zum einen Teil sehr schwer und zum anderen Teil relativ leicht bzw. komplziert zu beantworten.
Erst einmal zum leichten Teil, denn wenn Conergy den Vertrag einhalten muss, dann ist es das absolute Aus für Conergy. Dann hilft nur noch eine geordnete Insolvenz um aus diesem Vertrag und aus den Forderungen von 175 Mio. US-Dollar heraus zu kommen. Muss Conergy den MEMC-Vertrag einhalten, dann kann Conergy ganz einfach nicht konkurrenzfähig sein. Ich denke mal da gibt es keine zwei verschiedene Meinungen dazu.
Ich kann wie jeder von uns auch nur Rätselraten, was den Ausgang des MEMC-Streits angeht. Aber nach meiner Ansicht sitzt Conergy schon am kürzeren Hebel, weil sie haben ja selber sehenden Auges einen Vertrag unterschrieben, den sie heute nicht mehr einhalten wollen. Dagegen zu klagen, war für Conergy eigentlich unvermeidlich, selbst wenn die Erfolgsaussichten nahe Null wären, da sie sonst gleich die eigene Pleite hätten ankündigen können. Der Gerichtsstreit ist völlig offen und unkalkulierbar und deshalb, da muss ich den Ammer in Schutz nehmen, kann und darf Conergy überhaupt nichts vermelden über den Rechtsstreit mit MEMC.
Eine Einigung mit MEMC wie hoch/niedrig auch immer sie ausfallen mag, ändert ja aber prinzipiell nichts an der sehr sehr angespannten finanziellen Lage und dem großen Schuldenberg von Conergy. Im absolut besten Fall wenn Conergy Rückstellungen auflösen könnte (dafür müssten dann aber die Rückstellungen höher ausfallen als man eventuell zahlen muss) würde das dazu führen, dass die Eigenkapitalquote wie auch das Eigenkapital steigen würde. Das wäre aber nur reine Bilanzkosmetik (reine Buchungssache, es wird nur von links nach rechts die Summen in der Bilanz getauscht, da würde kein richtiges Geld fließen) und verändert nichts an den Finanzverbindlichkeiten wie auch an der Liquiditätssituation. Ich finde es aber schon irgendwie sehr merkwürdig, dass Conergy überhaupt nicht bekannt gibt welche Rückstellungen für den MEMC-Streit gebildet wurden. Ist schon irgendwie komisch diese Geheimniskrämerei. Im Prinzip wissen wir ja nicht einmal ob Conergy überhaupt Rückstellungen für den MEMC-Streit gebildet hat (ist aber anzunehmen). In der GuV hätte aber die Auflösung von Rückstellungen auch positive oder auch negative Folgen. Muss Conergy aber an MEMC eventuell eine Strafe zahlen müssen (ist wohl anzunehmen), egal welche Rückstellungen gebildet wurden, muss das aber Conergy in Cash (!!!) bezahlen. Das wäre dann eine Transaktion nicht wie bei dem Auflösen von Rückstellungen, die ja nur auf dem Papier erfolgt, sondern Conergy müsste diese Strafe in richtigem Cash zahlen und das hätte dann negative Auswirkungen auf die Nettoverbindlichkeiten.
Für mich ist es absolut nicht absehbar, wie Conergy mit seiner Modulproduktion Geld verdienen will. Gewinne die sich vielleicht in der Modulproduktion erzielen lassen trotz der rasant fallenden Verkaufspreisen, reichen m.E. nicht aus, um die hohen Kosten von Conergy (auch aufgrund der Verschuldung) zu decken. Soweit meine generelle Einschätzung zu Conergy . Dabei betrachte ich aber, wie von dir gewünscht mejulie, nicht die gesamte PV-Branche vor allem nicht einmal die sehr aggressive China-Konkurrenz. Außerdem hat Conergy seit Mitte diesem Jahres nicht mehr bei MEMC teuer eingekauft und der operative Cash Flow war in Q3 trotzdem mit 8 Mio. € deutlich negativ. Also man sieht nur sehr sehr kleine Fortschritte bei Conergy auf der Kostenseite und das noch auf einem äußert niedrigen Niveau wie man ja an den tiefroten Gewinnzahlen mit einem Minus von 20 Mio. € in Q3 recht einfach erkennen kann.
Was ich bei der Diskussion rund um Conergy sehr stark vermisse, ist die nach wie vor die ungeklärte Refinanzierung der kurzfristigen Kredite in Höhe von 250 Mio. €. Conergy hat gerade mal noch sieben Monaten Zeit um diese Refinanzierung irgendwie hin zu kriegen. Diese Situation kann man schon als sehr sehr angespannt bezeichnen und was ich für ein riesen Frechheit finde, dass sich der Ammer über diese existenziell äußerst knifflige Situation nicht mit einem Wörtchen äußert. Nichts kommt da vom Ammer. Das ist für mich ein ganz schlechtes Zeichen und ein untragbarer Zustand. Transparenz ist wirklich etwas anderes. So interpretiere ich diese Situation. Ein gutes Zeichen ist das allemal nicht und eigentlich müsste das jeden ohne Wenn und Aber hellhörig machen.
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