Enke mit seiner Tochter Lara, die an einem Herzfehler starb
Nach einem erneuten Abstecher nach Spanien (CD Teneriffa) kehrt Enke nach Deutschland zurück. Hannover 96 sichert sich 2004 die Dienste des Torhüters. Bei der grauen Maus von der Leine blüht Enke auf. Er findet wieder zu alter Stärke zurück.
Sportlich geht es in dieser Zeit steil bergauf. Privat durchlebt Enke zusammen mit seiner Ehefrau Teresa die Hölle. Ihre gemeinsame Tochter Lara erblickt mit einem Herzfehler das Licht der Welt. Das Ehepaar Enke kämpft verzweifelt, um das Leben der kleinen Lara. Es sollte Robert Enkes härtester Kampf werden – und ein aussichtsloser. Zahlreiche Operationen am Herzen geben den jungen Eltern zunächst Hoffnung.
Tragischer Verlust
Unvergessen: Im März 2004, sieben Wochen nach der dritten Herz-Operation, feiert Enke mit den Hannover-Fans den 1:0-Sieg gegen Köln. Auf seinem Arm freut sich Lara mit dem stolzen Papa. Beide drehen im Stadion eine Ehrenrunde. Ein Moment, der niemand kalt lässt. Tränen fließen. Knapp zwei Jahre später hört Laras Herz auf zu schlagen.
In der Tragödie demonstriert Robert Enke Stärke – zumindest äußerlich. Ihm ist nicht viel anzumerken von dem privaten Schicksalsschlag. Sechs Tage nach dem Tod seiner Tochter steht er wieder im Hannover-Tor. 2007 beruft ihn Joachim Löw in die Nationalmannschaft.
Äußerlich stark
Trotz aller privaten Rückschläge verliert Enke äußerlich seine Freude am Leben nicht. Wer den Mensch Robert Enke privat erleben durfte, der lernte einen der sympathischsten Menschen im Profi-Fußball kennen. Einen ganz „normalen“ jungen Mann.
Freundlich, eloquent und angenehm zurückhaltend. So zeigt sich der Kapitän von Hannover 96 während seiner Zeit in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Star-Allüren sind ihm fremd. Manche bescheinigen ihm, gar zu nett zu sein für das Haifischbecken Profisport. Nach den Ereignissen des gestrigen Abends erscheinen solche Gedanken aktueller denn je.
Mysteriöser Infekt
In den letzten Monaten lernt Enke einmal mehr die Schattenseiten des Lebens kennen. Im September ereilt ihn ein mysteriöser Infekt. Ausgerechnet beim Länderspiel gegen Aserbaidschan in seiner Fußballheimat Hannover kann Enke nicht auflaufen. Auch im entscheidenden WM-Qualifikations-Spiel gegen Russland steht er nicht im Tor. Rene Adler kommt zum Einsatz und hält hervorragend.
Zwar macht Joachim Löw Enke Hoffnungen auf eine Rückkehr zwischen die DFB-Pfosten, für die Freundschaftsspiele gegen Chile (14.11) und die Elfenbeinküste (18.11) nominiert Löw den Hannoveraner allerdings nicht. Eine Entscheidung, die der Trainer von Hannover 96, Andreas Bergmann, nicht nachvollziehen kann: „Ich bin damit nicht einverstanden. Eine Berufung wäre ein wichtiges Zeichen für Robert gewesen. Robert war bis zu seiner blöden Erkrankung auf einem sehr guten Weg zur Nummer eins“, so Bergmann.
Unerkannt unsicher
Aus den tragischen Ereignissen einen Vorwurf in Richtung Joachim Löw abzuleiten, wäre fatal. Vomöglich haben aber alle Beteiligten das Innenleben von Robert Enke falsch eingeschätzt. „Ich weiß nicht, warum es und wie es passiert ist. Ich bin sicher, dass es nichts mit Fußball zu tun hat. Er war labil. Er hat das überlagert“, reagierte 96-Präsident Martin Kind auf die tragische Nachricht.
Vielleicht war der neuerliche Rückschlag für Robert Enke der eine Rückschlag zuviel. Manche waren schlimmer, andere nichtiger. Alle Rückschläge hatten jedoch eins gemein: Robert Enke ließ sich nicht anmerken. Bis zum Schluss.