Ich möchte noch ein paar interessante Details aus dem Buch "Die AT&S Story" von Herrn Reischl bringen:
* Zwischen 2004 und 2010 war Harald Sommerer CEO des Konzernes. Sommerer werden eine Reihe von Managementfehlern nachgesagt.
Andreas Gerstenmayer ist seit 1. Februar 2010 Vorstandsvorsitzender der AT&S. Sein Mandat wurde bei der letzten HV vorzeitig um 5 Jahre verlängert. Herr Gerstenmayer ist ebenso wie Herr Dörflinger Techniker. Herr Gerstenmayer stand von Beginn an für Forschung und Innovation und vorausschauendes agieren. Er sagt, nach Compeq und Unimicron sei AT&S der drittgrößte Hersteller von HDI Leiterplatten. "Erster müsse man nicht werden - wir wollen einerseits Technologieführer und anderseits am profitabelsten werden."
Man sagt über ihn: AT&S legt als Pacemaker in Sachen Technologie ein Innovationstempo vor, bei dem die Konkurrenz oft nicht mithalten kann. Treiber im Hintergrund ist der jetzige Vorstand.
Hier ist die Umsatzentwicklung von AT&S:
2006/07: 467 2007/08: 486 2008/09: 450 2009/10: 372 2010/11: 488 2011/12: 514 2012/13: 542 2013/14: 590 2014/15: 667 2015/16: 763 2016/17e 847 2017/18e 1000
Interessant ist dabei die Betrachtung der zwei Zeiträume Vor und Nach 2010 (CEO-Wechsel von Sommerer auf Gerstenmayer) . Man muss da aber auch die Wirtschaftskrise 2008/09 sehen. Zugute kommt Herrn Gerstenmayer sicher auch ein wenig die günstige Entwicklung EUR/USD.
* Ende Dezember 2015 hat Intel für 16,7 Mrd Dollar den Halbleiteranbieter Altera übernommen. Altera machte zwar nur zwei Milliarden Dollar Umsatz, doch Intel interessiert sich vor allem für das Know-how. Altera hat eine Technologie entwickelt, mit der Chips vom Kunden nachträglich für spezielle Aufgaben angepasst werden können, indem einzelne Schaltkreise, die vor allem in Rechenzentren eingesetzt werden, aktiviert werden können. Diese Technologie war es auch, die bereits 2013 das Interesse des weltweit größten Chipherstellers Intel an AT&S geweckt hat.
Dieser obige Absatz ist doch auch wieder bezeichnend für die Diskrepanz von Preis und Wert von AT&S. Für Altera wurde der 8-fache Umsatz bezahlt und AT&S soll nicht einmal den halben Umsatz Wert sein, obwohl das Unternehmen genauso in der obersten Technologieliga mitspielt und wohl in vielen Bereichen Lösungen für zukünftige Anwendungen in der Industrie 4.0; Internet der Dinge etc. führend anbieten kann.
* Ein Satz von Herrn Dörflinger zu Chongqing ist auch ganz interessant: Wir gehen immer große Risiken ein und haben schon in der Vergangenheit viel riskiert. Wären die dünnen Multilayer nicht gekommen, wäre AT&S heute tot. Wenn Chongqing in die Hosen geht, dann hat AT&S ordentlich Kopfweh.
* In den acht Jahren zwischen 2000 und 2008 hat AT&S insgesamt 500 Mio Euro in die HDI Werke (Mehrere Ausbaustufen) in Shanghai investiert.
In einem vier Jahreszeitraum wurden also 250 Mio investiert. Setzt man diese Summe jetzt Chongqing (1. Ausbaustufe) gegenüber, wo 480 Mio investiert werden, so sieht man, dass der CAPEX in Chongqing gar nicht einmal so groß ist. Grob gerechnet fließen in vier Jahren etwa 500 Mio in das Werk, also die doppelte Summe, die in einem vier Jahreszeitraum in Shanghai geflossen ist. Nur ist eben das Unternehmen Umsatz- und Cash-Flow -seitig mehr als doppelt so groß - insbesondere im Vergleich zum 1. vier Jahreszeitraum.
Im Grunde kann man daher die Behauptung aufstellen, dass Shanghai eine größere finanzielle Herausforderung gewesen sein muss als Chongqing.
Das Buch enthält übrigens noch viel mehr Hintergundinfos zu AT&S und ist sehr empfehlenswert vor allem für all jene, die ihr Wissen über die Firma noch vertiefen wollen.
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