Die Zahl der Pleiten hat im ersten Halbjahr ein neues Rekordhoch erreicht. Insgesamt wurden 39.700 Insolvenzanträge gestellt, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. Davon waren 18.500 Unternehmenspleiten und 9900 Verbraucher-Insolvenzen. Bei den zahlungsunfähigen Firmen waren nach Angaben der Statistiker 134.000 Arbeitnehmer beschäftigt. Die offenen Forderungen der Gläubiger beliefen sich auf insgesamt 24 Milliarden Euro. Experten prognostizieren für das Gesamtjahr über 40.000 Unternehmenskonkurse.
Der Pleiteboom bei selbstständigen Einzelunternehmern und Privatpersonen liegt der Behörde zufolge vor allem in der Änderung des Insolvenzrechts im Dezember vergangenen Jahres begründet.
Auch wenn spektakuläre Pleiten wie Holzmann und KirchMedia die Öffentlichkeit beschäftigen, sind von der Pleitewelle vor allem kleine und mittlere Unternehmen betroffen. "Die Baubranche macht dabei rund ein Drittel der Anzeige Insolvenzen aus", weiß der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU), Dieter Plambeck.
Nach einer düsteren Prognose von "deutlich mehr als 40.000 Firmenpleiten" in 2002 sehen die Experten auch für das kommende Jahr wenig Erholung: Der BDIU und Creditreform rechnen 2003 sogar mit mehr Pleiten als in diesem Jahr. Für viele Unternehmen mit dünner Eigenkapitaldecke sei die Durststrecke bis zum Aufschwung einfach zu lang. "Bis zu 650.000 Arbeitsplätze könnten direkt oder indirekt davon betroffen sein", schätzt Pambeck. Den volkswirtschaftlichen Schaden bezifferte er mit bis zu 48 Millarden Euro.
Auch wenn die Zahl der Konkurse stark gestiegen ist: Fachleute begrüßen das neue Insolvenzrecht. "Der frühe Gang zum Insolvenzverwalter kann dazu beitragen, so viel wie möglich von dem angeschlagenen Unternehmen zu retten - statt zu warten, bis nichts mehr zu retten ist", sagt Plambeck.
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