Hallo Zusammen!
Man kann ja zur Zeit, mit Blick auf den Kurs, ein wenig den Eindruck bekommen, dass unter den Delticom-Aktionären im Moment Sauregurken verteilt werden. Ich selbst bin seit 2019 in Delticom investiert und habe hier sehr regelmäßig mitgelesen und mitgefiebert. Da der Kurs dem einen oder anderen aktuell vielleicht etwas trostlos erscheint, habe ich mich nun dazu entschlossen mich im Forum anzumelden, und dies ist mein erster Post.
Um ein wenig Trost zu verteilen möchte ich den Blick ein wenig auf das Große und Ganze richten.
Kurz zur Einordnung meines Investments: Als ich Ende 2019 eingestiegen bin lagen die Kurse um die 4 Euro (und die Bilanz hang am seidenen Faden). Im Coronacrash habe ich zwischen 2,10 Euro und 3,40 nachgekauft, so dass mein Einstandskurs bei exakt 3 Euro liegt. Bei 10,35 Euro habe ich etwa 25 % meiner Position verkauft, so dass ich nun ziemlich entspannt beobachten kann was passiert. Anfang 2020 stand die Aktie bei 5,10 Euro – dann ging es runter auf 2,10 Euro – mehr als halbiert. Für den einen oder anderen fühlt es sich im Moment vielleicht so ähnlich an.
Für mein Investment habe ich mehrere Thesen, und wie das immer so ist, passen sich ein paar Gedanken auch immer wieder mal den Umständen an. Beim Einstieg in Delticom habe ich das Investment für mich als mittelfristige eingestuft, mit einer Laufzeit von grob 3-5 Jahren. Ich kann wohl bald Bergfest feiern ;-)
Meine 3 Thesen zum Einstieg: These 1: Die Firma ist so extrem schlecht geführt, dass ein Wechsel in der Chefetage schon fast zwangsläufig zu einer Verbesserung führen muss. Positiv habe ich damals bewertet, das Prüfer und Binder das schlechte Management offenbar (wahrscheinlich durch ausreichend Schmerz) selbst erkannt und Veränderungen eingeleitet haben. Diese Einsicht werte ich nach wie vor als sehr positiv. Wie sich hat das neue Management zunächst ordentlich aufgeräumt, nun wird strategisch und mit Plan an der Weiterentwicklung gearbeitet.
These 2: Ich denke Binder und Prüfer sind von einem Erfolg des Turnarround abhängig. Irgendwann habe ich mal grob überschlagen wie hoch deren Einstiegskurse waren und kam auf etwa 20 Euro (die Aktie war ja schon mal richtig hoch bewertet). Genau diese 20 Euro sehe ich auch etwa als Ziel meines Investment, denn ich denke die beiden sind nun bereit absolut alles zu geben um ihren Einsatz zurück zu bekommen. Unter Schmerzen gelingen Veränderungen häufig besser :-)
These 3: Der Fokus auf das Kerngeschäft (Reifen) und die damit einhergehenden Investitionen in den Lagern Sehnde (bei Hannover) und Ensisheim (Dreiländereck) werden mittelfristig Kosten senken, die Margen dadurch erhöhen und auch die Kundenzufriedenheit wird steigen (schnelle Lieferzeiten).
These 4 – eine Option: Die Braut könnte zur Übernahmekandidatin werden. Bei dem Preis könnte ja zum Beispiel Continental (ebenfalls aus Hannover) oder Michelin (gleicher Markt) auf die Idee kommen sich den B2C Kanal für kleines Geld zu kaufen
These 5: Corona ist ein Gewinn. Delticom war so weitsichtig die Lager zu füllen, das wird sich auszahlen. Außerdem spielt der Chipmangel und der damit einhergehende Absatzeinbruch bei Neuwagen Delticom massiv in die Hände, denn Delticom liefert ausschließlich Reifen für Gebauchtwagen – und die werden nun länger gefahren. Da bedeutet, der Anteil von „Gebrauchtwagenreifen“ zu „Neuwagenreifen“ spielt Delticom in die Hände. Ich vermute, dieser Vorteil hält noch ein paar Monate oder ein Jährchen an.
Was mich richtig an Delticom nervt ist die Investorrelationsabteilung. Nicht nur, dass man sich dort auf ein Minimum an Mitteilungen beschränkt, es gab auch schon Mails die mir nicht beantwortet worden.
Zum Glück gibt es aber die Hauptversammlung – und damit komme ich zu meinem letzten Punkt (ich könnte noch viel erzählen ;-)). Auf der Hauptversammlung MÜSSEN Fragen beantwortet werden, und genau deshalb habe ich dort auch schon welche gestellt. Zum Beispiel hat mich – wie wohl auch andere hier – interessiert warum das Management quasi keinerlei Anstalten macht sich mit eigenem Geld zu engagieren. Als Begründung wurden rechtliche Vorbehalte genannt. Ich kann das schlecht bewerten, mit diesen Rechtsthemen kenne ich mich nicht aus, aber von Außen sieht diese Zurückhaltung natürlich fast wie Sabotage aus. Ich meine: Die Aktien gab und gibt es zum Taschengeld!
Worauf ich beim letzten Punkt aber hinaus will: Wir sollten selber Fragen sammeln und diese bei der Hauptversammlung stellen. Wenn die Firma selbst nicht in der Lage ist eine vernünftige Kapitalmarktkommunikation zu machen, müssen die Aktionäre vielleicht selbst etwas dabei unterstützen.
Wenn dieses Coronading mal durch ist trifft man sich ja vielleicht mal auf der Hauptversammlunf bei Schnittchen und Wasser.
Ich hoffe ich konnte etwas Trost spenden – behaltet die Langfristigkeit im Blick,
Grüße,
Mirun
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