Zertifikate-Entwicklung
Gold ist nicht gleich Gold
In Gold zu investieren, ist für Privatanleger einfach geworden. Seit es Zertifikate gibt, deren Kurse dem Preis des Edelmetalls folgen, sind die Kauf- und Verkaufkosten überschaubar, und Lagerkosten fallen nur noch in Form einer Depotgebühr für die Zertifikate an. DÜSSELDORF. Doch auch Goldzertifikate haben ihre Tücken. Denn bei der Performance liegen sie im Vergleich deutlich unter dem Goldpreis und um bis zu einen Prozentpunkt auseinander. Wer sich als Anleger Goldzertifikate ins Depot legt, sollte daher die Konstruktion beachten.
Auch wenn der Goldpreis in den vergangenen Wochen stark gefallen ist, treiben Inflationssorgen Anleger weiterhin dazu, sich am Goldmarkt zu engagieren. Zu den elegantesten Möglichkeiten, sich das Edelmetall ins Depot zu holen, zählen Indexzertifikate auf den Goldpreis.
Eines der besten Papiere im Ein-Jahres-Vergleich ist ein Zertifikat der UBS, das die Feinunze Gold mit unbegrenzter Laufzeit abbildet (ISIN CH0017003036). Auf ein Jahr gesehen konnten Anleger damit eine Rendite von 35,6 Prozent erzielen. Der Goldpreis stieg in der gleichen Zeit um 41,6 Prozent. Ein vergleichbares Zertifikat der ABN Amro kommt dagegen nur auf ein Kursplus von 34,8 Prozent.
Die Abweichungen zwischen den Kursen sind auf den ersten Blick nicht plausibel: Alle Papiere beziehen sich auf den offiziellen Preis für eine Feinunze Gold, der täglich in London ermittelt wird. Für keines der Zertifikate verlangen die Emittenten Gebühren, alle notieren mit geringen Spannen (Spread) zwischen Kauf- und Verkaufkursen. Die Zertifikatepreise ergeben sich aus den vom Emittenten gestellten An- und Verkaufkursen, die von deren Derivatehändlern laufend ermittelt werden. Auch kurzfristig größere Spreads könnten die Performance belasten. Funda Tarhan von ABN Amro weist zusätzlich darauf hin, dass die Banken sich in unterschiedlicher Weise am institutionellen Markt absichern. „Die Einkaufspreise bei den Brokern spiegeln sich auch in den Zertifikatekursen wider“, sagt sie. Die Banken bilden den Verlauf des Goldpreises mit Hilfe von Futures und anderen Derivaten ab. Je nach Marktlage können deren Kurse zeitweise deutlich vom Goldkurs abweichen.
Für Anleger bedeutet das: vor dem Kauf Preise vergleichen und das beste Zertifikat suchen. Damit ist aber nicht unbedingt das Papier mit der historisch besten Performance gemeint – vielmehr sollten Anleger darauf achten, dass ihr Derivat den Preis des Goldes möglichst exakt nachbildet. Denn zu bestimmten, im Prospekt festgelegten Zeitpunkten können Anleger die Rückgabe der Papiere zum aktuellen Goldkurs fordern. Spätestens dann wird der Kurs des Zertifikats wieder genau dem Goldpreis zum festgelegten Bezugsverhältnis entsprechen.
Ein zusätzlicher Faktor verzerrt die Performance: Für die Umrechnung des Dollar-Goldpreises in Euro verwenden die Banken unterschiedliche Kurse. So nutzt die Dresdner laut Prospekt ihr eigenes „Dresdner Bank Fixing“ für Euro-Dollar, bei der Commerzbank ist laut Prospekt das „Großbanken-Fixing“ maßgeblich.
Für Anleger, die das Währungsrisiko der Gold-Zertifikate nicht tragen wollen, haben die Banken auch währungsgesicherte Varianten im Angebot. Hier entsprechen die Euro-Kurse meist nominal dem Preis des Goldes in Dollar. Allerdings fallen für die Währungssicherung auch Kosten an. Bei einem Papier der Société Générale (SG) beträgt die so genannte Quanto-Gebühr momentan beispielsweise drei Prozent pro Jahr. Wer davon ausgeht, dass der Dollar gegenüber dem Euro innerhalb dieser Zeit weniger als drei Prozent an Wert verliert, der sollte vom Währungsschutz absehen. „Wer sich langfristig positionieren will, sollte die Währungsschwankungen besser außer Acht lassen“, rät Frank Burkhardt, Zertifikateexperte der SG. Bei kurzen, schnellen Bewegungen des Dollars – wie in den vergangenen Wochen – mache sich der Schutz aber durchaus bezahlt.
Quelle: HANDELSBLATT, Dienstag, 13. Juni 2006, 11:47 Uhr
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