Quartalszahlen werden den Weg der Aktie bestimmen Quartalszahlen werden den Weg der Aktie bestimmen
Wenn EM.TV hustet, dann hat die gesamte Medienbranche eine Erkältung. Das betrifft auch die Kinowelt, doch bei dem breit aufgestellten Medienunternehmen sind die Gründe für den Kursrückgang vielschichtiger - und schon älteren Datums.
Zum einen gibt es immer wieder Zweifel an der Liquidität der Gesellschaft, die von Nebenkriegsschauplätzen genährt werden. So sollen den Gerüchten zufolge Gelder an die von der Sportwelt betreuten Fußballclubs nicht ausgezahlt worden sein. Dies wird vom Unternehmen als Unterstellung zurück gewiesen: Wenn die Bedingungen erfüllt seien - dazu gehören auch Bürgschaftsfragen -, dann habe man immer für die Etat-Unterdeckungen gerade gestanden.
"Das ist ein ganz normales Geschäft, mit dem wir unsere Stimmrechte erhöhen und auch Profit machen," so Kinowelt-Sprecher Ake zum gerade abgeschlossenen Verkauf von Anteilen des Medienunternehmen Alliance Atlantis für 132 Mio. kanadische Dollar.
Mitte Oktober wurden, so weiß die kanadische Zeitung National Post, 441.000 stimmrechtslosen Anteile an Aliance Atlantis verkauft. Gestern wurde ein weiteres Paket von 485.000 Aktien profitabel veräußert weiter. Die kanadische Alliance ist als strategisches Investment wichtig für die Kinowelt. Hier will man das Know How aus dem Senderaufbau des auf die ursprünglichen Pläne reduzierten digitalen Senders B.TV weiter. Alliance wächst ausweislich der letzen Zahlen. Dortige Analysten halten die Aussichten weiterhin für gut und Kinowelt IR-Sprecherin Christin Wegener betonte gegenüber der National Post, man wolle das kanadische Unternehmen als Plattform für den Eintritt in den US-Markt und in Großbritannien nutzen. Ein gutes Geschäft also. Ein weiterer Verkauf ist nicht geplant.
Dennoch bleiben Zweifel, die erst mit den nächsten Quartalszahlen ausgeräumt werden können: Branchenkenner vermuten, dass der Fernsehrechte-Handel fast aller Neue Markt-Unternehmen rückläufig ist. Grund sind auch die Senderfamilien, zu denen sich RTL und Pro 7/ SAT 1 zusammengefunden haben. Man sei, so das Credo, nicht mehr bereit, jeden Preis zu zahlen. Doch gerade dort will die Kinowelt wachsen und hat einen Umsatzanteil von etwa 43 Prozent. Die Kölmel-Brüder schleppen mit dem Warner-Filmpaket eine weitere Altlast mit sich herum. Kein Sender kommt an diesen Filmen vorbei, betont Michael Kölmel immer wieder und sieht keinen Grund, die Schätzungen in diesem Bereich zurückzunehmen. Nur: Es sind noch nicht alle Filme aus dem Paket verkäuflich, da Teile der Rechte erst ab 2002 vermarktet werden können. Somit zahlt die Kinowelt das Paket auch in Raten. Ende September war die vierte von insgesamt zehn Zahlungen über je 28. Mio. Euro fällig. Die bisherigen Zahlen im Kerngeschäft stimmen bisher nicht optimistisch: Von dem angestrebten Umsatz in Höhe von 340 Mio. DM waren zum Halbjahr erst weniger als ein Drittel erreicht: 91,3 Mio. DM waren gebucht.
Mit dem Betrieb der Kinos will die Kinowelt ebenfalls hohe Ziele erreichen. Mit nur 3 Mio. DM weniger Einnahmen aus dem Geschäft an den Kinokassen sind die Pläne ambitioniert, denn 1999 war ein sehr erfolgreiches Kinojahr. Allerdings vermuten Branchenkenner, dass sich die Kinowelt an einer weiteren Kinokette - im Gespräch ist Village Roadshow - beteiligen will und so das Portfolio um acht Großkinos aufstockt.
Die im Mai angekündigte Übernahme der gesamten Gesellschafteranteile an der im Fußballgeschäft tätigen Sportwelt hat - in aller Stille - nun doch nicht stattgefunden. Als Grund gibt das Unternehmen an, auf einer Roadshow habe das Fortführen des als riskanten betrachteten Geschäfts nicht den Applaus der Investoren gefunden. Eine Ad Hoc Mitteilung kam zu diesem Kurswechsel allerdings nicht.
Wohin die Fahrt für die Kinowelt geht, werden erst die Zahlen des dritten Quartals bestimmen. Gelingt es Kölmel, hier - wie bisher - zu überzeugen, dann kann es weit bergauf gehen. Die Kursrückgänge der letzten Zeit bieten dafür noch jede Menge Luft.
|