Schwarz Pharma sieht die Trendwende erreicht (Zus) Düsseldorf (vwd) - Nach zwei schwierigen Jahren hat die Schwarz Pharma AG 2001 operativ wieder schwarze Zahlen geschrieben. Umsatz und Ergebnis hätten über den eigenen Erwartungen gelegen, sagte der Vorstandsvorsitzende des Monheimer Arzneimittelherstellers, Patrick Schwarz-Schütte, am Dienstag in Düsseldorf. Trotz deutlich gestiegener Kosten für Forschung und Entwicklung werde man alles daran setzen, Umsatz und Ergebnis in diesem Jahr noch einmal zu steigern. Beziffern wollte Schwarz-Schütte die Ziele für 2002 jedoch nicht; die Höhe der nötigen Investitionen und die Folgen der deutschen Gesundheitspolitik seien noch nicht absehbar.
Den Aktionären will Schwarz Pharma das Jahr 2001 mit einer auf 0,60 (0,55) EUR erhöhten Dividende zuzüglich eines Bonus in gleicher Höhe vergüten. Damit würden die Anteilseigner am Sonderertrag beteiligt, der im vergangenen Juni entstanden sei, als der US-Konzern Axcan überraschend seine Schulden von 43 Mio EUR getilgt habe, die durch den Rückzug von Schwarz Pharma aus einem Joint Venture entstanden seien. Das Betriebsergebnis stieg 2001 nach vorläufigen Angaben auf plus 16,5 (minus 3,6) Mio EUR, das Konzernergebnis auf 40,5 (13,6) Mio EUR. Ohne Sonderertrag lag der Gewinn nach Steuern mit 16,1 Mio EUR immer noch um 18,4 Prozent über Vorjahr.
Hervorzuheben sei, dass Schwarz Pharma diesmal auch im üblicherweise schwachen vierten Quartal mit plus 1,0 (minus 22,3) Mio EUR den Turnaround geschafft und ein positives Betriebsergebnis erzielt habe, sagte Schwarz-Schütte weiter. Allerdings sei im Gesamtjahr der Mittelzufluss aus laufender Geschäftstätigkeit auf 71,2 (103,2) Mio EUR zurückgegangen. Dies hänge mit einem drastischen Abbau der Bestände im Jahr 2000 zusammen, der 2001 nicht zu wiederholen gewesen sei.
Eine hohe Belastung für Schwarz Pharma stellten auch im vergangenen Jahr die Ausgaben für Forschung und Entwicklung dar, die um 17 Prozent auf 107 Mio EUR stiegen. Das Unternehmen habe fünf wichtige Projekte in einem späten Entwicklungsstadium, was laut Schwarz-Schütte Segen und Fluch zugleich sei. Der Fluch sei, dass in diesem Jahr 2.500 Probanden in weltweit mehr als 300 Prüfzentren getestet werden müssten. Detailliert ging er auf die Umsatzerwartungen ein, die mit den einzelnen Projekten verbunden sind.
So soll das Parkinson-Pflaster Rotigotine CDS, mit dessen Einführung ab Ende 2005 zu rechnen ist, 350 Mio EUR pro Jahr einbringen. Derzeit ist das Medikament in der klinischen Phase III. Weitere 200 Mio EUR will Schwarz Pharma mit diesem Präparat machen, wenn es auch für die Indikation Restless Leg Syndrome zugelassen ist. Dies wird allerdings länger dauern, weil sich dieses Projekt erst in Phase II befindet. Weitere Phase-II-Projekte sind Fesoterodine gegen Inkontinenz (Umsatzpotenzial: 450 Mio EUR) und Harkoseride. Letzteres soll 300 Mio EUR als Mittel gegen Epilepsie und noch einmal 400 Mio EUR in der Behandlung neuropathischer Schmerzen bringen.
Bis mit Rotigotine CDS wieder ein Produkt aus der eigenen Pipeline auf den Markt kommt, will Schwarz-Schütte mit einem Generikum in den USA die steigenden Forschungskosten überbrücken und zugleich ein passables Ergebnis sichern. Omeprazole soll in Konkurrenz zu AstraZenecas Magen-Darm-Präparat Prilosec treten, mit dem der bisherige Patentinhaber in den USA pro Jahr rund vier Mrd USD umsetzt. Schwarz-Schütte äußerte sich nochmals zuversichtlich, dass Schwarz Pharma den laufenden Patentstreit in New York bis Mitte 2002 gewinnen werde und Omeprazole Anfang 2003 auf den US-Markt bringen könne. Den Prozess bezeichnete er als reine Verzögerungstaktik.
Zu den genauen Umsatzerwartungen im Zusammenhang mit Omeprazol wollte Schwarz-Schütte jedoch noch keine Angaben machen. Die Zahlen zum Geschäftsjahr 2001 lagen beim Betriebsergebnis leicht unter den Erwartungen der von vwd befragten Analysten, beim Ergebnis je Aktie mit 1,84 (Konsens: 1,58) EUR jedoch deutlich darüber. Die Börse honorierte das positive Geschäftsergebnis: Die Aktie des MDAX-Unternehmens legte in einem leichteren Umfeld bis 15.10 Uhr kräftig zu, und zwar um 5,1 Prozent auf 35,43 EUR. +++ Christian Hartel vwd/19.2.2002/har/rio
19.02.2002 - 15:17 Uhr
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