Brüssel. Wegen unerlaubter Preisabsprachen bei Mircochips haben die EU-Wettbewerbshüter am Mittwoch ingesamt 331 Millionen Euro Kartellstrafen gegen zehn Hersteller verhängt. Einigen gewährte die Behörde Rabatt. Sie waren geständig.
Europas Wettbewerbshüter wollen erwischte Kartellsünder mit finanziellen Anreizen zu schnellen Geständnissen bringen – und haben dieses neue Verfahren jetzt erstmals erfolgreich ausprobiert. Zehn Hersteller von Speicherchips für Computer und Server, die jahrelang untereinander Preise abgesprochen und damit Verbraucher geschädigt haben, lassen sich auf ein Geschäft ein: Sie gestehen ihre Beteiligung am Kartell und erleichtern der EU-Kommission erheblich ihre Arbeit, im Gegenzug müssen sie zehn Prozent weniger Strafe zahlen.
Imageverlust geringer
Die EU-Kommission spart damit Zeit und Arbeit, so dass sich ihre Fahnder auf das Ausheben anderer Kartelle konzentrieren können. Die Unternehmen wiederum müssen nicht nur ein paar Millionen Euro weniger zahlen, sondern können darauf hoffen, dass der Imageverlust wegen der Preisabsprachen etwas geringer ausfällt – dass sozusagen ihre Kunden strafmindernde Umstände anerkennen, weil die Kartellsünder zumindest Einsicht zeigen, dass sie sich auf Kosten ihrer Kunden bereichert haben.
Im konkreten Fall sparen Infineon und die Kartell-Partner, unter ihnen Mitsubishi, Hitachi oder Toshiba, mehr als 30 Millionen Euro. Sie müssen „nur“ noch 331 Millionen Euro dafür berappen, weil sie zwischen 1998 und 2002 die Preise für bestimmte Chips durch Absprachen künstlich aufblähten.
Die neue Möglichkeit zum Vergleich mit der EU-Kommission ergänzt die bereits erfolgreich praktizierte Kronzeugenregelung. Wer sein Kartell verpfeift, geht unter Umständen ganz straffrei aus. Dieses Angebot hat in den vergangenen Jahren zur Enthüllung von sehr vielen Kartellen geführt, so dass Europas Steuerzahler, dem die Geldbußen letztlich zu Gute kommen, trotz der Straffreistellung des Kronzeugen davon profitiert hat.
Qelle: Wirtschaft und Finanzen
|