Die wahren Ursachen des Irak Krieges
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neuester Beitrag: 29.03.03 21:40
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eröffnet am: | 28.03.03 11:32 von: | ruhrpott | Anzahl Beiträge: | 15 |
neuester Beitrag: | 29.03.03 21:40 von: | Spitfire33 | Leser gesamt: | 4739 |
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Gerhoch Reisegger
Die wahren Ursachen des drohenden Irak-Krieges
“Wenn eine Lüge nur groß genug ist und ständig wiederholt wird, werden sie die Menschen schließlich glauben.“
In den US-Medien wird der wahre Grund des geplanten Irak-Krieges gänzlich verschwiegen: es geht um die Währung im Öl-Geschäft. Die US-Regierung will um jeden Preis verhindern, daß andere OPEC-Länder dem Beispiel des Irak folgen und den Euro als Standard einführen. Dies würde das Ende der US-Vorherrschaft bedeuten. Da der Irak über die zweitgrößten Ölreserven verfügt,
wollen die USA aus strategischen Gründen sich in den Besitz dieser Ölvorkommen setzen, damit das OPEC-Kartell durch eine sehr stark hochgefahrene Ölförderung im Irak gebrochen werden kann. Jede andere Lösung würde die US-Wirtschaft massiv gefährden, da sie allein auf der Vorherrschaft des Dollars als Reserve-Währung beruht, mit der die USA faktisch ihren ungeheuren Öl-Hunger gratis stillten: das Privileg der USA seit 1945 besteht ja darin, daß sie „Dollar produzieren“ – eben „fiat-money“* – und der Rest der Welt Güter, die gegen diese „Petro-Dollar“ getauscht werden.
Inzwischen muß ja aufgefallen sein, daß es keine internationale Unterstützung für den Sturz Saddam Husseins gibt. Auch die ständigen Wiederholungen der USA werden nicht mehr ernst genommen, daß “Saddam die Welt täusche”, obwohl er bisher alle UN-Forderungen zu erfüllen bereit war, und die Tatsache, daß 300 Waffeninspektoren nichts fanden, was irgendwie mit den behaupteten „Massenvernichtungs-Waffen“ (MVW) zu tun hätte. Trotz aller Rhetorik konnte Bush bzw. seine CIA die Welt auch nicht überzeugen, daß Saddam Hussein und Al Qaeda etwas miteinander zu tun haben. – Warum wohl?
Weil der einzige Grund Saddam zu stürzen seine Entscheidung vom November 2000 ist, statt Dollar in Zukunft Euro zu nehmen. Damit hatte er sein Schicksal besiegelt. Bush – als der Öl-Industrie verpflichtet – hat sozusagen deren geostrategische Sicht[1] bezüglich des Öls, womit ein „fabrizierter“ zweiter Golfkrieg seither in der Luft liegt, darüber hinaus droht der ohnedies schwerstens angeschlagenen US-Wirtschaft der tödliche Stoß, wenn der Euro zur Öl-Währung avancieren sollte. Daß der Irak auch seine 10 Mrd.$ Reserven bei der UNO (vom Programm „Öl-für-Nahrung“) in Euro umwandelte, war eine Draufgabe. In diesem Krieg geht es eben nicht um Saddam oder MVW, sondern auch darum, die OPEC einzuschüchtern (auch den anderen Regierungen könnte das Schicksal Saddams drohen) bzw. direkt zu hindern, dem Beispiel des Iraks zu folgen. Dieser hatte sich zum Euro entschlossen, als er bei 80 Cents lag, um wie viel eher liegt ein Umstieg nahe, nachdem der Dollar an die 20% seines Wertes gegenüber dem Euro seit Ende 2002 einbüßte?[2]
Was wäre wenn … die OPEC plötzlich – statt geordnet (d.h. schrittweise) - auf Euro umstiege? – Nun, alle Öl-verbrauchenden Staaten und deren Zentralbanken müßten die „Währungs-Reserven“ von Dollar auf Euro umstellen. Der Dollar würde sofort bis zur Hälfte seines Wertes verlieren – mit den entsprechenden Folgen (u.a. ungeheurer Inflation) für die US-Wirtschaft, die ein derartiger Zusammenbruch der Währung nach sich zöge. Eine Flucht aller ausländischen Anlagen aus dem Dollar – den Aktien und Dollar-bezogenen Wertpapieren – würde einen Sturm auf die Banken wie in den 30-er Jahren auslösen, das Außenhandelsdefizit wäre nicht mehr aufrechtzuerhalten und der Staatshaushalt würde faktisch bankrott sein, usw. Die Krise Rußlands, Lateinamerikas, mit einem Wort der „Dritten Welt“, das Schicksal der Ersten[3].
Vor dem Öl-Problem, das weit über den Irak hinausgeht – und Iran, Saudis, Venezuela inkludiert - und der Aufrechterhaltung des Reserve-Währungs-Status des Dollars ist wohl alles andere nebensächlich. Die Gefahr für den Dollar ist so groß, daß selbst kurzfristige Probleme für die US-Wirtschaft – ein Euphemismus angesichts der Lage - in Kauf genommen werden, um den drohenden Crash des Dollars abzuwenden, der mit einem Umstieg der OPEC auf Euros unvermeidlich wäre. Die Rolle Rußlands, Indiens, Chinas im „Großen Spiel“ scheint klar zu sein, wie ja mit dem Ausbau der „Landbrücken“ hinreichend gezeigt wurde.
DOW-Nasdaq-Crash
Die Kurven zeigen den Kurssturz 1929, wobei der DOW (schwarz bzw. dünne schwarze Kurve links) 89% seines Wertes verlor, der etwa dem Verlauf des Nasdaq (blau) in 2000 (Verlust ca. 70% seines Wertes) entspricht. Der DOW (gelb) ist hier immer noch nahe den historischen Höchstständen; heute (2/2003) erst ca. minus 30% abgebaut. Damit scheint immer noch ein 30 – 50% Minus-Potential möglich, wenn sich 1929 wiederholt.
Bisher beherrschten die USA die anderen Länder durch ihre Währung, sie monopolisieren den Welthandel. Man kann darauf wetten, daß der „Militärisch-industrielle Komplex“ der USA die bisherigen Abweichungen vom „Pfad der Tugend“ wieder rückgängig machen wird / will: zurück zum Dollar. – Wenn ...
Eine weitere in US-Medien nicht kolportierte Geschichte über die „Achse des Bösen“ ist der Umstand, daß auch der Iran daran denkt, Öl gegen Euros zu verkaufen[4]. Die Iranische Zentralbank ist dafür, überhaupt jetzt, wo der Euro stärker geworden ist. Im Jahr 2002 hat sie übrigens den Großteil ihrer Reserven in Euros umgetauscht[5]. Das ist ein starkes Indiz für den Wechsel zum Euro als Öl-Währung[6]. Wen wundert es also, daß der Iran das nächste Ziel in „Kriege gegen den Terror“ ist?
Venezuela, viertgrößter Öl-Produzent und ebenfalls OPEC-Mitglied, könnte dem Beispiel Iraks folgen. Hugo Chavez hatte auch bereits begonnen, Bartergeschäfte mit den Nachbarländern zu schließen, Öl gegen dringend benötigte Güter, wobei der (dem Lande mangelnde) Dollar aus dem Transaktions-Zyklus effektiv ausgeschaltet wurde. Auch er braucht sich keine Sorgen machen, daß die US-Regierung weiter gegen ihn konspirieren wird. Wegen der laufenden Ereignisse hatte Bush ohnehin schon im April 2002 den gescheiterten Militär-Putsch gutgeheißen, bei dem gewiß die CIA aktiv als Drahtzieher beteiligt war.[7] Aber das könnte Venezuela schneller dazu bringen, auf Euro umzusteigen – und damit gerade das bewirken, was die USA am meisten zu verhindern trachteten.
Alarmierend und in den US-Medien ebenfalls völlig totgeschwiegen sind die Umschichtungen – vom Dollar zum Euro - bei den Währungsreserven ausländischer Regierungen: China, Venezuela, wie erwähnt Iran und einige andere OPEC-Länder und kürzlich auch Rußland![8]
Nord-Korea entschied sich ebenfalls am 7. Dezember 2002, offiziell anstelle des Dollars den Euro als Handelswährung einzuführen[9]. Neben gewiß politischen Ursachen dürfte dies auf das US-Öl-Embargo zurückzuführen sein, welches das Land hart getroffen hat. Man erhofft sich vielleicht einen „Handel“ mit den USA: wieder die benötigten Güter zu bekommen, wenn man die jüngsten Entscheide zurücknähme. (Was das Atomprogramm Nord-Koreas betrifft, erwies sich damit einmal mehr die amerikanische Verlogenheit in Bezug auf die MVW-Vorwürfe an den Irak.)
Javad Yarjani, Chef des Öl-Markt-Analyse-Departments der OPEC, hielt im April 2002 in Spanien eine sehr beachtete Rede[10]. Sie setzte sich mit der Frage der Öl-Währung der OPEC in Bezug auf Dollar und Euro auseinander. (Auch diese Rede wurde in den US-Medien zensuriert.)
Er erwähnt u.a.:
„In den späten 90-ern gehen mehr als 4/5 der Währungstransaktionen und die Hälfte der Welt-Exporte auf Dollar-Rechung. Daneben stellt die US-Währung 2/3 der offiziellen Welt-Währungsreserven. Die Abhängigkeit der Welt vom US-Dollar für ihren Handel sah die Länder an Dollarreserven gefesselt, die völlig außerhalb jedes Verhältnisses zu Amerikas Anteil an der Weltproduktion stehen. Der Anteil des Dollars am Welthandel ist viel höher, als der Anteil des US-Welthandels. ... Die Euro-Zone hat einen größeren Anteil am Welthandel als die USA, und während die USA ein riesiges Außenhandelsdefizit haben, hat die Euro-Zone eine ausgeglichene Position. ... Im übrigen ist zu bemerken, daß die Euro-Zone auch ein viel größerer Öl- und Ölprodukte-Importeur als die USA ist.“ ... „Kurzfristig werden die Mitgliedsländer der OPEC weiterhin Dollarzahlungen akzeptieren. Die OPEC wird aber die Möglichkeit einer Fakturierung und Bezahlung in Euro in Zukunft nicht ausschließen. ... Sollte der Euro die Stärke des Dollars herausfordern, was im wesentlichen bedeutete, ihn als Zahlungsstandard für Öl-Rechungen mit einzubeziehen, dann könnte dies bedeuten, daß ein System entstünde, das langfristig vielen Ländern dient. Mit einer erweiterten europäischen Integration und einer starken europäischen Wirtschaft könnte dies vielleicht Realität werden.“ ...
Diese grundlegende Rede und die kommende EU-Erweiterung im Jahr 2004 – 450 Millionen Menschen und ein BIP von ca. 9,5 Billionen – könnte ein Anstoß für die OPEC sein auf den Euro umzusteigen. Hier ist aber noch nicht einmal das Potential von England, Norwegen, Dänemark und Schweden als Mitglieder der Währungs-Union inkludiert, die sie ja derzeit noch nicht sind. Seit April – als diese Rede gehalten wurde – hat sich die Dollar-Euro Relation umgekehrt, und wie es aussieht, wird der Dollar weiter fallen.
Sollte sich Norwegen entschließen, sein Brent-Öl in Euros zu fakturieren und England tatsächlich den Euro einführen, wären dies die Wendepunkte für die OPEC, ebenfalls zum Euro zu wechseln. Für Norwegen könnte das schwedische Votum einen Vorbildcharakter haben, dem sich Dänemark nicht entziehen würde. Der springende Punkt ist also – wieder einmal – England, ob der Euro international Reserve-Währung werden könnte. Nichtsdestoweniger ist einiges in Bewegung, was der Dominanz des Dollars entgegenwirkt. Bereits Mitte des Jahrzehnts könnte die OPEC so weit sein zu wechseln.
Dies würde die US-Wirtschaft hart – um nicht zu sagen: tödlich - treffen, da sie auf´s Engste mit der Rolle des Dollars als Reserve-Währung verbunden ist. Insbesondere dann, wenn sie nicht endlich ihre strukturellen Anpassungen macht, wofür die Zeit und Umstände inzwischen eigentlich zu knapp bemessen erscheinen. Das Ergebnis eines Zusammenbruchs des Dollars würde schließlich bewirken, daß die USA und die EU die Rollen in der Welt-Wirtschaft tauschen, was wohl nicht im Sinne der USA ist. – So könnte die massive US-Drohung mit der militärischen Macht die Ereignisse in den OPEC-Staaten doch eher bestimmen.
Es ist aber so, daß die egoistische US-Politik - "America first" -, die Mißachtung von Völkerrechts-Verträgen, der aggressive Militarismus, den Bogen überspannt haben. Die offene Kriegshetze von Bush hat die USA gezeigt, wie sie tatsächlich sind: Kriegstreiber seit eh und je, die sich nun erklärterweise auch nicht mehr um eine Zustimmung des UN-Sicherheitsrats kümmern und nach eigenem Gutdünken losschlagen.
Das Ende der US-Vorherrschaft wird aber schließlich kommen. Mit dem Militär alleine ist sie nicht aufrechtzuerhalten. Im Gegenteil, dies ist das Zeichen der Schwäche und des Niederganges. Der französische Historiker Emmanuel Todd, der den Untergang des sowjetischen Imperiums 1976 voraussagte, hat dies in ähnlicher Weise für das amerikanische getan ["Weltmacht USA. Ein Nachruf." Piper-Verlag 2003, ISBN 3492045359]. Hauptgründe werden also – aus oben Gesagtem – sein: ein zu hoher Ölpreis und eine starke Abwertung des Dollars.
Außer den bereits erwähnten politischen Risiken, bedeutet insbesondere die angeschlagene Wirtschaft Japans eine große Gefahr. Japan könnte – wegen eines Krieges – einen über längere Zeit anhaltenden höheren Ölpreis (45$/barrel) nicht verkraften. Würden Banken krachen, und wegen ihrer außerordentlichen (100%-igen) Abhängigkeit vom Öl die Wirtschaft zusammenbrechen, hätte dies eine Kettenreaktion in Südostasien und in weiterer Folge in Europa und Rußland zur Folge. Und das würde die USA in derselben Weise treffen.
Wie sind einige der Rahmenbedingungen?
Der US-"war on terrorism" hat, soweit man sieht, bereits jetzt riesige Defizite zur Folge – und dazu ein historisch höchstes Handelsbilanz-Defizit.
Viele Entwicklungsländer folgen dem Beispiel Venezuelas und Chinas (und anderer Länder), ihre Dollar-Währungsreserven gegen Euros (und Gold) zu tauschen.
Die OPEC könnte auf Euro umsteigen – oder eine eigene Öl-gedeckte Währung schaffen. Die anderen Aktivitäten in der islamischen Welt bezüglich eines Gold-Dinars – von Malaysias Premier Mahathir sehr gefördert - sind noch nicht einmal ausgelotet.
Entwicklungsländer mit geringen Dollar-Reserven beginnen ihren Handel auf Barter-Geschäfte umzustellen, indem sie mit Computer-unterstützten Tauschgeschäften ihre unterbewerteten Grundstoffe handeln (Venezuelas Präsident Chavez hat dreizehn solcher Öl-Barter-Verträge geschlossen).
Die USA könnten nicht länger ihr Handels-Defizit (5% vom BIP) finanzieren und auch den angeblichen, weltweiten Krieg ohne Ende „gegen den Terror“ nicht fortsetzen.
Über die Probleme der US-Wirtschaft haben wir schon so viel gesagt, daß es hier nicht nötig ist, darauf nochmals einzugehen.
Was die (US-)Eliten ja verstehen, aber sonst nicht allgemein bekannt sein dürfte, ist der Umstand, daß die Stärke des Dollars per se nicht auf der Leistung der US-Volkswirtschaft beruht. In Wahrheit beruht sie seit 1945 auf dem Privileg, internationale Reserve-Währung zu sein - und als fiat-Währung für die weltweiten Öl-Transaktionen (Petro-Dollar) verwendet zu werden. Die USA drucken Hunderte Milliarden dieser fiat-Petro-Dollar, die dann von den Nationalstaaten zum Kauf von Öl/Energie bei den OPEC-Produzenten (mit Ausnahme des Irak und einiger noch zaghafter Versuche Venezuelas und demnächst wohl des Iran) verwendet werden. Diese Petro-Dollar werden dann von der OPEC zurück in die USA über Treasury-Bills oder andere Dollar-bezogene Werte wie US-Aktien, Immobilien, etc. rezykliert. Dieses Rezyklieren der Petro-Dollars ist der Preis, den die Ölproduzenten zu bezahlen und den sich die USA für ihre bisherige Duldung des OPEC-Kartells ausbedungen haben.
Der Dollar war und ist das globale Instrument der USA schlechthin, und nur der USA[11], die per „fiat!“ produzieren konnten. Der Dollar, eine fiat-Währung, ist trotz des US-Handelsbilanz-Rekorddefizits und der gigantischen Schulden (die USA sind die am meisten verschuldete Nation) auf einem 16-jährigem Hoch. Der Welthandel ist also ein Spiel, bei dem die USA Dollars „produzieren" und der Rest der Welt erzeugt Güter, - die man mit dem Dollar kaufen kann!
Dollar-Hegemonie
Per definitionem müssen die Dollar-Reserven in US-Anlagen investiert werden, womit ein Überschuß im Kapitalverkehr für die US-Wirtschaft entsteht. Sogar nach einem Jahr scharfer Korrekturen sind die US-Aktien immer noch auf einen 25-Jahres-Hoch, wobei sie mit einer Prämie von 56% im Vergleich zu aufstrebenden Märkten gehandelt werden. Der Überschuß der US-Kapital-Bilanz (von ausländischen Investitionen) finanziert damit das Defizit der Handelsseite. Darüber hinaus ist jeder in Dollar geführte Wert, unabhängig von seiner Lokation, effektiv ein US-Wert. Wenn Öl also aufgrund der staatlichen Aktionen in Dollar gehandelt wird, und der Dollar ein fiat-Geld ist, besitzen die USA effektiv die Welt-Ölvorräte zu ihrer freien Verfügung. Und je mehr die USA „greenbacks“ (Dollar) produzieren, umso höher steigt der Preis für US-Werte. Somit bedeutet eine Politik des starken Dollars in doppelter Weise für die USA einen Gewinn.
Diese gegenwärtige ungerechte Situation mit der US-Wirtschaft ist aber nur so lange aufrechtzuerhalten, als:
die Völker das nötige Öl und andere Lebensnotwendigkeiten weiter auf Dollarbasis nachfragen und bezahlen,
die fiat-Reserve-Währung für weltweite Öl-Geschäfte der Dollar – und nur der Dollar - bleibt.
Die Einführung des Euro ist aber ein neuer wesentlicher Faktor, und er erscheint als die hauptsächlichste Bedrohung der wirtschaftlichen US-Hegemonie.
Angesichts dieser Lage wird Amerika den Irak-Krieg führen, Saddam stürzen und dann eine gigantische Ausweitung der irakischen Ölproduktion beginnen, um den Ölpreis nach unten zu drücken, womit man das OPEC-Kartell zu zerstören hofft - und damit die Möglichkeit, das Ölgeschäft auf Euros umzustellen, unterbindet. Darum geht es also beim „Kriege gegen den Terrorismus“. Wie das inszeniert wird, ist auch klar: die USA sagten es ja bereits. Eine US-Militärregierung im eroberten Irak wird dies sicherstellen und als erstes den Irak wieder zum Dollar zurückführen. Dann kann eine Marionetten-Regierung wie in Afghanistan „regieren“. Selbstverständlich werden die Ölfelder vom Militär „geschützt“, damit die Bush-Junta die Förderung bis zur fünffachen der heutigen hochfahren kann, womit alle OPEC-Länderquoten (für den Irak insgesamt 2 Millionen Fässer pro Tag) gesprengt würden. (Wer würde – und könnte aus wirtschaftlichen Gründen - freiwillig seine Quote reduzieren?)
Während des Programmes „Öl-für-Nahrungsmittel“ hat der Irak in 5 Jahren für 60 Mrd.$ Öl verkauft, das sind weniger als 1 Mio. Faß/Tag. Nach entsprechenden Investitionen in die Förderanlagen könnte das auf 7 Mio. pro Tag (2,5 Billionen barrel/Jahr) gesteigert werden. Bei einer Weltproduktion von 75 Millionen/Tag und OPEC 25 Mio./Tag ist klar, daß dies die OPEC vernichten, und weiters, daß der Ölpreis auf vielleicht 10$/b. sinken würde. Damit sparten sich die Öl-importierenden Länder 375 Mrd.$ pro Jahr bei ihrer Ölrechnung.
So heißt es auch: "The Iraq war is not a moneymaker. But it could be an OPEC breaker." (Der Irak-Krieg ist kein Geschäft, aber der Zerstörer der OPEC.)
Diese Überlegungen werden natürlich auch von den Betroffenen angestellt. Was die USA betrifft, so wäre in diesem gefährlichen Spiel das die „beste Möglichkeit“, die dabei herauskommen könnte, wenn alles glatt liefe. Ob aber die OPEC tatenlos zusieht, wenn die USA das irakische Öl auf Teufel-komm-raus zu fördern planen, was ihrem Selbstmord gleichkäme, ist mehr als fraglich. Daß dies nicht der Fall sein dürfte, zeigen auch die weltweiten Widerstände gegen das US-Vorgehen (wobei den Menschen in den Massendemonstrationen diese Zusammenhänge kaum bewußt sind), die praktisch die politischen Initiativen bis hin zu den Erpressungsversuchen der USA de facto scheitern ließen.
Die OPEC wird also aus Selbsterhaltungsgründen das Öl auf Euros umstellen. Diese Entscheidung wäre das Ende der US-Dollar-Hegemonie, - und das Ende des Supermacht-Status.
Der Economist schrieb vor einem Jahr vom Paradox der amerikanischen Macht[12], die zwar auf lange Sicht nicht ernsthaft gefährdet werden könne, aber vor Herausforderungen stünde, die es geraten erscheinen ließen, „Koalitionen“ mit anderen Staaten einzugehen, um nicht mit bloßer Gewalt, sondern mit „soft power“ die Welt dazu zu bringen, das zu tun, was Amerikas Wille ist. Die Argumentation ist eine Mischung aus Wahrheit und Desinformation, Analyse und Drohung.
Interessant ist aber die Betrachtung der „drei Arten der Macht“. Es sind dies:
die militärische Ebene,
die wirtschaftliche und
die „transnationalen Beziehungen jenseits der Kontrolle der Regierungen[13]“
Das ist gewiß richtig, aber doch kaum neu, denn Carl Clausewitz oder Sun-Tsu im frühen China haben wohl ihre Beurteilung der Lage nicht bloß auf die zahlenmäßige Stärke der Streitkräfte ausgerichtet, und schon die Feststellung Clausewitz´, daß der Krieg die Fortsetzung der Politik unter Beimischung anderer – militärischer – Mittel sei, zeigt dies deutlich.
Nye sieht die militärische Macht der USA als „unipolar“ an; sie allein sind in der Lage, atomare und konventionelle Streitkräfte weltweit zu „projizieren“, d.h. damit zu drohen – und Krieg zu führen. Das mag heute so erscheinen, aber noch funktioniert die „Rote Armee“ mit ihren Atomraketen, und China ist einfach zu groß, als daß es von der US-Militärmacht besiegt werden könnte. Die diesbezügliche Ungewißheit liegt wohl darin, daß sowohl Rußland als auch China, als Kulturvölker, es kaum auf eine Probe auf´s Exempel ankommen lassen; womit die amerikanische Drohung[14] – noch – wirkt.
Bei der zweiten Dimension, der wirtschaftlichen – räumt Nye ein, daß sie multipolar sei: Europa, Japan und die USA stünden für 2/3 der Welt-BIP. Dies ist aber bereits eine verzerrte Sicht mit monetaristischen Größen und einem fiat-Geldsystem. Amerika ist, wie wir gezeigt haben, entgegen der Darstellung Nyes, in Wahrheit bankrott. Es lebt von den nicht bezahlten Importen vom Rest der Welt. Obwohl hier „Multi-Polarität“ eingeräumt wird, ist Amerika gerade hier am tödlichsten bedroht.
Die dritte Dimension, die transnationalen Beziehungen, sind ebenfalls ein eigener Fall. Die Rolle der Banken wird geradezu bescheiden neben Hacker und Internet gestellt. Sie ist aber überwältigend und in Quasi-Friedenszeiten das bevorzugte US-Kriegsmittel zur Destabilisierung fremder Länder. Hier erzählt Nye von einer „weitgestreuten Macht, und es hat keinen Sinn, hier überhaupt von Unipolarität, Multipolarität oder Hegemonie zu sprechen“. Nun, dieses Herunterspielen einer anonymen Macht (des Dollars), die natürlich eine eindeutige Adresse hat, gehört zu den Arkana der US-Politik. Wo man nicht weiß, wo oder von wem man angegriffen wird, ist die Gegenwehr schwierig, wenn nicht unmöglich. Aber hier spielen die USA, oder sollte man präziser sagen: die „Ostküste“, eine dominante Rolle. Sehen wir z.B. die Lage in Japan an. Um seine Finanz- und Schuldenprobleme zu lösen, müßte Japan nur etwa eine Billion Dollar (1.000 Mrd. $) an amerikanischen Werten – die es besitzt! - auflösen. Dies würde die USA in den Abgrund stürzen, – und daher machte auch der (inzwischen zurückgetretene) US-Finanzminister O´Neill klar, daß den Japanern diese Option nicht offensteht!
Aber gerade diese Ebene funktioniert nur so lange als Machtfaktor, als der Rest der Welt sich die US-Regeln aufoktroyieren läßt: d.h. den Dollar als Reservewährung akzeptierte. Auch dann noch, als 1971 Nixon die Golddeckung des Dollars widerrief, und der Dollar seither nur noch Papiergeld der Art ist, wie es John Law auch zur Zeit der Französischen Revolution „erfand“, also legales Falschgeld ohne jegliche Deckung.
Nyes spricht also sehr genau die Schlüsselbereiche an, vernebelt sie aber auch mit Desinformation. Er sagt uns, „daß die internationale finanzielle Stabilität von vitaler Bedeutung für das Wohlergehen der Amerikaner sei, aber die Vereinigten Staaten hier die Kooperation anderer benötige, um dies sicherzustellen.“ – Nur das ist nun zu Ende. Daher stürzt das Gebäude ein, dem eine seiner tragenden Säulen weggebrochen ist.
Eines der kleinen schmutzigen Geheimnisse der „Weltordnung“ ist also, daß der „Rest der Welt“ die USA vom Thron stürzen könnte, wann immer man sich zum Sturz des Dollar-Standards entschlösse. Diesem Dilemma kommt Amerika in nächster Zukunft nicht mehr aus. Daß dies noch nicht in Gang gesetzt wurde, hängt mit den damit verbundenen tiefgreifenden Erschütterungen aller „westlichen“ Nationen zusammen, die sie fürchten. Das könnte sich aber ändern, je mehr sich die USA selbst als „super-rogue“ (größter Schurke) vor der ganzen Welt gebärden. Es könnte also gerade dazu kommen, was die USA mit ihrer Politik verhindern wollen.
Japans Wirtschaft könnte bei einem Krieg – und zeitweilig hohen Ölpreisen – kippen, Iran, Venezuela und all die erwähnten anderen Länder könnten sich zum Euro als Handelswährung wenden, womit die OPEC-Entscheidung für den Euro als fiat-Währung (die auch der Euro ist!) nur beschleunigt würde. Darüber hinaus ist die US-Regierung in der konkreten Politik bei ihren Untugenden geblieben:
massive Ausweitung des Defizits,
Mangel an einer durchgreifenden Durchsetzung wirksamer Börsenaufsicht (SEC),
gescheiterte Wirtschafts- und Steuerpolitik.
Die Amerikaner haben davon kaum eine Ahnung, da dies aus den US-Massenmedien ausgeblendet wird. Sie werden – wie auch Europa – mit Konsum und Unterhaltung (panem et circenses) abgefüttert. Nur im Internet und „Samisdat“-Veröffentlichungen stehen noch „echte Informationen“.
Résumé
Es ist wahrscheinlich, daß jeder Versuch von OPEC-Staaten, zum Euro überzugehen – im Mittleren Osten oder Lateinamerika – von den USA mit offener militärischer Intervention oder verdeckter Geheimdienst-Operation bekämpft wird. Unter dem Vorwand des andauernden „Krieges gegen den Terror“ manipuliert die US-Regierung die Amerikaner – und über die US-beherrschten Medien – die ganze Welt, und täuscht sie über die wirtschaftlichen Gründe des drohenden Irak-Krieges. Dieser hat nichts mit irgend welchen Bedrohungen durch Saddam Husseins MVW-Programm zu tun. Es ist ausschließlich ein Krieg um die weitere Vorherrschaft des Dollars als Öl-Währung. Diese Situation ist nicht erst eine, die sich in den letzten Monaten entwickelt hätte, sondern stand schon vor dem Regierungsantritt Bushs – als Lobbyist der Öl-Konzerne – fest, wie auch die bankrotte Lage der USA schon lange so ist, wie sie ist. Der 11. September war daher – wie viele dies klar erkannten – das „zweite Pearl Harbour“, mit dem die Kriegspropaganda angeworfen wurde.
Die Auseinandersetzung des Dollars mit dem – von den USA eigentlich miterfundenen - Euro wird unvermeidlich sein. Damit wird zu den „Religions-“ und „ideologischen“ eine neue Kategorie von Kriegen kommen: Währungs-Kriege. Die hatte man ja noch nicht 1945 abgeschafft.
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* Auf die Hervorbringung von Geld bezogene Anspielung aus dem Schöpfungsbericht des Alten Testaments: "Fiat lux!" (lat.) - "Es werde Licht!"
[1]Man erinnere sich des IHT-Artikels von William Pfaff über den „gekauften Präsidenten“. International Herald Tribune vom 24. 1. 2002, „The American Problem is Domination of Politics by Money”.
[2] Diese Informationen sind in den US-Medien völlig totgeschwiegen; nur ein Radio Free Europe-Artikel vom 6. Nov. 2000 besprach dieses Quasi-Staatsgeheimnis, von dem auch der Spiegel hier berichtete. Recknagel, Charles, Iraq: Baghdad Moves to Euro, http://www.rferl.org/nca/features/2000/11/01112000160846.asp
[3] Auch hier der Hinweis auf Ch. Goodhart, der bezogen auf die Euro-Einführung auch hier die Möglichkeit des Staatsbankrotts sah.
[4] Gutman, Roy & Barry, John, Beyond Baghdad: Expanding Target List (Über Bagdad hinaus: Erweiterung der Liste: Washington denkt über eine Reorganisation der arabischen und islamischen Welt nach), 11. August 2002
http://www.unansweredquestions.net/timeline/2002/newsweek081102.html
[5] „Mehr als die Hälfte der Devisenreserven des Landes wurden in Euro getauscht“, erklärte Mohammad Abasspour von der Entwicklungskommission des Parlaments. 'Forex Fund Shifting to Euro', Iran Financial News, 25. August 2002. http://www.payvand.com/news/02/aug/1080.html .
[6] 'Economics Drive Iran Euro Oil Plan, Politics Also Key' (Die Wirtschaft ist für den Euro-Öl-Plan ausschlaggebend, aber auch die Politik spielt eine Schlüsselrolle), August 2002
http://www.iranexpert.com/2002/economicsdriveiraneurooil23august.htm
[7] Birms, Larry & Volberding, Alex, 'U.S. is the Primary Loser in Failed Venezuelan Coup', (Die USA sind die Hauptverlierer des gescheiterten Putsches in Venezuela), Newsday, 21. April 2002
http://www.coha.org/COHA%20_in%20_the_news/...21_02_us__venezuela.htm .
[8] 'Euro continues to extend its global influence' (Der Euro dehnt seinen globalen Einfluß weiter aus), 7. Januar 2002
http://www.europartnership.com/news/02jan07.htm
[9] Gluck, Caroline, 'North Korea embraces the Euro' (Nord-Korea schließt sich dem Euro an), 1. Dezember 2002
http://news.bbc.co.uk/1/hi/world/asia-pacific/2531833.htm .
[10] 'The Choice of Currency for the Denomination of the Oil Bill,' (Wahl des Währungs-Standards für Öl), Rede von Javad Yarjani, OPEC Marketing Analysis Department, April 2002
http://www.opec.org/NewsInfo/Speeches/sp2002/spAraqueSpainApr14.htm .
[11] Um genau zu sein, sind es nicht die Vereinigten Staaten, sondern es ist eine private Bank in jüdischem Besitz! Das Federal Reserve System ist keine staatliche Behörde wie z.B. die Deutsche Bundesbank oder das US-State Department, sondern ein privates Bankenkonsortium, das aus folgenden Geldhäusern besteht:
- Rothschild Bank of London
- Rothschild Bank of Berlin
- Lazard Brothers of Paris
- Israel Moses Seif Banks of Italy
- Warburg Bank of Hamburg
- Warburg Bank of Amsterdam
- Lehman Brothers New York
- Chase Manhattan Bank of New York
- Kuhn-Loeb Bank of New York
Goldman Sachs Bank of New York
[12] The Economist vom 23. März 2002 „The new Rome meets the new barbarians“ (Rom trifft auf die neuen Barbaren) von Joseph Nye, Dekan von Harvards Kennedy School of Government und früherer „Assistent Secretary of Defense“ (1994-95), steht gemeinsam mit Samuel Huntington als Herausgeber von „Global Dilemmas“ im Zentrum der Ideologie-Schmiede, die die heutige US-Politik de facto bestimmt.
[13] Beispielsweise die elektronischen Transfers gigantischer Summen durch das Bankensystem, die (unvermeidlichen) terroristischen Netzwerke, die weltweit Waffen und Drogen verschieben, das Internet(!), oder Computer-Hacker(!).
[14] Madeleine Albright: „... we have the means and the will to use it!“ (… wir haben die Mittel, und den Willen sie einzusetzen!)
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© 2003 / V.i.S.d.P. Gerhoch Reisegger
[4.3.2003]
Text von der Seite www.staatsbriefe.de
Viele Grüße
aus dem Ruhrpott
Optionen
1 mal grün !!!
Die Kernaussagen dieses Artikels
findest Du kürzer gefasst auch hier:
http://www.ariva.de/board/158400/thread.m?a=
Gruß Schepper
Optionen
Mir fällt dazu ein, wie ich vor über 2 Jahren in nem Biergarten mit meinem Bruder über die Kursstürze
an den Börsen gesprochen hatte und er damals seinen Verdacht äusserte, das es sich um eine groß
angelegte Manipulation handeln könne, in der europäische und vor allem deutsche Unternehmen "sturmreif" gebombt werden sollen um dann billigst die Wirtschaft übernehmen zu können.
Nun, die Übernahmewelle hat offenbar begonnen. Wella, Kirch Medien...
Irgend wie, ich kann es nicht mit Fakten belegen, passen die Geschehnisse in der Welt der letzten 2..3 Jahre
zusammen und sagen mir, das ganz schlimme Zeiten kommen werden und zwar aus Richtung Westen jenseits
des großen Wassers.
Der Beitrag bestärkt mich immer mehr, das nicht ein Saddam oder sonst ein Diktator auf der Welt die Freiheit und
den Frieden bedrohen, es ist US-Amerika, oder besser, die Bosse großer Weltunternehmen und jede Menge von mit diesen Weltkonzernen verquickter Politikerclans.
Pieter
Optionen
Ein rechter Herausgeber und Journalist:
Dr. Phil Hans-Dietrich Sander
und die Staatsbriefe
Die Biographie
Der heute in München lebende Journalist und Herausgeber der rechtsextremen Zeitung Staatsbriefe wurde 1928 geboren. Nach dem Studium in Ost-Berlin arbeitete Sander mehrere Jahre als Dramaturg im Umfeld Bertold Brechts. Er flieht 1957 nach Berlin und arbeitet noch in diesem Jahr als Journalist für DIE WELT. Sander promoviert 1969 bei Hans-Joachim Schoeps in Erlangen. Seit 1975 schreibt er als freier Journalist u.a. für Criticón und wird 1982 Chefredakteur Der Deutschen Monatshefte. Seit 1990 gibt er die Staatsbriefe heraus und veröffentlicht im selben Jahr auch im Krefelder Sinus-Verlag, der viele neurechte Autoren protegiert, sein Buch Der nationale Imperativ.
Sander hält Referate bei der Berliner Kulturgemeinschaft Preußen, der Gesellschaft für freie Publizistik, Die Nationalen, Deutsche Liga für Volk und Heimat etc. zum Thema Europa oder das deutsche Reich. Er schreibt als Autor für die rechtsextremen Postillen: Nation Und Europa, Mut, Sleipnir und Criticón. Vor allem in den 70er und 80er Jahren leistete Hans-Dietrich Sander einen bedeutenden Beitrag zur Radikalisierung des konservativen Nationalismus.
Die Staatsbriefe
Heute erscheinen die Staatsbriefe aus München im monatlichen Eigenvertrieb und werden an ungefähr 1000 Abonnenten verschickt. Die Planungen zur Herausgabe der Staatsbriefe betrieb Sander seit 1987. Zur Finanzierung des Unternehmens suchte Sander „200 Deutsche, die eine einmalige Spende von DM 1000.- leisten sollten“. Das eingerichtete Treuhandkonto verwaltete der Herforder Rechtsanwalt Paul-Werner Beckmann, bis 1988 waren aber erst 65.000 DM zusammengekommen. Im Zuge der Wiedervereinigung gab Sander dennoch 1990 das erste Heft heraus, ist aber weiter auf Spenden angewiesen um ein regelmäßiges Erscheinen zu gewähr- leisten.
Vor allem im ersten Jahr erhielt Sander Unterstützung aus konservativen Kreisen, zu seinen Mitarbeitern zählten:
Günter Zehm, von 1977-1989 stellvertretender Chefredakteur bei Die Welt und ehemaliger Ressortschef für „Kultur“ und „Geistige Welt“, später Lehrbeauftragter in Jena. Zehm distanzierte sich zunehmend von Sander, publizierte als Pankraz im Rheinischen Merkur und bei den Republikanern, seit 1995 unter Pseudonym Pankraz in der Jungen Freiheit.
Armin Mohler
Robert Hepp, Bevölkerungswissenschaftler aus Osnabrück
Hans Hausberger, Unternehmenberater in Köln, Kuratoriumsvorsitzender der „Franz-Schönhuber-Stiftung“ und Freund von Carl Zimmerer, dem Mentor der Düsseldorfer Herrenrunde. Dieser ist wahrscheinlich einer der Finanziers der Staatsbriefe. Hausberger stand im Juni 2000 noch auf der Autorenliste der Jungen Freiheit.
Hans-Michael-Fiedler, ehemaliger NPD-Funktionär
Karl-Heinz Kausch, der neben Carl Zimmerer ein Mitinitiator der rechten Düsseldorfer Herrenrunde ist.
Helmut Kamphausen, ein ehemaliger Mitarbeiter bei Löwenthals ZDF-Magazin, der auch bei Lesertreffen von Ernst-Otto Remers Blatt Recht und Wahrheit auftauchte.
Günter Maschke, ein ehemaliger Linker, der zu einem Anhänger des konservativen Staatstheoretikers Carl Schmitt wurde und ebenfalls für die Junge Freiheit schreibt.
Dr. Reinhold Oberlercher, ebenfalls ein ehemaliger Linker, der heute häufig mit Horst Mahler zusammenarbeitet
Den organisatorischen Rahmen der Leserschaft bilden die Staatsbriefe-Lesertreffen, welche stets konspirativ veranstaltet werden. In ihnen finden auch Debatten über Rechtsterrorismus statt und sie sind auch Plattform für ein breiteres rechtsextremes Spektrum. So erscheint dort auch mal Christian Worch und der Berliner Leserkreis hatte gute Verbindungen zu den Nationalen (Wichtige Mitglieder dort waren: Frank Schwerdt, Andreas Storr, Rudolf Kendzia, Christian Wendt). Eine enge Zusammenarbeit findet ebenfalls mit Röhlers Sleipnir statt.
Die Staatsbriefe wurden zwar nicht zu dem rechten Theorieorgan, wie von Sander erhofft, stellen aber ein Bindeglied zwischen Rechtsextremismus und Konservatismus dar. Dies gilt auch obwohl Teile der konservativen Mitarbeiter wieder von der Zeitung Abstand nahmen.
(Quellen: Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, Jens Mecklenburg (Hg.); Rechte machen Kasse, Franziska Hundseder)
15.01.2001
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bekannt, dass die Rechten und Rechtsextremen
über intelligente Zentren und Organe
verfügen. Eine ziemlich beunruhigende Tatsache.
Daran ändert auch nichts, dass manche(wenige)Analysen
präzise zutreffen. Es kommt am Ende immer darauf
an, welche Konsequenzen aus den gewonnenen
Erkenntnissen gezogen werden:
deutschnationales Gesülze oder
neue Ideen zur Verbesserung
der internationalen Solidarität.