Toll, dass Du so einen Thread ins Leben gerufen hast!
Freut mich, dass Dir Bon Iver gefallen hat.
Musik ist bei mir ebenfalls eine Leidenschaft. Kunst - Unterhaltung... mhm... das eine kann sicher auch zugleich das andere sein, der Unterschied ist dabei allerdings nicht kleiner als der von Kunst und Design.
Das eine möchte gefallen, und verbindet Funktionalität mit einer ansprechenden und zeitgemäßen Form. Auch dies kann von einer gewissen Philosophie und Weltanschauung getragen sein. Das Objekt selbst verzichtet zumeist aber auf jegliche weitergehende Aussage. Das andere legt hingegen auf Funktionalität und jede Form von Zweckgebundenheit, Mode etc. hingegen keinen besonderen Wert. Kunst ist in meinen Augen letzlich nichts anderes als ein ideeller und zutiefst subjektiver Selbstausdruck, der vom Moment des Aussergewöhnlichen und seiner Umsetztung lebt.
Das soll selbstverständlich keine erschöpfende Definition des Kunstbegriffes darstellen. Da haben sich schon andere die Zähne dran ausgebissen. Es soll vielmehr das grobe Feld abstecken, und die Unterscheidung zwischen Kunst und Unterhaltung ein bisschen mit Inhalt füllen. Die Sache möchte ich dabei keineswegs überdehnen. Meine Herangehensweise an Musik ist letzlich viel weniger intellektuell geprägt, als dies gerade klingen mag.
Am Ende braucht es einfach dieses gewisse Etwas, das nur schwer in Worte zu fassen ist, und mit dem was in den Charts und im Radio läuft meistens so wenig zu tun hat.
Musik geht vermutlich wie kaum eine andere Kunstform über die Emotion. Insofern verstehe ich auch, was Du mit dem emotionalen "all in" meinst. Um eine bestimmte Resonanz auszulösen, muss dabei m.E. allerdings auch der geeignete Boden in einem selbst vorhanden sein. Die eigene Stimmung aber auch persönliche Assoziationen, spielen beim Erleben von Musik immer eine große Rolle.
Die vermeintlich "depressive Hochkultur" ist dabei m.E. in großen Teilen eher Pose als eine wirklich authentische Haltung. Große (Kunst)Werke werden bekannter Maßen nur selten aus einem Zustand der Zufriedenheit geschaffen, sondern vielmehr aus einem Mangel an irgendetwas. Dies mag einer der Gründe sein, weshalb manche Künstler sich selbst und ihren Werken gerne einen gewissen Anstrich geben.
Auf der anderen Seite wird dieses Etikett oftmals auch sehr voreilig vergeben.
Mit Portishead hast Du der ganzen Sache natürlich gleich die Spitze aufgesetzt. Schöner und reiner aber auch untröstlicher könnte Nihilismus kaum klingen. Bei Beth Gibbons ist es keine Pose, darin besteht wohl kaum ein Zweifel. Dummy und Portishead waren dabei sicherlich 2 der wichtigsten Alben der 90er. Nichts für jeden Tag, aber man geht ja auch nicht jeden Tag in die Oper. Dabei ist trotz allem irgendetwas am Sound der 90er, das mir insgesamt nicht so liegt. Gibt natürlich auch ein paar Ausnahmen. Ich fühle mich eher in den 80ern und vor allem auch im letzten Jahrzehnt zuhause und bin schon sehr gespannt, was nun in diesem Jahrezehnt neues entsteht.
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