"Könnte es sein, dass Du bei Gagfah im Management sitzt?" Das könnte zwar sein, ist aber tatsächlich nicht der Fall. Ich bin allerdings Gagfah-Aktionär.
"Assetmanagement ist eben eine gesamtheitliche Betrachtung der Assets und der Assetoptimierung in Richtung Wertentwicklung, Optimierung, Mietsteigerungspotential, Abverkauf abzuwertender Regionen, Pflege der Cash-Cows, etc. " Achso. Bis jetzt ist mir das als Wohnungswirtschaft bekannt gewesen. Aber alle 20 Jahre muß der Wein natürlich in neue Schläuche gefüllt werden. Sonst würde es ja so aussehen als ob die Di-Mi-Do Professoren nichts täten. Bei Gagfah wird das mE gemacht. So wird gelegentlich erwähnt daß man sich beim Blockverkauf auf 'non-strategic' assets konzentriert. Ebenso werden Objekte, deren Entwicklungspotential man als gering einschätzt verkauft. "Der Umgang mit dem sogenannten "Schweizer Käse" in den Wohnblöcken, der durch einzelnen Abverkauf entstanden ist, aber teils nie abzuschliessen ist, spielt hier auch eine gewichtige Rolle." Mit dem Schweizer Käse geht Gagfah in zweierlei Weise um: Zum einen versucht es den zu vermeiden, indem es Wohnungen "Hausweise" verkauft. Wenn die letzten drei im Erdgeschoß nicht weggehen wollen, dann wird auch schon 'mal mit einem Preisnachlaß nachgeholfen. Zum anderen versucht es den Schweizer Käse, soweit er denn zumindest als übergangserscheinung unvermeidlich ist, zu managen. Deswegen hat Gagfah einen Schweizer-Käse-Spezialisten, den Mr Brennan, als Chief Executive Officer bestellt. Mr Brennan hat seine Erfahrungen auf dem Gebiet nämlich bei einer timeshare gesellschaft gesammelt. Bei timeshare ist der Schweizer Käse sozusagen Teil des Geschäftsmodells. Wobei Käse und Löcher dort sogar in vier Dimensionen auftreten. Das Management von Wohnungen und Wohnhäusernen für Dritte ist ein wachsendes Geschäftsfeld der Gagfah. "Im Prinzip werden ebenso Micro-, wie auch Macrocluster auf langfristige Nachhaltigkeit der definierten Ziele einer renditeoptimierten, virtuellen (... so soll es werden!) Unit betrachtet. An dieser "Zielunit" richtet sich die Strategie aus. Natürlich auch die Instandhaltung" Hierbei muß man insbesondre beachten, daß das Ziel selbst sich ja bewegt. Was in 30 Jahren als Standard für Neuwohnungen gilt weiß doch heute sowieso niemand. "Dies dann aber auch in Verbindung mit einer Langfriststrategie inklusive Hinblick auf die Unternehmensentwicklung und der Kurspflege, etc." Kurspflege ist keine Aufgabe einer Aktiengesellschaft. Der Kurs wird von den Aktionären gemacht. Wenn jemand meint, daß es zu billig ist, kann er halt seine Dividenden reinvestieren. Aufgabe einer Aktiengesellschaft ist es gut zu wirtschaften und die Aktionäre angemessen zu informieren. Und beides macht Gagfah besser als alle anderen mir bekannten in Deutschland tätigen böersennotierten Immobiliengesellschaften. Was nicht heißen soll, daß es dort keinen Raum für Verbesserungen gäbe. Wer die Volatilität nicht aushält hat bei Aktien nichts verloren. Was passiert wenn man ein volatiles Underlying per Fondszertifikat in eine marktgängige und ebenso kursstabile Anlage umzufälschen versucht konnte man ja jüngst bei den offenen Immobilienfonds beobachten. Die waren auf einmal geschlossen. "Ergo: Assetmangement ist ein hochkompliziertes Managementsystem und setzt nicht nur die Software, sondern viel Erfahrung bei den Implementierenden, sowie die ständige Einbindung wirtschaftlicher Entwicklungen wie auch der Bevölkerungsentwicklung voraus."
Vor Softwaregläubigkeit muß dringend gewarnt werden. Dann machen die Bübchen nämlich nur noch was sie mit ihrer Software machen können, weil sie das von der Software abgebildete Modell für realistisch halten. Das läuft dann so wie bei den Banksterburschen, die Schrottanleihen gekauft haben weil sie ja schließlich von den Ratingagenturen mit AAA bewertet wurden. Programmgesteuert. In der Wohnungswirtschaft ist im Grunde jede Wohnung ein Individuum. Es gibt zwar zwischen Wohnungen auch Gemeinsamkeiten, aber wo die Gemeinsamkeiten anfangen und wo sie aufhören ist nur mit aus Erfahrung geborenem Gespür zu erfassen. Sollte wider erwarten ein perfektes Wohnungswirtschaftsprogramm entwickelt werden, dann könnte man die Immobilienmanager natürlich durch dasselbe ersetzen. Man könnte ebenso die Wohnungswirtschaft in Gemeineigentum überführen, da ja das Programm ja alles vorausplanen kann. Risiokoträger und eine Vielfalt von unterschiedlichen Wohnungswirtschaftsstrategien wären schließlich nicht mehr erforderlich.
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