Lächerlich! Fantastic - Und niemand will es gewesen sein 29. September 2000
Als Fantastic am 28. September 1999 an die Börse ging, lag der Ausgabepreis eines zehnprozentigen Aktienanteils (Co-ownership Interest) bei 45 Euro. Wenig später war er 470 Euro wert, womit Fantastic einen Börsenwert von 8.6 Milliarden Franken erreichte. Und obwohl alle wussten, dass Fantastic auf Jahre hinaus nicht einmal ein einziges lächerliches Prozent des Börsenwertes als Umsatz erzielen würde, geschweige denn dabei noch Gewinn machen könnte, empfahlen die Auguren Fantastic allenthalben zum Kauf. Und ein Jahr später berichtet nun das Firmelchen, das sich stolz "First in Broadband Multimedia" nennt, dass der Umsatz in den ersten neun Monaten des Jahres 2000 zwar um 13% auf 15.1 Millonen Dollar gestiegen ist, dass aber gleichzeitig der Verlust um 41% auf 46.7 Millionen Dollar zugenommen habe. Dumm gelaufen - aber CEO Reto Braun ist zuversichtlich, dass der Markt für Breitband Multimedia weiter wachse, "albeit at a slower pace than anticipated".
Lächerlich! Es gibt diesen Markt nicht (warum sonst hat Fantastic sich entschlossen, nun statt Produkte Dienstleistungen zu verkaufen), aber männiglich tut sich schwer mit dem Eingeständnis, dass man im kollektivem Wahn dem Traum vom grossen Geld hinterhergerannt ist, niemand mag an seine früheren Versprechungen (wie etwa FuW - dass nämlich "die Entwicklung des Umsatzes von Fantastic den Träumen von Investoren entspricht") erinnert werden, und natürlich hat keiner jemals Anteile von Fantastic gekauft. Man hat es ja schon immer gewusst, dass die nur heisse Luft verkaufen. Nichts zeigt deutlicher als die Geschichte von Fantastic (oder Complet-e, oder Miracle), dass es an der Zeit ist, die Börse dem Spielbankengesetz zu unterstellen, und dass die Banken ihre Bankiervereingung aufgeben und stattdessen endlich eine professionelle Croupiervereinigung gründen. So würden sie diejenigen, die als Kind gerne Monopoly gespielt und mit Würfel und Papiergeld auf ihre Zukunft als Investoren geübt haben, auch sprachlich leichter abholen können; statt "Net Loss per GDR" heisst es dann eben "Chance" und "Kanzlei", und wer Glück hat und die Geburtstagskarte zieht, bekommt von jedem Mitspieler 200 Franken. Und die Schaumschläger & Seelenverkäufer vom Schlage eines Peter Ohnemus erwischen dabei hoffentlich das Feld, das sie verdienen: Auf direktem Weg ins Gefängnis (nicht über Start).
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