von Flassbeck durchgelesen. Ich stimme Flassbeck nicht zu, obwohl ich einige seiner Überlegungen "durchaus" (Gruß an Zanoni) bedenkenswert finde.
Dass Flassbeck im Endeffekt falsch liegt, zeigt folgender prototypischer Satz von ihm, der aus dem vo fill verlinktem Papier stammt:
Flassbeck: "Weil die Zusammenhänge so wie oben beschrieben sind, gibt es empirisch keinen Zusammenhang zwischen Inflation und Geldmenge."
Diese Aussage lässt sich anhand eine historischen Beispiels überzeugend widerlegen: Wie ist es zur Hyperinflation in Weimar gekommen, die dazu führte, dass ein Laib Brot Ende 1923 mehrere Billionen Mark kostete?
Diese Hyperinflation entstand, weil sie GEWOLLT war. Die Regierung druckte nach Ende des 1. Weltkriegs böswillig immer mehr Banknoten. Sie hat also bewusst und fahrlässig die Geldmenge drastisch erhöht. Ziel war, dem Geld auf diese Weise die Kaufkraft zu nehmen. Immer mehr Papiergeld "jagte" immer weniger physische Waren.
Und warum wollte die Regierung die Geldentwertung? Sie wollte damit die Kriegsanleihen WERTLOS machen, die Kaiser-Wilhelm 1914 ff. an dummerhafte Hurrapatrioten verkauft hatte. Eben weil der Staat nach dem verlorenen Krieg weder Lust noch Mittel hatte, für seine "inneren" Schulden einzustehen.
Den Siegermächte schwante bereits 1918, dass der deutsche Staat sich mit solchem Gelddruck-Betrug aus der Affäre stehlen würde. Deshalb hatten sie die Reparationszahlungen im Versailler Vertrag vorsorglich in GOLD-Mark festgelegt.
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Heute drucken die Notenbanken elektronisch Geld. Sie weiten ihre Bilanz aus. Sie kaufen also von nicht vorhandenem Geld Staatsanleihen. Das Geld entsteht aus einer internen Luftbuchung. Auf der Aktivseite stehen anschließend die aufgekauften Staatsanleihen, auf der Passivseite die künstlich geschaffenen Euros, mit denen diese gekauft wurden. Die Bilanz ist ausgeglichen (linke Tasche = rechte Tasche). D.h. der Wert auf beiden Seiten der Bilanz ist gleich hoch. Fill wähnt daher, Geldrucken sei "neutral".
Fakt ist freilich, dass die EZB auf diese Weise ihre BiIanzsumme stark ausgeweitet hat - auf nunmehr über 9 Billionen Euro! Davon entfallen 5 Billionen auf aufgekaufte Staatsanleihen aus der Eurozone. Mit diesen Aufkäufen betrieb die EZB die ihr per Maastricht verbotene "Staatsfinanzierung aus der Notenpresse".
Die kriminelle Energie, die dahinter steckt, ist zwar nicht ganz so schlimm wie in Weimarer Zeiten, aber dennoch erheblich. Denn der Geldentwertungseffekt ist in beiden Fällen ähnlich.
Es ist eben nicht nur die "Energieinflation" aus den Russlandboykotts, die die Preise hochgetrieben hat. Es wurde - wieder mal - zu viel Geld gedruckt, und die Energieinflation ist sozusagen nur der Korken, der jetzt knallend aus der Gelddruckflasche geflogen ist.
Warum ist Gelddrucken - 1923 wie heute - grenzkriminell? Weil der Staat damit die Sparer um ihre Ersparnisse betrügt. Die Kaiser-Wilhelm-Anleihenkäufer verloren alles, aber damals eben auch kleine Sparer, die mit dem Kaiser und Krieg gar nichts am Hut hatten und ihr Bargeld im Sparschwein oder Strumpf hatten.
Bei der EZB-Inflation werden die Sparer der Nord-Länder "gemolken" - via galoppierender Inflation. Grund: Die Wackel-Konstruktion des Euro hat die "permanente Rettung" der wirtschaftlich für den Euro zu schwachen Südländer "alternativlos" gemacht. Für die Dauerrettung kauft die EZB seit Jahren laufend Eurozonen-Anleihen. Anfangs Anleihen aller Länder, damit es nicht als Südstaaten-Finanzierung auffällt. Neuerdings aber kauft die EZB aber mit ihrem neuen Transmissionprogramm (TIP) gezielt den PFIGS-Schrott. Damit lässt sich die PFIGS-Staatsfinanzierung aus der EZB-Notenpresse nicht mehr leugnen!
Ob fill und flassbeck recht haben oder "Bedenkenträger" wie ich, wird man daraus ersehen können, ob die Inflation in den nächsten Jahren tatsächlich DEUTLICH zurückkommt, und damit meine ich auf Werte um 2 %.
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