Dreitausendfünfhundert Tote und nichts erreicht
Trotz oder vielmehr wegen der Abwesenheit eines realistischen Kriegsziels kam es dann unter der Obama-Regierung zum „surge“, also „Schwall“, einer erheblichen Aufstockung der Truppen auf bis zu 140.000 anwesende ausländische Soldaten, was aber in Bezug auf das Kriegsziel der Einführung einer neuen Gesellschaftsordnung immer noch unplausibel wenig war. Damit stiegen auch die Verluste der westlichen Truppen massiv an, von zweistelligen Zahlen während der Phase der Strafexpedition auf 710 im Jahre 2010, ohne dass wirkliche Erfolge sichtbar wurden. Auch Präsident Obamas Konzentration auf den Einsatz von Drohnen und Spezialeinheiten änderte daran nichts, außer dass die Zahl der eigenen Verluste immerhin wieder sank. In der Abwesenheit einer plausiblen Strategie wurde aus Afghanistan Amerikas am längsten währender Krieg. -------------------------------------------------- Kommentar:
Jan-Hendrik Schmidt / 16.04.2021
Afghanistan ist ein weiterer Fehlschlag der USA und aufgrund der Länge des Einsatzes wohl der größte seit dem Vietnam-Krieg. Es zeigt sich: Der Demokratie-Export zu Völkern des Orients und Zentralasiens ist völlig sinnlos, zumal der Islam mit seinem politischen Charakter als Staatsreligion der westlichen Gewaltenteilung und Gleichberechtigung fundamental entgegensteht. Zudem, und das sind die entscheidenden Faktoren, handelt es sich bei diesen Nationen oftmals um koloniale Kunstgebilde mit multi-ethnischer Bevölkerung. Das afghanische Volk gibt es nicht, sondern es gibt Paschtunen, Usbeken und Tadschiken, die um die Macht im Staate rangeln und sich gegenseitig auszuspielen versuchen, auch unter Zuhilfenahme der Taliban. Unter solchen Umständen kann es nie zu einem stabilen Staat kommen. Die Welt außerhalb des weißen Westens tickt eben tribal und ethnozentrisch, was man sich im Westen nicht eingestehen mag, da es die eigene Einwanderungspolitik und deren ideologisches Framing auf den Kopf stellt. Die in den USA entstandene Parole “Vielfalt ist unsere Stärke” (“Diversity is our strenght”) ist ein Euphemismus, um eine gescheiterte Bevölkerungspolitik schönzureden. Vielfalt ist natürlich keine Stärke, sondern ein permanenter Herd von Konflikten und Spaltung. Die Parole hat auch einen echten orwellschen “1984”-Bezug, wo Begriffe durch paradoxe Bezugnahme genau in ihr Gegenteil verkehrt werden: “Unwissenheit ist Stärke”, “Krieg ist Frieden”. Die deutsche Variante der amerikanischen Parole lautet: “In Vielfalt vereint” und sollte auch mit dem “1984”-Preis ausgezeichnet werden. Ein System ist dann zum Scheitern verurteilt, wenn es seine eigene Propaganda zur Kaschierung von Fehlannahmen zu glauben beginnt. Was für den Kommunismus der Glaube an die Planwirtschaft war, obwohl überall Mangelwirtschaft herrschte, ist für den Westen der Glaube an Einigkeit unter “Vielfalt” (ethnisch-kulturelle Unterschiedlichkeit) trotz Parallelgesellschaften und Segregation.
https://www.achgut.com/artikel/...ionen_im_afghanischen_kreis_gedreht
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