Indien und China rollen den Automarkt auf
Liebe Leser,
nahezu jede Woche erreichen uns Meldungen über die Neuverteilung der Rollen in den globalen Schlüsselindustrien. Gerade sind wieder zwei solche Nachrichten über die Stärke von Indien und China im Automarkt über die Bildschirme getickert.
Zum einen ließ der chinesische Autokonzern Geely die Muskeln spielen. Selbstbewusst kündigte das Unternehmen an, es werde die Produktion beim schwedischen Autobauer Volvo im Fall einer Übernahme verdoppeln. Dies gehe aus einem internen Plan für die Verkaufsverhandlungen mit dem bisherigen Volvo-Eigner Ford hervor, berichtete das gewöhnlich gut unterrichtete "Wall Street Journal" (WSJ).
Die höchstwahrscheinlich von Geely selbst an die Presse gegebene Offerte ist nichts anderes als ein Bewerbungsschreiben, das es Ford unmöglich machen soll, die schwedische Tochter nicht an die Chinesen zu verkaufen – schließlich geht es darum, für die Arbeiter in Schweden einen starken neuen Eigner zu finden. Die Strategie wirkt: Das US-Unternehmen habe Geely schon als "bevorzugten Bieter" eingestuft und soll nach inoffiziellen Angaben bereits ein Angebot über zwei Milliarden Dollar (1,3 Mia Euro) bekommen haben, hieß es in dem Bericht.
Welch Kulturbruch: Die schwedische Automarke Volvo, eine Ikone der Autobahnen, in chinesischer Hand. Unkaputtbarer Schwedenstahl unter der Führung eines No-Name-Produzenten, dessen Namen bislang nur Experten bekannt ist. Doch Geely scheint es ernst zu sein: Zusätzlich zu den bisher von Volvo in Schweden und Belgien produzierten knapp 400.000 Personenwagen pro Jahr will Geely nach Angaben der US-Zeitung mit einer neuen Fertigungsanlage im eigenen Land 300.000 Autos produzieren. Von 12.600 im vergangenen Jahr in China verkauften Volvos könne die Zahl auf 200.000 Stück steigen. Weltweit schätzen die chinesischen Autobauer das Verkaufspotenzial für Volvo auf eine Million Autos, davon 600.000 in Europa. Die schwedische Traditionsmarke hat Ford seit dem letzten Jahr hohe Verluste gebracht. Die Lkw- und Bussparte von Volvo ist seit 1999 ein selbstständiges Unternehmen.
§ Indiens Automarkt boomt
Und auch aus Indien erreicht uns eine interessante Nachricht zum Automarkt: Die aufstrebende Wirtschaftsmacht Indien trotzt der globalen Wirtschaftskrise. Verglichen mit dem Vorjahresmonat seien die Autoverkäufe in Asiens drittgrößter Volkswirtschaft im Oktober um 34 Prozent gestiegen, teilte der indische Automobil-Herstellerverband SIAM nach Angaben der Nachrichtenagentur PTI mit. Der Absatz von Nutzfahrzeugen habe im Oktober sogar um 52 Prozent über dem des Vorjahresmonats gelegen. Die Motorradverkäufe hätten in dem Zeitraum um 14 Prozent zugelegt. Der Absatz auf dem indischen Automobilmarkt sei damit im siebten Monat in Folge gestiegen.
Während also die europäischen und amerikanischen Märkte schrumpfen, respektive bestenfalls stagnieren, legt Indien traumhaft zu. Und auch der chinesische Konzern Geely könnte in Europa nicht punkten, wenn er keinen starken Heimatmarkt hätte.
Beste Grüße,
Ihr Frank Lansky
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