die mit Kampfanzügen bekleideten Täter hätten sich als Tschetschenen zu erkennen gegeben und mit der Sprengung des Theaters gedroht, falls die Polizei es zu stürmen versuche.
Die Vermummten waren während der Abendvorstellung mit Warnschüssen in die Luft in das Musiktheater gestürmt. Zunächst war von 15 bis 30 Tätern die Rede, am späteren Abend sprach Polizeisprecher Waleri Gribakin von 40 Beteiligten: "Ihre einzige Forderung ist eine Beendigung des Kriegs in Tschetschenien, sagte der Beamte. Von Seiten der Behörden verlautete, die Männer im Konzertsaal gehörten zur Einheit des tschetschenischen Feldkommandeurs Mowsar Barajew.
Ein Jugendlicher, den die Geiselnehmer hatten laufen lassen, berichtete im Fernsehen, ein Mann habe erst eine Salve in die Decke abgefeuert, und dann befohlen, dass sich alle Schauspieler in die ersten Reihen setzen: "Dann kamen Frauen und Männer in Masken. Einige Frauen hatten Sprengsätze am Körper, und sie drohten, das ganze Gebäude innerhalb von zehn Minuten in die Luft zu sprengen, wenn sie (die Polizei) es zu stürmen begänne".
Ein anderer frei gelassener Jugendlicher, Alexej, berichtete, die Tschetschenen hätten gerufen: "Stoppt den Krieg in Tschetschenien."
Die Nachrichtenagentur ITAR-TASS meldete unter Berufung auf einen Zuschauer, der die Polizei angerufen habe, dass die Bewaffneten im Inneren des Gebäudes damit begonnen hätten, Minen zu legen. Andere Zeugen berichteten im russischen Sender TV6, die Geiselnehmer hätten sich die Sprengsätze um die Körper gehängt.
Rebellenchef fordert Ende des Kriegs
Nach ersten Angaben der Polizei halten sich möglicherweise 700 Zuschauer in dem Saal auf, andere Quellen sprechen von mehr als 1000. Der Konzertsaal hat 1.163 Sitzplätze.
Nach Darstellungen des russischen Staatsfernsehens hat der tschetschenische Rebellenführer Arbi Barajew unmittelbar nach Beginn der Geiselnahme auf seiner Internet-Seite ein sofortiges Ende des Krieges in Tschetschenien gefordert.
Außerdem hätten die Geiselnehmer gedroht, bei einem Zugriff der Polizei für jeden Verwundeten oder getöteten von ihnen 10 Geiseln zu erschießen. Ferner forderten sie freies Geleit.
Einige Kinder und Muslime durften gehen
Unmittelbar nach der Geiselnahme gestatteten die Täter den Geiseln, mit ihren Mobiltelefonen Verwandte und Bekannte anzurufen. Kurz danach seien rund 18 Kinder, eine schwangere Frau und mehrere Muslime freigelassen worden, hieß es im Polizeihauptquartier. Zahlreiche Kinder verblieben aber in dem Gebäude und berichteten laut ARD, dass es gegenwärtig ruhig in dem Gebäude sei, die Täter seien "nicht aggressiv".
Unterdessen bezog die russische Polizei-Sondereinheit Alfa Stellung rund um den Konzertsaal und riegelte die Gegend weiträumig ab. Gegen 22 Uhr (MEZ) wurde die unmittelbare Umgebung rund um den Konzertsaal geräumt. Ein tschetschenischer Duma-Abgeordneter sei am späten Abend zu Verhandlungen in das Gebäude gegangen.
Reporter vor dem ehemaligen Kulturpalastgebäude hatten zuvor von vier bis fünf Schüssen berichtet, von denen nicht genau zu orten sei, woher sie kamen. Auch Moskaus Bürgermeister Yuri Luzhkov befinde sich vor Ort.
Gegen 20.30 Uhr hatte auch der russische Inlandsgeheimdienst FSB den Überfall bestätigt. Präsident Wladimir Putin wurde umgehend informiert, er plant eigentlich am Donnerstagmorgen zu einer Europareise aufbrechen und dabei auch kurz Station bei Bundeskanzler Schröder in Berlin machen.
Populäre Inszenierung
Die Musikbühne befindet sich im Südosten Moskaus in einem Arbeiterviertel. Das dort am Abend gespielte Stück basiert auf der Novelle "Zwei Kapitäne" von Veniamin Kaverin und beschreibt die Schicksale zweier junger Leute in Sowjetzeiten. Die Inszenierung ist sehr spektakulär. Im Verlauf der Vorführung landet ein Flugzeug auf der Bühne. Das in Moskau ausgesprochen populäre Stück haben bereits 350.000 Zuschauer gesehen.
Spiegel Online
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