URAN
Die Angebotslücke weitet sich aus Störfall 1:
Bereits Ende Oktober 2006 meldete der weltgrößte Uranförderer Cameco einen Wassereinbruch, verursacht durch Steinschlag, der Lake-Cigar-Mine in Saskatchewan, Kanada. Das Vorkommen zählt zu den reichsten Urandepots der Erde: Die geprüften Reserven betragen 116’000 Tonnen. Im Jahr 2008 hätte die Mine in Produktion gehen sollen. Die Fördermenge im darauf folgenden Jahr war auf 5800 Tonnen – 10% der weltweiten Uranproduktion – veranschlagt worden. Bis 2013 wäre die Mine weltweit für ein Drittel des jährlichen Produktionswachstums verantwortlich gewesen. Die Reparaturarbeiten werden voraussichtlich länger als bis 2011 andauern. Nachdem das Leck auf herkömmliche Art und Weise nicht abgedichtet werden konnte, versucht man den betroffenen Stollen einzufrieren, um so ein weiteres Eindringen von Wasser zu verhindern. Weil das Bohrloch aber in eine Tiefe bis 1500 Metern reicht – die Erdwärme beträgt dort 35 bis 40 Grand Celsius -, ist die Methode technisch sehr aufwendig. Eine allfällige Reparatur ist nicht vor 2011 zu erwarten und wird schätzungsweise gegen 3 Mrd. $ kosten. Für das Vorkommen Cigar Lake hat sich Cameco mit einigen Abnehmern geeinigt, die Lieferungen um fünf bis sieben Jahre auf 2012 bis 2014 hinauszuschieben. In einigen professionellen Kreisen wird gemunkelt, das sei bereits ein Eingeständnis, dass Cigar Lake vor diesem Datum nicht in Betrieb gehen werde. Eine solche Entwicklung könnte zu großen Engpässen bei Uranlieferungen führen. Weltweit übersteigt die Nachfrage nach dem nuklearen Brennstoff das Angebot. Zurzeit gibt es kein Projekt, das den Ausfall von Lake Cigar auch nur annähernd kompensieren könnte. Erst 2012 wird der australische Bergbaukonzern BHP Billiton eine vergleichbare Schürfstelle so weit ausgebaut haben, dass mit einer gewissen Entspannung gerechnet werden kann. Das so genannte Olympic-Dam Projekt soll dann rund 15’000 Tonnen Uran pro Jahr liefern. In der Zwischenzeit werden lediglich kleinere Minen in Produktion gehen. Im übertragenen Sinne kommt der Ausfall von Cigar Lake einem Produktionsstopp am saudi-arabischen Oelmarkt gleich meinte kürzlich der Uranstratege von Sprott Asset Management.
Störfall 2:
Nachdem die Ranger Mine des bedeutenden australischen Uranförderers Energy Resources of Australia (ERA) wegen starker Regenfälle ausgefallen ist, hat sich die Lage am Uranmarkt weiter angespannt. Die Mine förderte 2006 – 10,5 Mio. Pfund Uran. ERA. Im März 07 Quartal wurde ein Produktionsrückgang von 39% gegenüber dem Vorquartal registriert.
Russland
Gemäß der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) ist die Zukunft der Nuklearenergie nicht genau zu prognostizieren. Die IAEA erwartet jedoch einen Anstieg der Atomkraftnutzung um das 2,5fache bis 2030. Damit würden rund 27% des Strombedarfs durch Atomkraftwerke gedeckt. Bis zum Jahr 2050 rechnet die Behörde gar mit einer Vervierfachung. Die Schätzungen beruhen auf langfristigen Annahmen über die Erschöpfung fossiler Brennstoffe und den Energiebedarf, der nötig ist, um den Lebensstandard der wachsenden Weltbevölkerung zu heben. In den kommenden Jahren zeichnet sich gar eine weitere Verschärfung der Situation von Angebot und Nachfrage ab. Die World Nuclear Association schätzt die Nachfrage nach Uran bis zum Jahr 2020 von derzeit 173 auf 203 Mio. Die Produktionsmengen werden nur unwesentlich wachsen. Auch Russland trägt zur weltweiten Uranknappheit bei. Das Land hat sich in einem Abrüstungsabkommen mit den USA verpflichtet, bis 2013 große Mengen von Uran aus der Demontage von Atomwaffen an die Stromerzeuger im Westen zu liefern. Seit ein paar Jahren schränkt Russland die Exporte aber ein, um genügend Brennmaterial für die eigene Atomindustrie zu haben. Die Folge: Der Uranpreis wird weiter steigen.
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