...wie dem Aktionär.
Also Meles, du hast es schon richtig erkannt. Nur dürfen wir die Einzelpersonen nicht zu sehr verurteilen. Ich habe eine ähnliche persönliche Erfahrung mal gemacht, als ein Bekannter mir in meiner arbeitslosen Phase (lol) einen Nebenjob in einer Computer-Games-Zeitschrift besorgen wollte. Nach dem ersten Gespräch mit dem Chef durfte ich noch ein wenig über die Schulter der anderen "Tester" schauen und Gespräche führen.
Um auf den Punkt zu kommen: Mir wurde deutlich gemacht, dass man als "Tester" zwei Kunden hat. Einmal den Kunden, der die Zeitschrift bezahlt, um sich über die neuesten Spiele zu informieren. Und einmal den Kunden, der einem das Spiel bereits vorzeitig zum Testen zur Verfügung stellt und Interesse daran hat, dass der Test nicht zu schlecht ausfällt.
Bewertet man ein schlechtes Spiel als "Schlecht", dann verärgert man den Kunden "Spiele-Hersteller". Der wird sich dann überlegen, ob er einem bereits vorzeitig Infos und Testversionen zukommen läßt. Also Informationen, die nicht jede Zeitschrift rechtzeitig bekommt. Bewertet man ein schlechtes Spiel als "Gut", dann ärgert man den Kunden "Zeitschriftenkäufer". Der wird sich überlegen, ob er nochmal dieses Blatt kaufen soll, wo schlechte Spiele hochgelobt werden.
Wie auch immer. Um zum "Aktionär" zurückzukommen. Der einzelne Schreiber ist nicht zwangsläufig ein Lügner, nur weil er befangen ist. Er muß allerdings beide Kunden zufriedenstellen. Wenn man Kunden und Lieferanten hätte, dann wäre es einfacher. Man tauscht den schlechten Lieferanten gegen einen Guten aus. Aber in diesem Fall steht der Berichterstatter zwischen zwei Kunden.
Daher wird zwar nicht gelogen aber viel um den Brei herumgeredet wie "halten, untergewichten, übergewichten, könnte, würde, sollte". Denn der Schreiber bekommt nun mal die Anweisung, die Aktien nicht zu "zerreißen". Wer weiß... vielleicht besitzt sein Chef ja selbst welche. Oder der Chef von seinem Chef. Zumindest scheint es mir so, als würden fast alle Berichterstatter ziemlich auf Sparflamme gehalten. Ich glaube, die könnten schon besser und emotionaler bewerten, was der ganzen Sache bißchen Feuer geben würde.
Aber ich kann mir auch gut vorstellen, welche Kursschwankungen es plötzlich geben würde, wenn renommierte Zeitschriften plöztlich Schlagzeilen drucken würden wie "Verkauft alle VW-Aktien" oder "kauft unbedingt Infineon" (auch wenn es ehrlich wäre). Ich glaube, dann wäre wirklich jeden Tag Karneval und Beerdigung gleichzeitig auf der Börse.
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