Heftige Attacke aus den eigenen Reihen: Der Vorsitzende des CDU-Arbeitnehmerflügels, Hermann-Josef Arentz, verreißt Angela Merkels Vorschlag zur Verlängerung der Arbeitszeit im Westen. Andere Politiker gehen hingegen noch weiter als die CDU-Chefin - und fordern die Rückkehr zur 40-Stunden-Woche in ganz Deutschland. Berlin - Um die Länge der Arbeitszeit ist eine neue heftige Debatte entbrannt, die quer durch die Union läuft. CDU-Chefin Merkel hatte am Wochenende erklärt, die Arbeitszeiten in Ost und West könnten dadurch angeglichen werden, dass im Westen ein bis zwei Stunden länger gearbeitet werde. In der "Kölnischen/Bonner Rundschau" bezeichnete Arentz die Äußerungen Merkels als "völlig daneben".
Der Vorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft, der auch Präsidiumsmitglied der CDU ist, sagte, das Thema sei nicht Sache der Politik, sondern der Tarifparteien. "Eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit ohne Lohnausgleich ist nichts anderes als der ungerechte Griff in die Taschen der Arbeitnehmer."
Kritik kam auch von der Schesterpartei CSU. Bayerns Sozialministerin Christa Stewens widersprach der Forderung der CDU-Chefin. Mit der längeren Arbeitszeit im Osten werde die geringere Produktivität ausgeglichen, sagte Stewens am Dienstag im Bayerischen Rundfunk. Stattdessen solle die Wochenarbeitszeit sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland verlängert werden. Die Lohnnebenkosten müssten verringert werden, um die Arbeitsplätze in Deutschland zu halten.
Auch der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Michael Sommer, reagierte erwartungsgemäß empört auf die Forderung Merkels. "Würde die Arbeitszeit auch nur um eine Stunde erhöht, würden Hunderttausende Arbeitsplätze vernichtet", sagte Sommer der "Bild"-Zeitung. Auch der Chef der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Frank Bsirske, lehnt Merkels Vorstoß strikt ab. "Längere Arbeitszeiten sind nichts anderes als Lohnkürzungen", sagte er derselben Zeitung.
Unterstützung erhält die CDU-Chefin hingegen vom FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle "Besser in der Woche eine Stunde länger arbeiten als erst mit 67 oder gar 70 Jahren in die Rente", sagte Westerwelle laut "Bild". Der Wohlstand lasse sich nicht mit weniger Arbeit halten, sondern nur mit mehr Fleiß.
Auch der CDU-Wirtschaftsexperte im Bundestag, Michael Fuchs, schloss sich dem Bericht zufolge Merkels Vorstoß an. Die Wochenarbeitszeit müsse "in ganz Deutschland auf 40 Stunden ohne Lohnausgleich verlängert werden". Nur so werde die deutsche Wirtschaft international wieder wettbewerbsfähig.
spiegel.de
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