Allianz auf Staatskosten 09:05 09.01.09
Jetzt ist es also so weit. Die Bundesrepublik Deutschland beteiligt sich an der Commerzbank AG mit 25 % plus einer Stimme. Dazu werden 295 Millionen neu auszugebende Stammaktien erworben. Darüber hinaus erhält die Commerzbank eine stille Einlage von 8,2 Mrd. Euro. Beim derzeitigen Kurs von 5,25 Euro wären das dann ca. 1,5 Mrd. Euro. Legt man die Marktkapitalisierung von 3,45 Mrd. Euro zugrunde und rechnet die neuen Aktien hinzu, so wären das 4,95 Mrd. Euro. Es ergäbe sich ein rechnerischer Anteil von 30,3 %. Über 5 % mehr als unser Staat derzeit erwirbt. Ein schlechtes Geschäft, das ich so nicht gemacht hätte. Aber sei’s drum.
Aber das ist noch nicht alles. Zusätzlich gab die Commerzbank AG eine dreijährige Anleihe im Gesamtvolumen von ca. 5 Mrd. Euro heraus. Diese wurde von der Soffin, dem von der Bundesregierung ins Leben gerufenen Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung garantiert. Das ist übrigens die erste Anleihe, die von der Soffin garantiert wurde. Für Anleihen gibt es von der Soffin an die Commerzbank übrigens insgesamt eine Garantie über 15 Milliarden Euro. Und, dass das wahrscheinlich noch nicht das Ende der Fahnenstange ist, kann man sich unschwer an seinen fünf Fingern abzählen.
Wie man lesen kann, kommt die Commerzbank AG mit diesen Maßnahmen auf eine Kernkapitalquote von 10 %. Da in den Risikoaktiva der Commerzbank und ihrer Neuerwerbung Dresdner Bank von 200 Mrd. Euro bzw. 104 Mrd. Euro noch erheblicher Wertberichtigungsbedarf steckt und die Soffin eine Kernkapitalquote von 7 % für die Gewährung von Staatsgarantien voraussetzt, war dieses Vorgehen notwendig geworden.
Wie man auch hört, soll die Allianz, die angeblich für den Verkauf der Dresdner Bank 5,1 Mrd. Euro erhielt, und weiter mit 18,4 % an der Dresdner Bank AG beteiligt ist, zugestimmt haben, der Dresdner Bank riskante Wertpapiere abzukaufen. Wobei der Verkaufserlös noch am 2. September mit 9,8 Mrd. Euro angegeben wurde und man sich fragen muss, was denn nun tatsächlich vereinbart wurde.
Damit soll nun die Übernahme der Dresdner Bank AG durch die Commerzbank AG gesichert sein. Mit dem offiziellen Abschluss des Verkaufs ist in den nächsten Tagen zu rechnen.
Also ich weiß ja nicht wie es Ihnen geht, wenn Sie das lesen. Aber für mich stinkt das alles ganz gewaltig.
Ich habe grundsätzlich kein Problem damit, dass eine Privatbank in diesen Zeiten staatliche Hilfe annehmen muss, also z.B. Garantien erhält. Gebongt. Dagegen, dass sich der Staat an einer Bank beteiligt, ist grundsätzlich auch nichts einzuwenden. Wobei es mir nach den Vorfällen um die KfW und die IKB Deutsche Industriebank AG doch große Bauchschmerzen bereitet. Insbesondere, wenn jetzt noch unser Ober-BMBF-Staatssekretär von Steinbrücks Gnaden Asmussen, der schon bei der IKB zuschaute als 8 Mrd. Euro verbrannt wurden, in den Aufsichtsrat entsandt wird.
Was ich mich aber die ganze Zeit frage ist, warum ein Unternehmen, das offensichtlich große Probleme hat, sich zu finanzieren und Staatshilfen annehmen muss, eine Übernahme stemmen muss. Würde das ein „normales“ Unternehmen denn machen? Insbesondere da man hört, dass der Abschluss des Verkaufs noch gar nicht richtig unter Dach und Fach ist? Wie kann es sein dass diese Übernahme durchgezogen wird, wenn die Commerzbank AG so marode ist, dass sie staatliche Garantien, stille Einlagen und Eigenkapital im Wert von weit über 20 Mrd. Euro nötig hat?
Und wieso macht die Bundesregierung bzw. der Bundesfinanzminister nicht zur Auflage der staatlichen Hilfen, dass der Deal rückabgewickelt wird? Will man hier etwa der mächtigen Allianz AG entgegenkommen? Jenem Versicherungskonzern, den ich - wie Sie jetzt erkennen können im September letzten Jahres zu Recht - die „Allianz der Geldvernichter“ genannt habe.
Verhält es sich in Wahrheit nicht so, dass wenn die Commerzbank AG den Deal mit der Dresdner Bank AG nicht gemacht hätte bzw. jetzt platzen ließe, die staatliche Eigenkapitalzufuhr und wahrscheinlich auch ein großer Teil der staatlichen Garantien gar nicht nötig hätte? Und statt dem Steuerzahler die Aktionäre der Allianz AG für den Schlamassel bei der Dresdner Bank AG gerade stehen müssten?
Hier werden wieder einmal Steuergelder verbraten und Verluste sozialisiert. Hier wird der Allianz vom Steuerzahler indirekt ein Scheck über mehr als 10 Mrd. Euro ausgestellt. Wo bleibt die Verantwortung der Allianz AG in dieser Krise? Und wo die unserer Regierung?
Ich habe mich geirrt. Die Allianz AG ist nicht nur eine „Allianz der Geldvernichter“ sie ist auch eine „Allianz auf Staatskosten“ mit dem Segen des Bundesfinanzministers und unseren Steuergeldern.
„Standhaft! Auch in der Finanzkrise“, steht auf der Webseite der Allianz. So, nämlich auf Kosten Dritter, ist das nicht schwer.
Einen schönen Tag und hohe Renditen wünscht Ihnen.
Ihr Norbert Lohrke
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