CHINA-WAFFENEXPORTE
Fischer geht auf Konfrontationskurs zu Schröder
Außenminister Fischer geht in die Offensive: Erstmals bezog er in der Frage von Waffenexporten nach China klar Stellung - und zwar eindeutig gegen Kanzler Schröder, der für eine Aufhebung des EU-Waffenembargos kämpft. Er vertrete hier die gleiche Haltung wie seine Partei, sagte Fischer in einem Interview.
| DDPAußenminister Fischer (beim Kondolenzbucheintrag für den Papst): Weiter Ärger an mehreren Fronten | Hamburg/Berlin - Er vertrete beim China-Waffenembargo eine Position "wie meine Partei und Fraktion auch", sagte Fischer der Wochenzeitung "Die Zeit". Die Grünen lehnen eine Aufhebung des seit 1989 bestehenden Exportverbotes strikt ab. Fischer betonte: "Der Kanzler weiß, dass ich hier eine skeptischere Haltung habe." Der SPD-Politiker Gerhard Schröder hatte dagegen vor einer Woche in der "Zeit" angekündigt, er würde sich bei der Aufhebung des Waffenembargos gegen China über den Bundestag hinwegsetzen.
Angesichts dieser Konfrontation forderte Fischer die Befürworter der Embargoaufhebung auf, sich auf ihre Kritiker zuzubewegen. "Wer einen Konsens will, der muss versuchen, in Richtung der Kritiker voranzukommen", sagt er. Nur so lasse sich die Skepsis überwinden.
| DPAFischer auf Konfrontationskurs: "Wie meine Partei und Fraktion auch" | Das Embargo war nach der blutigen Niederschlagung einer Studenten-Demonstration auf dem Platz des Himmlischen Friedens verhängt worden. Angesichts der zuletzt agressiven Taiwan-Politik des chinesischen Volkskongresses waren die Stimmen gegen eine Aufhebung des Embargos lauter geworden, auch die Grünen stemmen sich gegen einen solchen Schritt. Schröder argumentierte indes, die Außenpolitik sei Sache der Bundesregierung. Zudem gebe es in Peking inzwischen Liberalisierungsfortschritte und eine neue Regierung.
Zudem nannte Fischer in dem Interview erstmals Gründe für sein Zögern bei der Bekämpfung der Visa-Missstände in der Botschaft von Kiew. Er habe in den fraglichen Jahren 2000 bis 2002 zwar ein "sehr feines Sensorium" für Nuklearexporte oder Umweltfragen gehabt. "Zu dem gesamten juristischen Visa-Bereich hatte ich leider nicht denselben Zugang", sagte er. Auch die geänderte Nachruf-Praxis verteidigte er.
Er habe "zu sehr darauf vertraut", die noch von der Kohl-Regierung eingeführten Reiseerleichterungen fortzuentwickeln, sagte Fischer. Er trat auch der Darstellung der Opposition entgegen, wonach durch die freizügige Visa-Vergabe innenpolitische Probleme entstanden seien: "Zusammenhänge mit gegenwärtiger Arbeitslosigkeit oder wirklich belastbare Daten aus der Kriminalitätsstatistik liegen kaum vor, die Skandalisierung und das Schüren von Ängsten durch die Opposition sind also purer Wahlkampf."
Gleichzeitig wies der Außenminister den Vorwurf zurück, bei ihm sei eine Art Arroganz der Macht entstanden. Seine Art sei es, sich in internen Gesprächen gelegentlich zu ereifern, auch ungeduldig zu sein und hart in der Sache dagegenzuhalten. "Aber das hat alles nichts mit Arroganz zu tun. So war ich schon immer, lange vor jeder Ministerperspektive", wurde Fischer zitiert.
"Abschließendes Urteil nicht meine Aufgabe"
Fischer verteidigte auch seinen umstrittenen Erlass zur Änderung der Nachrufpraxis in der Mitarbeiterzeitung "internAA": "Es geht nicht um ein abschließendes Werturteil über einzelne Biografien. Das ist nicht meine Aufgabe, das würde ich mir auch nicht anmaßen. Aber ich kann nicht zulassen, dass ein ehrendes Gedenken bei fragwürdigen Biografien hier auch in meinem Namen erscheint", sagte er.
Als Grund für seine Entscheidung verwies Fischer auf einen Nachruf von 2001, "der niemals hätte erscheinen dürfen". Er nannte es bemerkenswert, dass nicht dieser Nachruf für einen ehemaligen SS-Mann, der auch für das Reichssicherheitshauptamt tätig war, zu Aufregung führte. Die Aufregung habe sich vielmehr daran entzündet, "dass das in Zukunft nicht mehr passieren kann". Für ihn sei die Debatte abgeschlossen, erklärte der Minister.
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| Fischer lehnt es ab, sich zur Kritik des Botschafters in Bern, Frank Elbe, zu äußern. Elbe hatte Fischer vergangene Woche öffentlich "miserables Management" und eine Spaltung des Ministeriums vorgeworfen. Im diesem Zusammenhang hatte heute der Deutsche Beamtenbund (DBB) AA-Mitarbeitern rechtliche Hilfe angeboten. "Auch Beamten ist bei entsprechender Zurückhaltung öffentliche Kritik an Entscheidungen ihres Ministers erlaubt", sagte der stellvertretende DBB-Bundesvorsitzende Dieter Ondracek der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Er reagierte damit auf Äußerungen von Staatssekretär Jürgen Chrobog, der Kritikern einer Anordnung Fischer Konsequenzen angedroht hatte.
Diplomaten dürften allerdings ihren Dienstherrn nicht beleidigen, nicht agitieren, keine Dienstgeheimnisse veröffentlichen oder rein parteipolitische Kritik üben, sagte Ondracek. Was er von Elbe und anderen amtsinternen Kritikern gehört und gelesen habe, sei aber "voll im Rahmen des beamtenrechtlich Möglichen" gewesen. Sollte es deshalb disziplinarische oder andere Ermittlungen gegen die Fischer-Kritiker geben, werde der DBB ihnen natürlich Rechtsschutz gewähren, sofern sie Mitglieder seien.
Hans Arnold, ehemaliger Büroleiter von Außenminister Willy Brandt, bezeichnete heute in der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) die Initiative der Diplomaten jedoch sinngemäß als Versuch, Kollegen mit bräunlicher Vergangenheit weißzuwaschen. Arnold nannte die Auseinandersetzung als ebenso "beschämend" wie "grotesk". Die "SZ" schrieb weiter, das Außenministerium suche nun einen Kompromiss: In einer Direktorenrunde sei gestern verabredet worden, sich mit der internen Aufarbeitung des Amtes in der Nazizeit "noch einmal im kleinen Kreise" beschäftigen zu wollen.
Gegensätzliche Darstellung bei Hunzinger-Zahlung
Allerdings setzte sich heute auch der öffentliche Streit um eine Zahlung des PR-Unternehmers Moritz Hunzinger an Fischer fort. Sowohl Hunzinger als auch die Grünen beharren auf ihren Darstellungen über eine Zahlung von 19.999 Mark nach einem Vortrag von Fischer kurz vor dem Regierungswechsel 1998.
Hunzinger bekäftigte heute seine Äußerung, Fischer habe damals ein Honorar erhalten, das zudem auf Wunsch Fischers, des damaligen Fraktionschefs der Grünen im Bundestag, unter der deklarationspflichtigen Grenze von 20.000 Mark gelegen haben soll. "Ich habe mit ihm ein Honorar vereinbart zu einem Budget von 20.000 Mark und er hat gesagt, machen sie 19.999 daraus", sagte Hunzinger in der ARD. Das Honorar sei über einen Kreisverband der Grünen an Fischer gegangen: "Das ist so gelaufen, dass ein Scheck ausgestellt wurde an den Kreisverband der Grünen dediziert auf das Wahlkampfkonto von Joschka Fischer."
Grünen-Chef Reinhard Bütikofer wies diese Darstellung in der ARD zurück: "Herr Hunzinger lügt jetzt seit Tagen die Öffentlichkeit an." "Tatsache ist, dass Herr Hunzinger damals eine Parteispende gemacht hat, das ist auch bewiesen." Der Grünen-Chef erklärte, auf Wunsch Hunzingers sei die Spende unter der Grenze von 20.000 Mark geblieben, weil Hunzinger nicht im Rechenschaftsbericht der Grünen auftauchen wollte. "Es hat in der Vergangenheit bei Herrn Hunzinger offensicht diese Praxis gegeben, dass er aus Anlass von Vorträgen auch Spenden macht. Da haben wir uns natürlich nicht dagegen gewehrt, weil wir grundsätzlich Parteispenden akzeptieren unter den Regeln, die nun mal im Spendengesetz vorgegeben sind."
Die Union will von der Bundesregierung wissen, welche Gegenleistungen Fischer, der auch wegen der Visa-Affäre und Protesten von Diplomaten gegen seine Anweisung zum Gedenken an ehemalige Ministeriumsmitglieder unter Druck steht, für den Vortrag bekommen hat. www.baer45.de.vu" title="" rel="nofollow" src="http://people.freenet.de/baer45/dax//bilder/salute.jpg" style="max-width:560px" border=0>
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