GFT AG: In der Welt mit komplexen IT-Projekten in der ersten Reihe
Hatte der Schwarzwälder IT-Dienstleister in 2005 noch einen Umsatz von zirka 121 Mio. Euro erzielt, so soll der Umsatz im laufenden Jahr auf 170 Mio. Euro springen und sich dabei gleichzeitig das Ergebnis von 4 auf 16 Cent je Aktie vervierfachen, weil eine Reihe von lukrativen Großaufträgen in der Ergebnispipeline stecken. Für 2007 erwarten die Hamburger Analysten SES sogar einen weiteren Umsatzzuwachs auf knapp 200 Mio. Euro und einen Ergebnissprung auf 26 Cent (+62%). wallstreet:online hat den Vorstandsvorsitzenden und Großaktionär Ulrich Dietz gefragt, ob er mit der Entwicklung von GFT zufrieden ist.
Herr Dietz, der Turnaround ist im vergangenen Jahr unter anderem deshalb geglückt, weil Sie große Entwickler-Kapazitäten in so kostengünstige Länder wie Indien, Ungarn etc. verlagert haben. Diese Verlagerungen sind Ihnen vom Markt aufgezwungen worden, ansonsten hätten Sie dem Konkurrenzdruck nicht standhalten können. Ist die Verlagerung von Arbeitsplätzen zu Ende, oder hält Sie kontinuierlich an?
Dietz: Unser internationales Software-Entwicklungsmodell ist ausgesprochen erfolgreich. Ein Beispiel hierfür ist das interessante Großprojekt, das wir derzeit für einen führenden Finanzdienstleister in Brasilien realisieren. Wir nutzen hierfür unser Banking Competence Center in Spanien und sind gleichzeitig vor Ort in Brasilien. In Sao Paulo haben wir vor kurzem unsere erste operative Einheit auf dem südamerikanischen Kontinent eröffnet. Wir werden auch in Zukunft jede Chance konsequent nutzen und unseren internationalen Produktionsverbund kontinuierlich ausbauen, sowohl in Südamerika als auch in Osteuropa. Das verschafft unseren Kunden nicht nur Kostenvorteile. Durch die Auswahlmöglichkeit zwischen Onshore-, Nearshore-, und Offshore-Entwicklung, können wir unser Projektangebot noch gezielter auf die Kundenbedürfnisse abstimmen.
Inwieweit ist die Eingliederung von Ihrem jüngsten Erwerb Parity, die 40 Mio. Euro Umsatz bringen, schon abgeschlossen?
Dietz: Mit der Einbringung der übernommenen deutschen Parity-Gesellschaften in die GFT Resource Management GmbH und durch die Umbenennung der französischen Parity Eurosoft S.A.R.L. in GFT Technologies S.A.R.L. wurde die Integration in das Segment Resourcing im Juli erfolgreich abgeschlossen. Trotz notwendiger Integrationsaufwendungen haben die übernommenen Parity-Gesellschaften im ersten Halbjahr 2006 bereits einen erfreulichen positiven Ergebnisbeitrag geleistet.
Im zweiten Quartal konnte die GFT-Gruppe deutliche Umsatz- und Ergebnissprünge realisieren. Insgesamt erhöhte der Umsatz in den ersten sechs Monaten um 37% auf 80 Mio. Euro, das Vorsteuerergebnis lag bei 2,3 Mio. Euro. Auch das Nettoergebnis ist gegenüber dem Vorjahr deutlich angestiegen, es war jedoch durch Steueraufwendungen belastet. Wie kam es dazu und wie wird sich die Steuerquote langfristig entwickeln?
Dietz: Das gute Ergebnis des ersten Halbjahres ist auf die verbesserte Profitabilität unseres Services-Geschäfts in Spanien sowie auf die Parity-Integration zurückzuführen. Den hohen Gewinnen in diesen Gesellschaften standen Reorganisationsaufwendungen in Österreich und Ungarn sowie anhaltende Investitionen in unserem Segment Software gegenüber. Im Saldo liegt daher die Steuerquote des ersten Halbjahres 2006 auf einem optisch hohen Niveau, das sich jedoch im Jahresverlauf wieder normalisieren wird. Wir gehen für das Gesamtjahr 2006 von einer effektiven Steuerquote von rund 40% aus, die sich im Jahr 2007 auf rund 35% reduzieren wird.
SES schätzt für das Gesamtjahr eine Gewinnvervierfachung von 4 auf 16 Cent je Aktie. Sind diese Zahlen aus Ihrer Sicht realistisch?
Dietz: Aufgrund der leicht erhöhten Steuerquote geht SES derzeit für 2006 von einem Gewinn je Aktie von 13 Cent aus, der sich in 2007 auf 26 Cent je Aktie verdoppeln soll. Dieser Einschätzung können wir uns anschließen.
Sie haben zirka 1 Euro Liquidität je Aktie. Handelt es sich hier wirklich um freie Liquidität, oder ist auch ein Teil für die Banken für Bürgschaften, Avale etc. blockiert?
Dietz: Die Liquidität der GFT zum 30.06. betrug rund 10 Mio. € oder 40 Cent je Aktie. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das Working Capital der übernommenen Parity-Gesellschaften aufgrund unserer guten Liquiditätssituation derzeit eigenfinanziert wird; eine mit 5 Mio. Euro dimensionierte Kreditlinie zur Finanzierung der hinzugekommenen Forderungen nehmen wir aktuell nicht in Anspruch. Hinterlegte Wertpapiere dienen der Konditionenoptimierung im Bereich der Avale, was unserer Bottom Line zugute kommt; eine Freisetzung dieser Mittel ist problemlos – zu Lasten höherer Avalgebühren – möglich. Der verfügbare Finanzierungsrahmen der GFT vor Kapitalmaßnahmen liegt somit bei rund 20 Mio. Euro.
Ohne an Zukäufe zu denken, soll das Umsatzvolumen in 2007 bei knapp 200 Mio. Euro liegen und das EPS weiterhin von 16 auf 26 Cent zulegen. Wie realistisch sind Ihrer Meinung nach diese SES-Zahlen?
Dietz: Die Szenarien der SES decken sich mit unseren Annahmen zur Entwicklung in den kommenden 18 Monaten. Getrieben von anziehender Nachfrage nach Services-Projekten und Freelancern wird die GFT 2007 beim Umsatz deutlich zulegen. Das Ergebnis wird von diesen zusätzlichen Umsätzen aufgrund unserer straffen Organisation überdurchschnittlich profitieren.
Im Rahmen der Veröffentlichung der Ergebnisse für das zweite Quartal gaben Sie an, GFT wolle Marktführer bei der Vermittlung von IT-Spezialisten werden. Das würde bedeuten, Sie müssten die britische Hays Plc. von ihrer Führungsposition verdrängen. Wie wollen Sie dieses Ziel erreichen und wie wird sich das auf die Entwicklung der GFT-Gruppe auswirken?
Dietz: Mit der Akquisition der Parity-Gesellschaften in Deutschland und Frankreich haben wir bereits einen bedeutenden Schritt auf dem Weg an die Spitze gemacht. Die GFT Gruppe wird dadurch den Umsatz in 2006 bereits um 40 Mio. Euro auf 170 Millionen steigern können und befindet sich dann auf Platz. Der Markt für die Vermittlung von IT-Spezialisten wächst derzeit dynamisch und wird in den nächsten Jahren sogar noch zulegen. GFT ist in diesem Markt hervorragend positioniert und wird von den attraktiven Wachstumsraten überproportional partizipieren. Die hervorragende Kombination mit dem Segment Services wird darüber hinaus zusätzliche Wachstumsimpulse generieren. Die beiden Sparten Resourcing und Software ergänzen sich sehr gut und sorgen gegenseitig für neue Aufträge. Das Lösungsportfolio von GFT deckt nun die gesamte digitale Wertschöpfungskette ab, von der Vermittlung einzelner IT-Spezialisten bis hin zu Realisierung von internationalen IT-Großprojekten.
Erwägen Sie zur Umsetzung der Expansionsstrategie weitere strategische Akquisitionen?
Dietz: GFT wird die beiden Segmente Services und Resourcing zügig ausbauen und durch gezielte Zukäufe stärken. Hierfür stehend uns ausreichend liquide Mittel zur Verfügung. Im Segment Services werden wir unsere Fokussierung auf den Finanz- und Postdienstleistungssektor weiter vorantreiben. Vor allem der Banken-IT Markt ist weltweit ein riesiger Markt. GFT ist hier mit engen und langjährigen Kundenbeziehungen in Kombination mit der Erfahrung aus der erfolgreichen Umsetzung von komplexen internationalen IT-Projekten hervorragend positioniert.
Angenommen, Sie könnten in 2007 tatsächlich ein Ergebnis von 26 Cent je Aktie erzielen, dann sollte der Kurs einen fairen Wert von über 3,70 Euro haben. Gehen Sie mit diesem Wert konform?
Dietz: Sollten wir für das Geschäftsjahr 2007 das genannte Ergebnis von 26 Cent je Aktie ausweisen, wird die Aktie mit Sicherheit über 3,70 Euro stehen. Derzeit bewertet der Markt unser internes Wachstumspotenzial immer noch mit angezogener Handbremse. Spätestens mit Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal und natürlich dann mit dem Ergebnis für das gesamte Jahr 2006 gehen wir davon aus, dass sich der Markt zunehmend auf die hohen nachhaltigen Wachstumschancen der GFT konzentrieren und dies in die Bewertung einfließen lassen wird.
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Autor: Newsflash
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