HANDELSBLATT, Donnerstag, 8. November 2007, 15:51 Uhr Geldpolitik
EZB extrem beunruhigt vom starken Euro Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich so besorgt zum starken Euro geäußert wie seit Jahren nicht mehr. Wegen der unklaren Folgen der Finanzmarktkrise verzichtete die EZB abermals auf einen Zinsschritt und ließ den Leitzins für die Euro-Zone wie erwartet bei 4,0 Prozent.
HB FRANKFURT. „Die jüngte Periode hat eine abrupte und scharfe Aufwertung gezeigt“, sagte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet am Donnerstag in Frankfurt. „Ich habe schon gesagt, dass brutale Veränderungen nie willkommen sind“. Er wiederholte damit eine Formulierung von Anfang 2004, mit der er den starken Fall der Dollar beschrieben hatte. Zudem wiederholte er die Formulierung der führenden Industrienationen (G-7), wonach ungeordnete Bewegungen von Wechselkursen dem Wachstum schadeten. „Das gilt mehr denn je“, betonte Trichet. Zudem sei es „noch klarer“, dass ein starker Dollar im Interesse der USA seien. Derzeit eilt der Euro von Rekord zu Rekord und überschritt am Mittwoch erstmals die Marke von 1,47 Dollar.
Trichet machte erneut deutlich, dass die Währungshüter mittelfristig immer noch Inflationsgefahren fürchten und deshalb die Geldpolitik weiter straffen könnten. „Wir stehen bereit, gegen diese Risiken vorzugehen“, sagte Trichet.
Trichet wiederholte damit weitgehend das bisherige Szenario der Zentralbank, wonach sich die Risiken für den Preisdruck erhöht haben und die Gefahr einer Konjunkturabkühlung gestiegen ist. Im Oktober hatten sich die Verbraucherpreise in der Euro-Zone um 2,6 Prozent zum Vorjahr verteuert. Damit lag die Teuerung über der Marke von knapp unter zwei Prozent, bis zu der die EZB Preisstabilität gewährleistet sieht. Teuerung bereite Sorgen, sagte Trichet. Deshalb werde die EZB alle Entwicklungen „sehr genau verfolgen“.
Die EZB hat seit Ende 2005 die Zinsen für ihre Kredite an Geschäftsbanken schrittweise verdoppelt, um den Preisauftrieb während des Aufschwungs einzudämmen. Wegen der Turbulenzen an den Finanzmärkten hatte die Notenbank im September auf ihre ursprünglich geplante Zinserhöhung verzichtet und das Zinsniveau auch im Oktober nicht angetastet.
Die US-Notenbank Fed hingegen hat ihren Leitzins zuletzt zwei Mal in Folge gesenkt, um eine Abschwächung der Wirtschaft im Zuge der Hypothekenkrise zu verhindern. Die Bank von England hielt die Zinsen dagegen am Donnerstag stabil bei 5,75 Prozent.
Gruss Ice __________________________________________________ Börsengewinne sind Schmerzengeld. Erst kommen die Schmerzen, dann das Geld...(A.K.)
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