Intertainment: Ein Big Point und nicht mehr
17.06.04, 12:08 Von Stefan Riedel
Ein schöner Tag für Rüdiger " Barry" Baeres, den Vorstandschef des Filmrechtehändlers Intertainment und dessen Aktionäre. Der vorerst positive Ausgang eines seit Jahren schwelenden Rechtsstreits katapultiert die Aktie in der Spitze um mehr als 60 Prozent nach oben.
Das zuständige Distriktgericht in Los Angeles hat der Schadensersatzklage von Intertainment stattgegeben. Dabei ging es um betrügerisch überhöhte Filmbudgets, die der US-Filmproduzent Franchise Pictures gegenüber Intertainment ausgewiesen hatte. Jetzt wurde deren Chef Elie Samaha, die Firma selbst sowie zahlreiche Produktionsgesellschaften schuldig gesprochen. Auf dieser Grundlage soll Intertainment 77,1 Millionen Dollar Schadenseratz erhalten - weniger als die 100 Millionen Dollar, auf die Franchise Pictures verklagt worden war. Allerdings soll noch heute über weitere Strafzahlungen der Verurteilten entschieden werden, so genannte " Punitive Damages" .
Die anfänglichen Kursgewinne bröckeln am Vormittag etwas ab, weil Anleger Gewinne mitnehmen. Und Vorsicht ist tatsächlich angebracht, denn wie bei derartigen juristischen Clinchs in den USA üblich, wird Franchise Pictures wohl in Berufung gehen. Was bedeutet, dass der Rechtsstreit noch nicht zu Gunsten von Intertainment entschieden ist. Umgekehrt hat der Prozess das operative Geschäft bei Intertainment lahm gelegt. Noch immer gibt es keinen Geschäftsbericht für das Jahr 2003. Den will das Management erst nach der Entscheidung des US-Gerichts veröffentlichen. Einen genauen Zeitpunkt vermochte Firmensprecherin Marietta Birner auch heute nicht gegenüber boerse-online.de nennen.
Nimmt man die Neunmonatszahlen als Orientierung, brennt es bei Intertainment lichterloh. Im Zeitraum Januar bis September 2003 hatte das Medienunternehmen ganze 4,1 Millionen Euro erlöst. Ein Großteil davon stammte aus Lizenzumsätzen im Pay-TV-Bereich. Noch keine Impulse brachte die Partnerschaft mit OpenPictures. Der im Juli 2003 abgeschlossene Deal sieht die gemeinsame Produktion und Entwicklung von Filmen vor.
Stattdessen weitete sich der Nachsteuerverlust im Vorjahresvergleich von 4,5 auf 6,5 Millionen Euro aus. Den liquiden Mitteln von 4,3 Millionen Euro stand eine Nettoverschuldung von zehn Millionen Euro gegenüber.
Die lange erwartete und mehrmals verzögerte Entscheidung der US-Richter ist deshalb eher eine psychologische Entlastung für Intertainment. Und auch wenn Intertainment in letzter Instanz Recht bekommen sollte, muss sich erst zeigen, ob Franchise Pictures imstande ist, den Schadensersatz zu zahlen.
Außerdem führen Bares & Co. in Los Angeles weitere Klagen gegen die Comerica Bank sowie zwei Versicherer - und auch die kosten Geld. Der Kursverlauf bei Intertainment bleibt deshalb an den Ausgang des Rechtsstreits gekoppelt. Angesichts des Börsenwerts von gut 60 Millionen Euro, der trotz der operativen Flaute aufgebaut hat, ist die Aktie absturzgefährdet. Anleger sollten deshalb Gewinne mitnehmen.
Empfehlung: VERKAUFEN Kurs am 17. Juni: 5,30 Euro Rückschlagspotenzial: 30 Prozent
Es wird wieder viel Unsinn geschrieben:
Die lange erwartete und mehrmals verzögerte Entscheidung der US-Richter ist deshalb eher eine psychologische Entlastung für Intertainment. Und auch wenn Intertainment in letzter Instanz Recht bekommen sollte, muss sich erst zeigen, ob Franchise Pictures imstande ist, den Schadensersatz zu zahlen.
Falls Franchise in die Berufung geht, müssen sie mindestens 115.650.000,00 $ hinterlegen. Wieso sollte dann Franchise Pictures nicht imstande sein, den Schadensersatz zu zahlen?
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