BÖRSE ONLINE hat mit Catalis-Vorstand Michael Hasenstab gesprochen.
BÖRSE ONLINE: Derzeit dreht sich bei Catalis offenbar alles um die richtige Kapitalstruktur. Wie sehen Sie die Entwicklung?
Michael Hasenstab: Wir hatten zuletzt im Prinzip vier verschiedene Aktiengattungen, beziehungsweise Wertpapierarten im Umlauf. Das wollten wir vereinfachen, weil es zu viele Fragen und Unsicherheiten hervorrief. Neben den „normalen“ Aktien gab es die Papiere aus den Mitarbeiteroptionsprogrammen der Jahre 2002 und 2003, Aktien mit einer speziellen Lock-Up-Periode, die die IQC-Gründer im Zuge der Übernahme erhalten haben und eine im Mai 2004 begebene Optionsanleihe. Zudem haben wir noch die im Oktober 2005 platzierte Wandelschuldverschreibung, mit der wir die IQC-Akquisition im Wesentlichen finanziert haben.
BÖRSE ONLINE: Daher hat der Aufsichtsrat genehmigt, die Optionsanleihe vorzeitig ausüben?
Hasenstab: Ja, dieser Schritt war eigentlich erst für das Jahr 2007 vorgesehen. Allein hierdurch hat sich die Zahl der Aktien um fünf Millionen Stück erhöht. Nun herrscht jedoch Klarheit: Unser Kapital ist in 22.959.525 Aktien eingeteilt. Hinzu kommt noch die Wandelschuldverschreibung, es gibt aber keine Optionsanleihe und keine Mitarbeiterpapiere mehr.
BÖRSE ONLINE: Es gab Gerüchte, dass Sie die Aktien aus der Optionsanleihe bereits verkauft haben. Ist da was dran?
Hasenstab: Nein. Das hätten wir auch gar nicht können, da die Papiere noch gar nicht zum Handel zugelassen sind. Dieser Prozess läuft derzeit erst an. Eins möchte ich jedoch betonen: Das Management hält nun 30 Prozent am Unternehmen und will sich auch langfristig binden.
BÖRSE ONLINE: Das Thema Klarheit schaffen, ist mit Blick auf den Kursverfall dennoch gründlich misslungen, oder?
Hasenstab: Die fünf Millionen Aktien aus der Optionsanleihe zu einem ursprünglichen Ausübungskurs von je 0,60 Euro haben natürlich einen optischen Verwässerungseffekt hervorgerufen. Als wir die Optionsanleihe im Mai 2004 ausgegeben hatten, lag der Aktienkurs bei um die 50 Cent. Wir hatten also eine Hürde von gut 20 Prozent eingebaut, bevor die Option werthaltig wurde. Passiert ist aber nun Folgendes: Die Abspaltung der Navigator Equity Solutions im Oktober 2004 kam einem Asset-Abfluss von 0,28 Euro je Aktie gleich. Die Besitzer der Optionsanleihe haben aber keine Navigator Aktien bekommen. Dementsprechend wurde der Ausübungskurs der Optionsanleihe um 0,28 Euro auf 0,32 Euro nach unten korrigiert. Anzumerken bleibt, dass alle Catalis-Aktionäre damals Navigator-Aktien bekommen haben und diese sich sehr gut entwickelt haben.
BÖRSE ONLINE: Nun kommt die Wandelschuldverschreibung aus der IQC-Übernahme ins Spiel.
Hasenstab: Korrekt. Die bis Oktober 2009 laufende Nullkupon-Wandelanleihe ist in knapp vier Millionen Teilschuldverschreibungen mit einem Ausgabepreis zu je 0,75 Euro gestückelt. Je vier Catalis-Aktien berechtigten zum Bezug einer Teilschuldverschreibung. Zum Zeitpunkt der Ausgabe des Bonds lag der Catalis-Kurs bei 1,68 Euro. Daraus ergab sich damals ein Bezugrechtswert von circa 0,19 Euro. Das Catalis-Management als Inhaber der bereits erwähnten Optionsanleihe von 2004 hatte jedoch kein solches Bezugsrecht. Folglich wurden diese 0,19 Euro ebenfalls vom Ausübungspreis der Optionsanleihe abgezogen.
BÖRSE ONLINE: Damit hat sich Ihr Ausübungspreis für die Optionsanleihe von ursprünglich 0,60 Euro auf zunächst 0,32 und zu guter Letzt auf 0,13 Euro verringert. Kein Wunder, dass die Anleger sauer reagierten, oder?
Hasenstab: Wir sehen eigentlich keinen Grund, sauer zu reagieren. Natürlich erscheint der Abschlag optisch hoch und etliche Investoren zeigten sich unglücklich darüber, dass die Optionsanleihe statt bei 0,60 Cent bei 0,13 Euro ausgegeben wurden. Auf der anderen Seite ist es so, dass die Besitzer der Optionsanleihe faktisch keine Bezugsrechte aus den Kapitalmaßnahmen hatten und dementsprechend diese Anpassungen - die bei jedem Wandler üblich sind – vorgenommen wurden. Unterschätzt haben wir die negative Wirkung dieses optisch hohen Discounts jedoch keinesfalls. Schade ist natürlich, dass der positive Effekt einer auch in die Zukunft hin stabilen Aktienstückzahl dabei etwas untergegangen ist. Außerdem will ich hier noch einmal das Comittment des Managements unterstreichen.
Zweiter Teil des Interviews: Separates Listing der Wandelanleihe geplant.
BÖRSE ONLINE: Gibt es weitere Maßnahmen, mit denen Sie noch mehr Transparenz schaffen?
Hasenstab: Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir es anstreben, die Wandelschuldverschreibung aus der IQC-Übernahme demnächst an einer Börse im Freiverkehr separat listen zu lassen. Dann kann sich jeder ganz einfach ausrechnen, wie hoch die Marktkapitalisierung von Catalis derzeit ist. Er muss lediglich den aktuellen Kurs mit den knapp 23 Millionen Aktien multiplizieren und die fast vier Millionen Wandler mal Wandlungspreis hinzurechnen.
BÖRSE ONLINE: Nicht ganz nachvollziehbar ist für viele Anleger wohl auch die Aktienleihe Ihres Vorstandskollegen Erich Hoffmann im vergangenen Jahr. Immerhin ging es um 1,2 Millionen Catalis-Aktien.
Hasenstab: Herr Hoffmann hat im Spätsommer seine Aktien an einen institutionellen Investor verliehen und dafür ein marktübliches Entgelt bekommen. Im Dezember 2005 hat er seine Aktien wieder zurückbekommen. Von daher ist das Geschäft abgeschlossen.
BÖRSE ONLINE: Fast völlig am Markt untergegangen ist der Ende Dezember 2005 erfolgte Einstieg bei der Galileo Medien AG mit rund 29 Prozent. Wie zu hören ist, hat das Unternehmen bereits jetzt rund 120 Aktionäre. Da liegt es doch auf der Hand, den in Potsdam ansässigen DVD-Experten an die Börse zu führen.
Hasenstab: Dem kann ich so nicht widersprechen. Nur soviel: Sollte ein Börsengang tatsächlich gelingen, wäre es auf jeden Fall so, dass Catalis davon profitieren würde. Über den Kaufpreis haben wir allerdings Stillschweigen vereinbart. Die Aktien stammen aus einer Kapitalerhöhung. Mit Abschluss der gesamten Maßnahme ist das Gezeichnete Kapital von Galileo in 750.000 Anteilscheine eingeteilt.
BÖRSE ONLINE: Wir haben mit Galileo-Vorstand Martin Irnich gesprochen. Er verriet uns, dass es Ziel sei, das Unternehmen an die Börse zu bringen. Einen konkreten Zeitpunkt wollte er noch nicht herausrücken. Nur so viel: Frühjahr/Sommer 2006 seien realistische Vorgaben.
Hasenstab: Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass ich zu jetzigen Zeitpunkt noch nicht mehr sagen kann. Auszuschließen ist ein Börsengang aber sicherlich nicht. Warten Sie noch ein wenig, wir werden uns demnächst dazu öffentlich äußern.
BÖRSE ONLINE: Wann kommen die nächsten Neuigkeiten von Catalis?
Hasenstab: In der ersten oder zweiten Februarwoche planen wir eine Pressemitteilung, in der wir über den Geschäftsverlauf des vergangenen Jahres berichten werden. Zudem wollen wir künftig einen Aktionärsbrief herausbringen. Dort wollen wir auch noch einmal zu den Optionen, Galileo und dem generellen Geschäftsausblick Stellung nehmen.
BÖRSE ONLINE: Bleibt es bei Ihren Prognosen?
Hasenstab: Ja, für das kommende Jahr kalkulieren wir unverändert mit einem Umsatz zwischen neun und elf Millionen Euro. Dabei soll ein Nettogewinn von 2,5 bis 3,5 Millionen Euro herauskommen. Das untere Band der Erlösprognose unterstellt dabei nicht einmal ein organisches Wachstum. Erfreulich sind auch die Erfolge im Bereich Games Testing. Hier konnten wir kürzlich erste Aufträge an Land ziehen. Neben e-learning und Home Entertainment haben wir damit nun drei Säulen. Das ist wichtig für Anleger, denn die Gesellschaft ist durch die zunehmende Diversifikation wesentlich stabiler geworden. Positiv verläuft auch die Integration von IQC in den USA. Derzeit findet der Umzug von IQC in die bestehenden Räumlichkeiten der Testronic statt. Aber auch in Europa ist der Switch nach Polen in vollem Gang. Hier haben wir derzeit rund 30 Personen beschäftigt. 60 bis 70 Prozent der Discs werden bereits in Polen getestet.
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