18.07.2008 15:45 Wirecard unter juristischem Beschuss Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) hat juristische Schritte gegen das TecDax-Unternehmen eingeleitet. Die Aktionärsschützer werfen dem Unternehmen unter anderem irreführende Bilanzierung vor. Das Unternehmen plant seinerseits eine Klage. Mit minus 20 Prozent, bei weniger als fünf Euro, wurde die Aktie des Technologieunternehmens am Freitagnachmittag gehandelt. Der Titel hat damit binnen eines Monats mehr als die Hälfte seines Börsewertes verloren. Seit Ende Juni waren Spekulationen über Vorwürfe der SdK am Markt gehandelt worden.
Auf dem Börsenparkett wurde die Nachricht, die die SdK am Mittag per Pressemeldung verbreitete, von einem Analysten laut Nachrichtenagentur dpa-AFX so kommentiert: "Schade drum. In so einer Situation ist das Unternehmen fast machtlos – das Vertrauen der Anleger ist weg".
Mehr zum Top-Thema Glauben Sie der SdK? Jahresabschluss fehlerhaft? Die Aktionärschützer haben nach eigenen Angaben Anträge auf Nichtigkeit der Beschlüsse der Hauptversammlung vom 24. Juni 2008 beim Landgericht München eingereicht, mit denen der Vorstand und der Aufsichtsrat des Unternehmens entlastet worden war. Der Vorwurf der SdK ist, dass die Konzernrechnungslegung in verschiedenen wesentlichen Punkten unvollständig und irreführend sei. Darüber hinaus läge, so die SdK, eine fehlerhafte Prüfung des Jahresabschlusses vor.
Vor rund einer Woche hatte die Schutzgemeinschaft bereits einen Fragenkatalog angekündigt, der eine Reihe offener Fragen zur Bilanzierung enthalten sollten. Die SdK hatte zuvor bereits moniert, der Konzernabschluss spiegele die Geschäftstätigkeit des Unternehmens nicht richtig wider. Der Materialaufwand des Unternehmens sei für einen Software-Konzern ungewöhnlich hoch. Wirecard hatte die Vorwürfe stets bestritten.
Einstweilige Verfügung gegen die SdK Auch die vor einer Woche vorgelegten besser als erwarteten Zahlen von Wirecard konnten die schlechte Stimmung für die Aktie nicht verbessern.
Nach Informationen von boerse.ARD.de hat Wirecard Anfang dieser Woche eine einstweilige Verfügung gegen die SdK erwirkt. Diese bezieht sich auf Aussagen zu Details der Konzernbilanz.
Wirecard kontert mit Klage Die Reaktion von Wirecard am Freitagnachmittag ließ nicht lange auf sich warten. Per Pflichtmitteilung teilte das Unternehmen mit, dass man bei der "Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht und der Staatsanwaltschaft beim Landgericht München I Strafanzeige gegen die SdK, ihren Vorstand und dritte Tatbeteiligte" eingereicht habe.
Nach Angaben des Unternehmens "hat sich herausgestellt, dass die Motivation der SdK im Hinblick auf die Verbreitung unrichtiger und kurschädigender Informationen... von finanziellem Eigeninteresse der handelnden Vorstände geprägt war". Wirecard kündigt in der Pflichtmitteilung zudem eine Klage in dreistelliger Millionenhöhe durch Großaktionäre gegen die SdK an.
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