Linux testen auch für Angsthasen
Der kostenlose Windows-Konkurrent muss nicht installiert werden, sondern startet direkt von der CD. Eine Rückkehr zum alten System ist jederzeit möglich.„Das ist doch nur etwas für Tüftler“, sagen viele PC-Anwender, wenn ihnen jemand von Linux erzählt. Über praktische Erfahrung mit der kostenlosen Windows-Alternative verfügen indes die wenigsten. Schade eigentlich, denn allen Klischees zum Trotz ist das „Open-Source“-Betriebssystem längst nicht nur etwas für Computerfreaks, sondern dank seiner grafischen Oberfläche mindestens so einfach zu bedienen wie der große Bruder von Microsoft. Doch auf den allermeisten PCs läuft nun mal Windows. Und zwar keineswegs, weil die Fenster-Software die beste Wahl ist: Es ist meistens ab Werk vorinstalliert, damit der Kunde Rechner, Monitor, Tastatur und Maus einfach zusammenstöpseln und sofort loslegen kann. Das ist zwar bequem, doch Windows hat mit den Jahren Macken bekommen, vor allem in puncto Sicherheit: Viren und Würmer machen für viele den PC-Alltag zum Albtraum. Unter dem Betriebssystem mit dem Pinguin namens Tux als Maskottchen haben die Schädlinge dagegen kaum eine Chance. Tauchen dennoch mal Sicherheitslücken auf, durch die Viren schlüpfen können, gibt es sehr schnelle Reaktionen seitens der Entwickler, die das Loch wieder stopfen. Wer seinen PC auf Linux umstellt, kann über die täglichen Berichte über Sicherheitslücken im Internet-Explorer und Hacker-Attacken bald nur noch lachen. Grund genug also, es einmal mit dem Herausforderer zu probieren - es kostet ja nichts. Ein Risiko, ein bestehendes System dabei kaputtzu- machen, besteht ebenfalls nicht: Denn wer auf Nummer sicher gehen will und nicht gleich Windows von seinem PC verbannen will, ruft Linux über eine CD auf. Auf der so genannten „Knoppix“-Version erhält der Anwender ein komplettes Linux, welches er sich unter knoppix.net gratis downloaden oder sich gegen eine geringe Gebühr auf CD zuschicken lassen kann. Das Betriebssystem für Angsthasen - entwickelt von dem Kaiserslauterer Linux-Spezialisten Klaus Knopper - wird dann einfach von der Silberscheibe gestartet. Windows bleibt dabei vollkommen unangetastet. Eine Konfiguration ist nicht notwendig. Mit „Knoppix“ lassen sich alle integrierten Anwendungen - Browser, E-Mail, Office, Brenner-Software, Video- und Musikplayer - nach Herzenslust testen. So bekommt man schnell einen Eindruck von der schönen neuen Welt der freien Software. Doch Vorsicht: Da der Rechner von CD und nicht wie sonst üblich von der Festplatte aus gebootet wird, dauert der Startvorgang länger. Hinzu kommt, dass das System erst die Hardware erkennen muss, bevor der Nutzer damit arbeiten kann. „Knoppix“ ist zudem in seinen Funktionen eingeschränkt. Wer das Arbeiten mit Windows gewohnt ist, muss sich umstellen: Statt Laufwerksbuchstaben wie „A:“ oder „C:“ gibt es einen „Baum“ von Verzeichnissen, in den die Dateien auf Disketten, Festplatten und CD eingewoben sind. Noch eine Merkwürdigkeit: Die Namen der Verzeichnisse werden nicht mit einem „Backslash“ („“) sondern mit einem „Slash“ („ / “) getrennt. Zudem unterscheidet Linux bei Dateibezeichnungen zwischen Groß- und Kleinschreibung. Fazit: Linux ist ganz gewiss keine eierlegende Wollmilchsau, die aus dem geplagten Windows-Nutzer einen sorgenfreien Computernutzer macht. Ganz im Gegenteil: Wer nicht bereit ist, ein wenig umzulernen, sollte sich das Einlegen der „Knoppix“-CD lieber ersparen. Für alle anderen gilt: Der Weg ist das Ziel. www.knoppix.net www.linux.de sdb.suse.de www.linux-magazin.de www.ksta.de/computer (KStA)
So long (oder doch besser short?) Kalli
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