Man muss sich nur mal die betriebswirtschaftlichen Kosten von Corona ansehen: Jeder Test kostet den Staat/ die Krankenkassen ca. 40 plus Arztgebühr und Versand. Bei moderaten Fällen kommt noch einiges an Arztkosten dazu; wenn es ins Krankenhaus geht, fängt das Taxameter richtig an zu laufen. Von den Kosten für Beatmung, oder inzwischen zugelassene Medikamente wie Remdesivir (vierstelliger Bereich, für Genaueres müsste ich nachsehen) ganz zu schweigen. Volkswirtschaftlich ist der Schaden noch viel größer: Die Sonderprogramme auf Bundes- und EU-Ebene, und die gerade verkündeten Steuerausfälle, sind nur die Spitze des Eisbergs. Bei Ländern, Kommunen und Sozialversicherungen werden sich noch weitere enorme Löcher auftun. Und wenn die Zombie-Unternehmen dann sterben, also die bislang durch Staatshilfen und Aussetzung von Konkursregelungen verschleppte Pleitewelle in Gastronomie, Einzelhandel, Reise- und Unterhaltungswirtschaft etc. aufläuft, wird es richtig bitter. Da ist nur eine Seite im Dilemma: Der Staat (bzw. wir alle als Staatsbürger und von Corona mehr oder weniger Betroffene). Die Impfstoffhersteller sitzen im Erfolgsfall auf einem extrem werthaltigen, und gleichzeitig knappen Gut. Die Chinesen von Sinopharm haben sich mal die "Mühe" gemacht, ihren (aus meiner Sicht minderwertigen) Impfstoff unter Nutzenaspekten zu bepreisen, und sind bei etwa 70 USD pro shot für Zweifachimpfung gelandet. Gab zwar einen shitstorm in der chinesischen Öffentlichkeit, aber der chinesische Staat als Eigentümer hat Sinopharm gewähren lassen. Im Vergleich zu Sinopharm ist selbst Moderna mit 32-37 USD/ shot noch zu "Freundschaftspreisen" unterwegs, BT/Pfizer dann allemal. Klar wird mit einem erfolgreichen Impfstoff richtig gut verdient - aber das muss auch so sein. Pfizer hat up-front so um die 1,5 - 1,8 Mrd. USD an Zahlungen an BioNTech plus Studienkosten investiert, bei einer theoretischen Anfangswahrscheinlichkeit auf Zulassung von 25% (siehe Link). Und selbst heute besteht ja immer noch die Möglichkeit, dass irgendeine unerwartete Komplikation auftritt, und die ganze Investition für die Katz war. Für BioNTech gilt ähnliches - die sind auch erstmal auf eigene Verantwortung voll ins Risiko gegangen. Sicher schon mit dem Plan, das Risiko mit einem Partner zu teilen und diesem davon so viel wie möglich aufzubürden (was ja gelungen ist), aber andererseits mit deutlich geringerer Risikotragfähigkeit, als Pfizer sie hat. https://www.acsh.org/news/2020/06/11/...a%2033.4%25%20success%20rate.
Hohes Risiko muss im Erfolgsfall bezahlt werden. Ich weiss nicht, ob zu 25% Erfolgschance die Wirtschaftswissenschaften noch belastbare Daten hergeben, oder man da doch eher bei Sportwetten oder Pokerturnieren nach Vergleichswerten schauen sollte. Ich weiss auch nicht, wo bei solchen benchmarks dann letztlich der erhoffte/ erwartete BioNTech-Gewinn einzuordnen wäre. Aber völlig unangemessen ist er nicht - da war nämlich, wenn es klappt, v.a. viel Herzblut und Engagement, und nicht nur Zock im Spiel.
Wenn in Zukunft Risiko nur noch von Wettanbietern, aber nicht mehr in der Impfstoff- und Krebsforschung (im Grunde jeder Forschung) belohnt würde, bekämen wir alle Riesen-Probleme. Da sollten sich "immer mehr Experten und Regierungen" vielleicht nicht "für eine kostenlose Behandlung aussprechen", sondern Forschungsanreize verbessern (z.B. Verlängerung der Fristen für Verlustvorträge - 2 Jahre sind für Pharmaforschung viel zu kurz!), und sich ansonsten auch mal zwischendurch der Spielsucht zuwenden. Ja - ist ein Dilemma: Forschungsanreize kosten, online-Wetten bringen (kurzfristige) Steuereinnahmen...
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