Advanced Medien: Tiefstapler vom Dienst [15:30, 18.04.07]
Von Gereon Kruse
Noch vor wenigen Tagen hätte niemand damit gerechnet: Einen Umsatz von mehr als 64 Millionen Euro hat das auf Bordunterhaltung in Flugzeugen spezialisierte Unternehmen für 2006 heute präsentiert.
ADVANCED MEDIEN AG Mächtig über den Erwartungen lagen auch die 3,7 Millionen Euro, die unterm Strich als Gewinn hängen blieben. Bemerkenswert: Noch vor wenigen Jahren stand Advanced Medien kurz vor dem Kollaps. Oder wie Vorstandsvorsitzender Dauer es ausdrückt: „Die Vergangenheit war schwieriger als die Zukunft.“
Für das laufende Jahr rechnet der Firmenlenker bei Erlösen zwischen 76 und 78 Millionen Euro mit einem Jahresüberschuss in einer Bandbreite von 3,7 bis 4,3 Millionen Euro. Das Ergebnis je Aktie soll sich zwischen 0,25 und 0,28 Euro einpendeln. Mit diesem Ausblick stapelt Dauer offensichtlich ziemlich tief, denn im Bereich Inflight Entertainment will er die Marktführerschaft ausbauen und weitere Kosten einsparen.
Zudem wurde die Inflight Productions Group im vergangenen Geschäftsjahr nur für neun Monate einberechnet. Auch drohen keine Sonderabschreibungen auf den Filmbestand wie 2006. „Vielleicht ist die Prognose übertrieben vorsichtig und wir passen sie im Laufe des Jahres nochmals an“, räumt Manager Dauer denn auch ein.
Ein nicht zu vernachlässigender Effekt auf das Ergebnis je Aktie stammt allein aus der Verringerung der im Umlauf befindlichen Aktien. So sollen die aus dem kürzlich ausgelaufenen Aktienrückkaufprogramm bezogenen Anteile – immerhin knapp 0,93 Millionen Stück – in Kürze eingedampft werden, so sich dass der Konzerngewinn künftig auf weniger Papiere aufteilt.
Zudem will sich Advanced Medien auf der Hauptversammlung am 2. Juli ein neues Rückkaufprogramm genehmigen lassen. Dieses Projekt soll aber in erster Linie in Abhängigkeit vom Aktienkurs umgesetzt werden. Und hier hat Dauer ziemlich konkrete Vorstellungen: „Alles, was unter 2,50 Euro ist, ist extrem billig “, sagte er während der Präsentation der 2006er-Bilanz im Münchner Haus der Wirtschaft.
Mit der positiven Einschätzung zur eigenen Aktie steht Dauer offenbar nicht allein. So sagte uns Frank Fischer, Chief Investment Officer der auf heimische Nebenwerte fokussierten Investmentgesellschaft Shareholder Value Beteiligungen, dass auch seine Gesellschaft kürzlich bei Advanced Medien eingestiegen sei.
Offensichtlich hat ihm die günstige Bewertung des Small Caps imponiert. Auf Basis der neuen BÖRSE ONLINE-Gewinnschätzung für 2008 beträgt das Kurs-Gewinn-Verhältnis gerade einmal 6,9. Hinzu kommt, dass der Titel nur gut ein Viertel über dem aktuellen Buchwert von 1,83 Euro notiert.
Für Phantasie sorgt außerdem der Cashbestand von 14,8 Millionen Euro. Am Rande der heutigen Pressekonferenz ließ Dauer nämlich durchblicken, dass er sich durchaus noch ein oder zwei Akquisitionen in diesem Jahr vorstellen kann. Dabei verwies er auf ein älteres Statement, wonach er für Advanced Medien einen Umsatz in der Größenordnung von insgesamt 100 Millionen Euro anstrebt.
Wir bleiben also bei unserer Kaufempfehlung und halten das von der DZ Bank ausgegebene Kursziel von 3,50 Euro für erreichbar. Vom präsentierten Zahlenwerk ist auch DZ-Bank-Analyst Harald Heider angetan. In seinen Update kommt er nämlich zu dem Schluss: „Wir raten zum verstärkten Kauf der Aktie.“
Einschätzung: KAUFEN Kurs am 18. April: 2,29 Euro Stoppkurs: 1,80 Euro
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