21-Jähriger stirbt an seinen Verletzungen nach Unfall bei Castor-Protesten 07. Nov 16:06, ergänzt 22:44
Bei Protesten gegen den Atommüll-Transport aus dem französischen La Hague nach Gorleben ereignete sich ein tödlicher Unfall. Einem Demonstranten wurden durch den Castor-Zug mindestens ein Bein abgetrennt. Er erlag seinen Verletzungen.
Nach einem schweren Unfall bei Protesten gegen den Castortransport erlag ein 21-Jähriger seinen Verletzungen. Der Atommüllzug überrollte den Demonstranten. Dabei wurden ihm beide Beine abgetrennt. Nach Angaben der Polizei starb er auf dem Weg ins Krankenhaus.
# Castor-Transport schon in Frankreich gestoppt 07. Nov 13:00 # Atommüll-Transport in La Hague gestartet 06. Nov 2004 22:32 Der Demonstrant hatte sich nahe der französischen Stadt Avricourt in Ostfrankreich an die Gleise gekettet. Nach Angaben der französischen Polizei in Nancy handelt es sich um den 21-jährigen Sébastian B. aus dem lothringischen Departement Meuse. Demnach wurde er gegen 14.35 Uhr von dem Zug mit den Castor-Behältern erfasst. Der Lokführer habe noch die Notbremse ausgelöst.
Bei dem Unfall verlor der junge Mann mindestens ein Bein, berichtet die Nachrichtenagentur AP. In anderen Meldungen hieß es, er habe beide Beine verloren.
Der Tod des Mannes ist der erste Unglücksfall dieser Art bei den Protesten gegen die Castor-Transporte. «Wir sind total schockiert», sagte der Sprecher der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg (BI), Francis Althoff. Es sei nicht nachvollziehbar, wie es zu einem solchen Unglück kommen konnte, sagte Althoff. Schließlich fliege in Frankreich ein Hubschrauber vor dem Zug die Strecke ab.
Die französische Polizei gab an, die Umweltschützer seien von dem Zug überrascht worden, als sie sich an die Gleise ketten wollten, um den Transport zu stoppen. Mehreren Aktivisten sei es noch gelungen, sich vor dem Zug zu retten. Außer Sébastian B. sei noch ein weiterer Demonstrant verletzt worden.
Ein Sprecher der Anti-Atomkraftorganisation Sorti du Nucleaire gab an, drei Demonstranten seien verletzt worden.
«Betroffen und bestürzt»
Das Pressebüro der BI gab bekannt, man sei «sehr betroffen und bestürzt». Derzeit werde über Konsequenzen des Unglücks für die weiteren Protestaktionen gegen den Castor-Transport beraten.
Heidi Klein, Mitglied des Aktionsbündnisses X-tausendmal quer, sagte, «alle kulturellen Veranstaltungen und alles, was bunt und lustig ist» sei abgesagt worden. Über den Fortgang der Proteste werde beraten, sagte Klein. «Wir wissen auch noch nicht so richtig, wie wir damit umgehen sollen.» Am Abend fand in Hitzacker eine Trauerveranstaltung statt. An dem Trauerzug nahmen mehr als 1000 Menschen teil.
Für den Sonntag wurden alle Protestaktionen abgesagt. Am Montag soll es weitere Trauerkundgebungen geben.
Zug erneut angehalten
Eric Tschöp, Sprecher der südwestdeutschen Anti-Atominitiativen, sagte, die Umstände des Unglücks seien noch unklar. Der Unfall habe sich möglicherweise in einer Kurve ereignet.
Nach dem Unglück wurde der Zug etwa drei Stunden angehalten, setzte seine Fahrt dann jedoch auf der vorhergesehenen Strecke fort. Am Abend erreichte der Zug die deutsche Grenze und rollte durch Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Hessen. Polizei und Bundesgrenzschutz riefen die Demonstranten auf, sich von den Gleisen fern zu halten. Man solle sich trotz der tragischen Ereignisse besonnen verhalten.
Der Zug mit den zwölf Castorbehältern war am Samstagabend im französischen La Hague gestartet. Zwei Demonstranten hatten den Zug am Sonntagmittag bereits zwei Stunden bei Laneuveville-devant-Nancy aufgehalten. Sie hatten sich ebenfalls an die Gleise gekettet. Die Ankunft des Transports in Gorleben ist für Montag geplant. (nz)
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