"Er geht total unter" Benneter, die freundliche Fehlbesetzung
Seine Worte kommen nicht an
| 31.07.05 | Focus-Online
SPD-Generalsekretär Klaus Uwe Benneter bekommt Gegenwind aus seiner Partei. Ohnehin dürfte die drohende Wahlniederlage das Ende seiner Karriere bedeuten.
Von Armin Fuhrer, Berlin
Wenn man in die Abteilung „Was macht eigentlich...?“ schaut, fällt einem rasch SPD-Generalsekretär Klaus Uwe Benneter ein. Seit etwa eineinhalb Jahren im Amt, gilt der Berliner Rechtsanwalt, der sich gerne seiner Freundschaft mit Kanzler Gerhard Schröder rühmt, inzwischen bei vielen Sozialdemokraten zwar als freundlicher Zeitgenosse, ansonsten aber als glatte Fehlbesetzung.
Niederlage als „Trendwende“
„Er hat absolut keine Außenwirkung und geht im Wahlkampf total unter“ klagt ein Berliner Sozialdemokrat. Neidisch blicken die Genossen in Richtung CDU und FDP, die mit Volker Kauder und Dirk Niebel schlagkräftige neue Generäle haben. Benneter dagegen nervte viele SPDler mit eher unglücklichen Kommentaren zu den Wahlniederlagen des vergangenen Jahres.
So sah er in den rund sieben Prozent Verlust der SPD in Brandenburg beispielsweise eine „Trendwende“. Da verdrehen viele Sozis nur noch die Augen. „Viele fragen sich in der Partei auch, wofür er eigentlich steht“, heißt es selbst in seinem eigenen Berliner Landesverband.
Gegenkandidat für Listenplatz
Die Wahlkampforganisation hat SPD-Geschäftsführer Kajo Wasselhövel übernommen – eigentlich die ureigene Aufgabe des Generalsekretärs. Dabei dürfte SPD-Chef Franz Müntefering die Hände im Spiel gehabt haben.
Benneter soll dagegen den Wahlkampf vor Ort machen, was einer klaren Herabstufung gleichkommt. Manch SPD-Kandidat würde auf die Unterstützung gerne verzichten, wie in Hintergrundgesprächen gerne eingeräumt wird. In seinem heimischen Landesverband ist der Unmut inzwischen so groß, dass Benneter einen Gegenkandidaten auf der Landesliste bekommt.
Noch wirkt der Amtsbonus ein wenig
Der SPD-Kandidat Andreas Köhler, der sich um ein Direktmandat in Lichtenberg bemüht, dort aber wegen der übermächtigen Linkspartei nur geringe Chancen hat, will Benneter am kommenden Sonntag nach Informationen von FOCUS Online im Kampf um Platz 3 auf der Landesliste herausfordern. Durchaus möglich, dass sich der Unmut über den SPD-General in seiner Person ballen könnte.
Dass Benneter am Ende unterliegen könnte, ist allerdings wenig wahrscheinlich. Deswegen sieht auch Wirtschaftsstaatssekretär Dietmar Staffelt von einer Kandidatur gegen den SPD-General ab und bemüht sich lieber um Platz 5 Noch wirken Amtsbonus und Kanzler im Hintergrund.
Gabriel als Nachfolger?
Benneter tritt auch als Direktkandidat in Zehlendorf an, wo er 2002 überraschend das Mandat gewann. Doch ist ein erneuter Erfolg hier fraglich, weil der wohlsituierte Wahlkreis zuvor in CDU-Hand war und die Großwetterlage für die Sozialdemokraten derzeit nicht gut ist. „Das könnte das Aus für ihn in der Bundespolitik sein“, heißt es in Berlin.
Dass er, gerade nach einem wahrscheinlichen Ausscheiden seines Mentors Schröders aus der Politik nach der Wahl nochmals zum Generalsekretär gewählt wird, erscheint zweifelhaft, obwohl er seinen Hut für den Parteitag im November schon in den Ring geworfen hat.
„Besser in der Abteilung Attacke“
Ein potenzieller Nachfolger steht mit dem früheren niedersächsischen Ministerpräsidenten Sigmar Gabriel schon bereit. „Der beherrscht die Abteilung Attacke viel besser“, heißt es. Bei Benneter sind sich viele in der SPD sicher, dass er den Tag der drohenden Wahlniederlage nur um wenige Stunden politisch überleben wird.
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