PrimaCom nur für Zocker BetaFaktor
Nach Ansicht der Experten von "BetaFaktor" eignet sich die Aktie von PrimaCom (ISIN DE0006259104/ WKN 625910) nur für Zocker.
Der Kabelnetzbetreiber gehe in die letzten Runden einer jahrelangen Schlacht mit seinen Gläubigern. PrimaCom sei derzeit mit rund einer Mrd. EUR verschuldet. Das Eigenkapital betrage minus 260 Mio. EUR. Der Konzern erziele einen Umsatz von rund 220 Mio. EUR im Jahr und verbuche ein EBITDA von etwa 100 Mio. EUR. Angesichts abenteuerlich hoher Zinsen für einen Kredit (SSL-Second Secured Loans) mit Nominalwert 375 Mio. EUR und hoher Abschreibungen schreibe PrimaCom ständig hohe Verluste.
Auf Grund der aktuellen Entwicklung bestehe Hoffnung auf Besserung: Die Perle des Konzerns, die holländische Tochter Multikabel, solle veräußert werden - eigentlich schon seit geraumer Zeit. Die Gläubiger hätten dies aber bisher verhindert - insbesondere die SSL-Gläubiger Apollo/J.P. Morgan. Bis Ende November habe PrimaCom nun Gelegenheit, den Kredit zurückzuzahlen, andernfalls erkenne die Gesellschaft an, den Gläubigern die Summe von 425 Mio. EUR zu schulden. Diese hätten dann einen sofortigen Vollstreckungstitel.
Anzeige Hier klicken! Damit würden die SSL-Gläubiger auf mehr verzichten, als auf den ersten Blick ersichtlich sei. Die Zinsen seien nämlich nur zum Teil in bar bezahlt worden, der andere Teil sei aufgelaufen und wäre erst bei Fälligkeit zur Zahlung gekommen. Es gehe dabei um deutlich mehr als 100 Mio. EUR, die PrimaCom dann als außerordentlichen Ertrag verbuchen könnte. Ein ebensolcher dürfte auch bei Multikabel anfallen: In Branchenkreisen würden Spekulationen über einen Kaufpreis von rund 550 Mio. EUR umgehen.
Wenn Anleger davon ausgehen würden, dass der geplante Verkauf termingerecht gelinge, würde sich im Konzern eine verzinsliche Restverschuldung von unter 400 Mio. EUR ergeben. Laut den Wertpapierexperten sei bei der Restrukturierung dieser Schulden mit einem Zinssatz von rund 6% zu rechnen, was einen Zinsaufwand von unter 25 Mio. EUR im Jahr mache (122 Mio. EUR in 2004).
Schaffe PrimaCom 40 Mio. EUR EBITDA und ziehe man die voraussichtlichen Zinsen ab, so würden ungefähr 15 Mio. EUR verbleiben. Das dürfte in etwa den jährlichen Investitionen entsprechen. Eine richtige Profitabilität sei das zwar noch nicht. Es sei allerdings ausbaufähig und angesichts weiterer Konzentrationsbemühungen der Branche wäre die gesundete PrimaCom selbst auch ein Übernahmekandidat.
Die Aktionäre müssten noch bis Ende November zittern. Es sei nicht völlig auszuschließen, dass der Verkauf bis zur Deadline nicht klappe. Der Zeitdruck sei jedenfalls eher auf Seiten PrimaComs als beim Kaufinteressenten angesiedelt. Denn zahle PrimaCom nicht rechtzeitig bestehe die Gefahr, dass Apollo/J.P. Morgan sofort vollstrecke und 50 Mio. EUR mehr einstreiche als die 375 Mio. EUR Nominalschuld - und dies würde eventuell das Ende bedeuten.
|