Wenn es noch eines letzten Beweises bedurfte, dass die Transformation vom Wirtschaftswunderland zur Bananenrepublik endlich vollzogen ist - nun wurde er erbracht. Gibt es irgend jemanden (mit Ausnahme von Alice Schwarzer), der allen Ernstes mit diesem Ergebnis eines unseligen Postengeschacheres zufrieden sein kann? Wo man hinschaut, nur Verlierer:
Die Union - was hatte man für Ziele. Absolute Mehrheit und die SPD auf die Oppositionsbank hieß es dort noch vor ein paar Wochen. Und dann? Ein niederschmetterndes Ergebnis welches dafür sorgte, dass man aus lauter Verzweiflung sogar versuchte mit dem erklärten grünen Feind ins Bett zu steigen, was dieser jedoch dankend ablehnte. Zu guter Letzt ein bitterer Kompromiss dank einer unfähigen Kandidatin, die man jetzt zu allem Überfluss noch widerwillig und zu einen hohen Preis in den Kanzlersessel hieven muss. Keine Spur mehr von den großen Hoffnungsträgern, die so manchen Unions-Wähler trotz dieser Politikerin der zweiten Reihe dazu bewogen haben, ihr Kreuz bei ihrer Partei zu machen und ein Bayer, der im richtigen Moment gekniffen hat als es darum ging, eine große Verantwortung zu übernehmen.
Die SPD - Nach einem starken Endspurt ist man nun gezwungen in einer großen Koalition mit dem Feuer zu spielen, statt sich in der Rolle der Opposition zu erholen. Die erkämpften Ressorts, die man mit der Galionsfigur bezahlt hat werden nun dafür sorgen, dass sich die Gescholtenen weiterhin in der Schusslinie befinden. Falls diese Regierung es nicht schafft das Ruder herumzureißen (und das ist nicht zu erwarten) wird die SPD dank der Ämter die sie inne hat einen großen Teil der Verantwortung tragen und dies auch zu spüren bekommen.
Die FDP - Mit ihrer Zweitstimmenkampagne hat die FDP dieser großen Koalition erst den Weg geebnet. Was niemand bedachte - die Wähler, die von schwarz zu gelb wechselten haben zwar für ein überragendes Ergebnis der FDP gesorgt, jedoch auch gleichzeitig dafür, dass diese nun auf der Oppositionsbank Platz nehmen darf. Beim nächsten mal werden sich diese Wähler wohl genauer überlegen, ob sie ihre Stimme wieder der FDP geben. Armer Guido Westerwelle. Gedanklich bereits in der Regierungsverantwortung hatte man die Ministerposten praktisch schon verteilt und ist nun trotz allem wieder angeschmiert.
Die Grünen - Gestern noch in der Regierung und plötzlich und ohne Vorwarnung durch den großen Koalitionspartner ausgehebelt. Jetzt zusammen in der Opposition mit anderen die man nicht mag ist man zum Zuschauen verdammt und es bleibt nur die vage Hoffnung, dass der ehemalige Partner dafür sorgt, dass die wenigen hart erkämpften Ziele nicht Stück für Stück zum Teufel gehen, während man ohne den großen Mann an der Spitze darum kämpft, nicht in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.
Die Linkspartei - Diese von allen verschmähten Sprücheklopfer. Sie haben dank vieler enttäuschter SPD-Wähler aus dem Stand ein beachtliches Ergebnis erzielt. Eine Beteiligung an einer Regierung hat man angeblich sowieso nicht in Erwägung gezogen und prinzipiell hätten sie allen Grund sich zu freuen wenn da nicht diese Gewissheit wäre, dass sie, als isoliertes Mitglied der Opposition nur verlieren können. Das Gros ihrer Wählerschaft wird über kurz oder lang zu seinen Wurzeln zurückkehren und diese Gruppierung wieder auf Normalmaß schrumpfen lassen.
"Freuen" wir uns also auf turbulente Zeiten und eine Zukunft, die mir persönlich eher düster erscheint oder um es mit Dante zu sagen: "lasst alle Hoffnung fahren"
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