FTD:Müntefering eckt mit Rentenvorstoß anDie Forderung von Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD), das Renteneintrittsalter zügiger von 65 auf 67 Jahre anzuheben, trifft in seiner Partei auf scharfe Kritik. Der Minister verteidigte seinen Vorschlag als Mittel, um die Beiträge für die Rentenversicherung stabil zu halten.- SPD-Sozialpolitiker Karl Lauterbach hält den Vorstoß für ungerecht
Der SPD-Sozialexperte Karl Lauterbach und der Juso-Bundesvorsitzende Björn Böhning kritisierten Münteferings Vorstoß als sozial ungerecht. Lauterbach sieht vor allem Einkommensschwache benachteiligt. "Zum jetzigen Zeitpunkt übersteigt die Lebenserwartung der Einkommensschwachen die Grenze von 67 Jahren nur um wenige Jahre", sagte er dem "Tagesspiegel". Einkommensstarke Männer dagegen lebten im Durchschnitt zwölf Jahre länger. Insofern habe er Sorge, "dass mit der Rente ab 67 für diese Einkommensgruppen der Rentenbezug im Durchschnitt um ein Drittel verringert, für einige sogar halbiert wird". Böhning sagte der "Berliner Zeitung" zu Münteferings Vorschlag: "Es handelt sich dabei um faktische Rentenkürzungen, die in die Zukunft verschoben werden, um heute mehrheitsfähig zu sein." Der Sozialverband VdK bezeichnete den Plan "als ein reines Abkassiermodell bei den älteren Arbeitnehmern". Koalitionsvertrag sieht langsameren Anstieg vorMüntefering hatte dafür plädiert, das Rentenalter schneller heraufzusetzen als geplant. Die Rente ab 67 Jahren solle bereits zum Jahr 2023 oder 2029 umgesetzt werden, so sein Vorschlag. Laut Koalitionsvertrag von Union und SPD soll das Rentenalter von 67 Jahren ab 2012 in monatlichen Schritten bis spätestens 2035 eingeführt werden. Sollte die Anhebung schon bis 2023 abgeschlossen sein, müssten Arbeitnehmer, die heute 48 Jahre alt sind, bereits bis 67 arbeiten. Von der Regelung im Koalitionsvertrag wären die heute 36-Jährigen die ersten Betroffenen gewesen. Der SPD-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt, Jens Bullerjahn, warnte, den Koalitionsvertrag anzutasten. "Nach so kurzer Zeit das Koalitionspapier in Frage zu stellen, und noch dazu in einem so sensiblen Bereich, ist nicht hilfreich", sagte Bullerjahn der Zeitung zufolge. Zudem fürchtet er Stimmenverluste. "Wenn sich diese Debatte zuspitzt, wird sie Einfluss auf die Landtagswahlen haben". Minister bezeichnet Kritik als "Sprüche" - Arbeitsminister Franz Müntefering will ab 2023 alle bis 67 arbeiten lassen
Müntefering selbst verteidigte im ZDF seinen Plan: "Wenn man will, dass die Rentenversicherungsbeiträge nicht weiter steigen, dann müssen wir jetzt Entscheidungen treffen." Kritik wies er zurück: "Das sind Sprüche." Wer wolle, dass die künftigen Generationen eine ehrliche Rente bekommen, der müsse jetzt handeln. Unterstützung erhielt der Arbeitsminister vom sozialpolitischen Sprecher der SPD-Fraktion Klaus Brandner und von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU). Brandner sagte dem "Handelsblatt", parallel zur rascheren Erhöhung des Renteneintrittsalters müsse sich die Politik intensiv für die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer einsetzen. Böhmer sagte der "Mitteldeutschen Zeitung": "Ich würde es für denkbar halten, wenn die Arbeitsmarktsituation es zulässt."
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