Rom - Der Vatikan hat die Bestätigung des Todesurteils gegen den irakischen Ex-Diktator Saddam Hussein kritisiert. „Ich glaube nicht daran, dass man ein Verbrechen durch ein anderes Verbrechen ausgleichen kann“, sagte der Präsident des päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Renato Martino. Der Vatikan hoffe, dass das Urteil nicht vollstreckt wird, sagte Martino der römischen Zeitung „La Repubblica“ (Donnerstagausgabe).
„Die Kirche verlangt, dass das menschliche Leben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tode geschützt ist“, sagte Martino. Er fügte hinzu: „Die Todesstrafe ist kein natürlicher Tod. Niemand darf den Tod herbeiführen, nicht einmal der Staat.“ Zugleich plädierte Martino für eine Friedenskonferenz und Verhandlungen auf internationaler Ebene, um die Konflikte im Irak, im Libanon und im gesamten Nahen Osten zu lösen. (dpa)
(...)Saddam Hussein war am 5. November wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tode verurteilt worden. Es ging dabei um die Tötung von 148 schiitischen Bewohnern des kleinen Städtchens Dudschail, in dem Aufständische 1982 einen Attentatsversuch gegen den Diktator verübt hatten. Der Fall sollte nach den Vorstellungen der irakischen Regierung und der US-Besatzungsmacht nur das erste in einer Reihe von Verfahren sein. Durch den Prozess sollten die Iraker eine Basis für nationale Versöhnung finden. (...) Viele Kurden irritiert nun die Aussicht, dass Saddam Hussein für seine Genozid-Verbrechen gegen ihr Volk nie mehr zur Rechenschaft gezogen werden könnte. Denn die Hinrichtung soll offenbar vollzogen werden, noch bevor der laufende zweite Prozess wegen der Ermordung Hunderttausender Kurden beendet ist."
|