Fall Madeleine Spur führt in die Schweiz
| Polizisten durchsuchen das Waldstück in der Ostschweiz, in dem später der Leichnam gefunden wurde | 07. August 2007 Die portugiesische Polizei „weiß seit einem Monat, dass Madeleine McCann in der Nacht des 3. Mai in dem Apartment des Hotels Ocean Club gestorben ist“. Sie habe daher die Vermutung einer Entführung des vierjährigen Mädchens „definitiv aufgegeben“. Das berichtete am Dienstag die portugiesische Zeitung „Diario de Noticias“ mit dem Hinweis, dass die Ermittler sich nun „auf den Familienkreis und Freunde“ konzentrierten.Die Untersuchungen befänden sich „in einer entscheidenden Phase“. Der Fall des britischen Kindes, das vor drei Monaten aus dem Zimmer, in dem es mit seinen beiden jüngeren Geschwistern schlief, „verschwand“, während ihre Eltern in einem Restaurant des Hotels zu Abend aßen, hatte zuvor eine überraschende Wende genommen. Am Montag berichteten portugiesische Medien, dass britische Spürhunde vor einer Woche in der Ferienwohnung Blutspuren einer Toten gefunden hätten. Mord oder Unfall | Urs Hans von Aesch auf einem Polizeifoto | Die von britischen Fachleuten unterstützten Polizisten des Landes, die noch verifizieren müssten, dass es sich um das Blut von Madeleine handle, vermuteten jetzt, dass es entweder einen Mord oder einen Unfall gegeben habe. Die Eltern Kate und Gerry McCann, die seit nahezu hundert Tage eine internationale Kampagne für das Wiederauffinden ihres Kindes führen, müssten nun abermals vernommen werden. Das gelte auch für Bekannte aus ihrem Umkreis. Die Untersuchungen des bislang einzigen Verdächtigen, des britischen Staatsbürgers Robert Murat, haben noch zu keinem Ergebnis geführt. In portugiesischen und britischen Medien ist inzwischen von einem zweiten möglichen Verdächtigen die Rede. Es handle sich dabei um einen etwa vierzigjährigen dunkelhäutigen Mann eventuell afrikanischer Abstammung mit englischer Staatsangehörigkeit. Er soll nach Augenzeugenberichten in jener Mainacht dabei beobachtet worden sein, wie er ein angeblich schlafendes Mädchen aus dem Apartment trug. Hohe Belohnungen ausgesetzt | Maddy auf einem Archivfoto vom 4. mai | In Großbritannien sind für Hinweise auf Madeleine Belohnungen in Höhe von mehr als vier Millionen Euro ausgesetzt worden. Die Anwälte der Familie McCann haben außerdem mit Hilfe ihrer Internetseite schon mehr als eine Million an Spenden für die Suche gesammelt. Eine neue Spur im Fall der entführten Madeleine führt nach Presseberichten in die Schweiz. Dort hatte sich in der vergangenen Woche ein mutmaßlicher Kinderschänder erschossen, der 67-jährige Urs Hans von Aesch. Er sei nach Angaben der Schweizer Polizei dringend verdächtig, in der Schweiz ein blondes fünfjähriges Mädchen entführt zu haben, das der vierjährigen Madeleine sehr ähnlich sei. „Wegen der Ähnlichkeiten und weil Von Aesch in Spanien lebt, hatten wir Interpol eingeschaltet“, zitierte die Zeitung den Schweizer Polizeisprecher Hans Peter Eugster. Interpol habe dann die spanische und die portugiesische Polizei informiert, die nun ermittelten, ob sich der verdächtige Schweizer an der Algarve aufgehalten habe. Leichnam in Waldstück entdeckt Nach der Entführung der Fünfjährigen in Appenzell - deren Namen die Polizei mit Ylenia Lenhard angab - war eine Großfahndung ausgelöst worden. Dabei war die Leiche des mutmaßlichen Entführers in einem Waldstück bei Oberbüren entdeckt worden. Nach Angaben der Polizei tötete sich der Mann mit einem Kopfschuss. Seine DNA-Spuren fanden sich an entdeckten Gegenständen, die der kleine Ylenia gehörten - ihrem Rucksack, Fahrradhelm und Kickboard. In dem Rucksack habe sich auch die gesamte Kleidung des Mädchens befunden, teilte die St. Galler Kriminalpolizei am Montag mit. Der 67-Jährige war am vergangenen Mittwoch - einen Tag nach dem Verschwinden der Fünfjährigen - tot gefunden worden. In der Nähe der Leiche stand der Kleintransporter des Mannes mit spanischem Kennzeichen. Nach Angaben der „Times“ könnte es sich um denselben Wagen handeln, der den Eltern der entführten Madeleine kurz nach deren Verschwinden unweit ihrer Ferienwohnung aufgefallen war. Das kleine Mädchen war in Appenzell (Kanton Appenzell-Innerhoden) am 31. Juli von der Wohnung seiner Mutter ins nahe gelegene Schwimmbad gegangen. Der Bademeister hatte das Kind noch gesehen. Am vergangenen Wochenende hatten bis zu 100 Polizisten und Feuerwehrleute, unterstützt von Tauchern, Spürhunden und einem Armeehubschrauber, nach der Vermissten gesucht. Text: FAZ.NET
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