die Möchtegern-Startrader mit den glänzenden augen ...
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Das Geheimnis (m)eines Erfolges Turtle Trading. Was haben eine Schildkröte und Börsengewinne gemeinsam? Eine ganze Menge - weiß Curtis Faith. Er verdiente mit einer einfachen Strategie Millionen Dollar. Turtle Trading
Autor(en): Thomas Jahn Magazin: Capital Ausgabe: 22/2007 ab Seite: 98
"Richtiges Anlegen ist einfach", sagt Curtis Faith. Kann er das überhaupt beurteilen? Er kann. Der 43-Jährige ist zwar Dokumentarfilmer, betreibt eine Sprachschule in Buenos Aires und gründete ein halbes Dutzend Hightechfirmen. Doch er ist auch ein überaus erfolgreicher Börsenhändler, ein Trader. Mit einigen spektakulären Geschäften scheffelte er mehrere Millionen Dollar. Und er ist fest davon überzeugt, dass praktisch jeder Anleger den gleichen Erfolg haben kann.
Die Erkenntnis von Faith: Gewinne an der Börse haben vor allem mit Disziplin, Hartnäckigkeit, Demut und Ausgeglichenheit zu tun. Und eines stellt er klar - er sei kein Investor wie Warren Buffett, der sein Kapital langfristig in unterbewerteten Gesellschaften anlegt. "Trader interessiert nicht die Qualität des Managements oder die globale Kaffeeproduktion", sagt der Amerikaner, "sie interessiert nur der Kurs." Den Grundstein seines Erfolges legte Faith in den Jahren von 1984 bis 1988. Damals gewann er den "Schildkröten-Börsenwettbewerb".
Den hatte die damalige Investorenlegende Richard Dennis ausgeschrieben. Der seltsam klingende Name stammte von einer Zuchtfarm für Schildkröten in Singapur.
Dort hatte Dennis die Idee zu dem Wettstreit: Eine Handvoll Bewerber, auch Turtles genannt, bekam nach einer kurzen Ausbildung jeweils eine Million Dollar in die Hand gedrückt, die sie beliebig in Anlageklassen wie Rohstoffe, Aktien oder Währungen investieren sollten. Das Experiment glückte: Nach vier Jahren hatten die 20 Kandidaten insgesamt 100 Millionen Dollar Gewinn erzielt; fast ein Drittel davon entfiel auf Faith.
"Ich war der Beste", sagt der Sieger, der vor Kurzem sein Buch "Die Strategien der Turtle Trader" auf Deutsch veröffentlichte.
Warum das Buch nicht früher erschienen ist? Die Schildkröten hatten sich vertraglich verpflichtet, 20 Jahre ihre Geheimnisse für sich zu behalten.
Faiths Lehrmeister war in der Börsenwelt kein Unbekannter:
Der Spitzname von Dennis lautet "Prince of the Pit": Als Prinz des Handelsaals in der Rohstoffbörse in Chicago machte er in den 70er-Jahren aus nur ein paar Tausend Dollar ein Vermögen von 200 Millionen Dollar. Diesen Erfolg, so war der dickleibige Mann überzeugt, könnte jedermann nachmachen, so lange er nur einige Regeln beachtet. "Wir werden Trader züchten wie Schildkröten in Singapur", sagte Dennis damals zu einem Freund. 1983 gab er Anzeigen für den Wettbewerb in Blättern wie dem "Wall Street Journal" oder der "New York Times" auf. Den Teilnehmern versprach er für das erste Jahr 15 Prozent der Gewinne, für jedes weitere Jahr fünf Prozentpunkte mehr. Der Andrang war überwältigend, insgesamt mehr als 2000 Bewerber meldeten sich.
Von ihnen wählte Dennis 20 aus: "Ich habe vor allem auf mathematische Fähigkeiten und Kenntnisse in Glücksspiel geachtet." Mit damals 19 Jahren war Faith der Jüngste in dem Kreis. Von der Wirtschaft verstand er nach eigener Aussage rein gar nichts. Die Wahl fiel auf ihn, weil er in der Schule Computerprogramme auf seinem Apple-Rechner geschrieben hatte - und zwar für Handelsstrategien, die er an historischen Finanzdaten auf ihre Tauglichkeit testete.
Die Kandidaten waren allesamt ungewöhnlich: Ein Doktor der Sprachwissenschaft, ein Schachmeister, ein Blackjack-Profi, ein Buchhalter oder ein Experte in "Dungeons & Dragons", einem Rollenspiel, das in den 80er-Jahren ein großer Hit war, waren mit von der Partie. "Viele dieser Menschen gehören zu den intelligentesten, die ich jemals getroffen habe", sagt Faith.
Nur zwei Wochen unterrichtete Dennis die Gruppe. Seine Handelsstrategie basierte auf den elementaren Regeln der Charttechnik. Wichtig war ihm vor allem das Trendfolgemodell:
Fällt oder steigt ein Index für längere Zeit, setzt Dennis sein Geld auf eine Fortsetzung des Verlaufs. Wichtigste Prämisse der Schildkrötenschüler: In der Börse ist man eine Nasenlänge voraus, wenn man die "kognitiven Neigungen" der Menschen ausnutzt. Unter Druck und Unsicher heit machen die meisten Fehler. "Wir verdienen unser Geld mit der Ausbeutung der beständig irrationalen Verhaltensmuster anderer Trader", sagt Faith und nennt die wichtigsten dieser Anlegerfehler:
Verankerung. Auf einer Veranstaltung wird ein Glücksrad gedreht und bleibt bei der Zahl 65 stehen. Dann fragt man die Zuschauer, ob die Anzahl der afrikanischen Mitgliedsstaaten in den Vereinten Nationen unter oder über 65 liege. Beeinflusst die offensichtlich zufällig gewählte Zahl die Schätzung? Nach Erkenntnissen des Wirtschafts-Nobelpreisträgers Daniel Kahneman und seines Kollege Amos Tversky ist genau das der Fall. Denn wiederholt man den Versuch mit einer niedrigeren Zahl, fallen auch die Prognosen tiefer aus. Ähnlich geht es an der Börse zu: Dort sind die Kurse der Anker.
Durch sie entstehen Widerstands- und Unterstützungslinien:
Auf einem bestimmten Niveau handeln die Anleger. "Selbst wenn man nicht an die Charttechnik glaubt", sagt Faith, "in der Realität existiert sie." Seine Folgerung: Wenn ein Kurs eine Unterstützungslinie durchbricht, sollten Investoren sofort verkaufen. Wenn er eine Widerstandslinie überschreitet, rasch einsteigen.
Verlustangst. Menschen tendieren dazu, Verluste zu vermeiden, anstatt Gewinne zu erzielen. So haben Kahneman und Tversky herausgefunden, dass es für Versuchspersonen nicht das Gleiche ist, 100 Euro zu verlieren oder 100 Euro nicht zu gewinnen - obwohl beides den gleichen ökonomischen Wert besitzt. Verluste werden nach Forschungsergebnissen der Verhaltensökonomen doppelt so stark empfunden wie Gewinne.
Beim Traden führt das zu typischen Fehlern: Wenn sich Positionen im roten Bereich befinden, werden die Papiere nicht verkauft, weil man den Verlust nicht endgültig machen will.
Auf der anderen Seite neigen Anleger dazu, Gewinne zu schnell zu realisieren: Sie haben Sorge, die an der Börse erzielten Profi te wieder zu verlieren. Dies ist ein großes Problem: "Man muss Vertrauen in sich haben", sagt Faith. In 95 Prozent der Fälle könne er der Versuchung widerstehen, Gewinne nicht laufen zu lassen, aber die restlichen fünf Prozent seien fast immer die verpassten Gelegenheiten, das "große Geld" zu machen.
Ergebnisorientierung. Freunde fragen Faith oft, wohin seiner Meinung nach die Märkte gehen. Zur ihrer Überraschung antwortet er immer: "Ich habe keine Ahnung." Diese Demut hilft ihm, seine Anlagewahl nicht nach dem Ergebnis zu beurteilen, sondern an der "Qualität der Entscheidung zu der Zeit, als sie getroffen wurde". Stimmen die Prämissen noch, sollten einen Anleger die oft heftigen Schwankungen der Börse nicht aus dem Konzept bringen. Den Effekt verstärkt der Hang vieler Menschen, neuen Informationen mehr Gewicht beizumessen als älteren. Trader schmerzt es viel stärker, in den vergangenen zwei Monaten schlecht abgeschnitten zu haben, als es sie vergleichsweise erfreut, in den sechs Monaten zuvor hervorragend gehandelt zu haben. Daraus resultiert eine falsche Einschätzung der jeweiligen Handelsstrategie.
Beständigkeit. In der Hochrechnung klappt das gut: Marktforscher befragen einige Tausend Menschen nach ihrer Wahlentscheidung und schon Stunden vor der Auszählung aller Stimmen weiß man recht genau Bescheid. Grundfalsch ist es aber, aus kleinen Bemessungsgrundlagen weiter gehende Erkenntnisse gewinnen zu wollen. Schlägt ein Fondsmanager etwa den Markt drei Jahre in Folge, gilt er als Held. "Dabei ist die Zeit viel zu kurz", sagt Faith. Genauso skeptisch solle man mit seinen Handelsstrategien sein: Schneiden sie vier von sechs Mal gut ab, soll das noch nichts heißen.
Und warum scheitern die meisten Trader? Nach Auffassung von Faith neigen Anfänger dazu, sich nicht an Regeln zu halten. Sie investieren aufgrund von Gerüchten oder im Glauben an die eigene Intuition. Laut Faith erklärt diese "Overconfi dence", warum so viele Ärzte mit Geld spekulieren. Zum einen haben sie üblicherweise viel Kapital, zum anderen haben sie in ihrer Karriere Erfolg aufgrund ihrer Intelligenz.
Das stärkt ihr Selbstvertrauen an der Börse zu sehr: "Ein hoher Prozentsatz ist nicht erfolgreich", sagt Faith. Dazu riskieren seiner Beobachtung nach Amateure zu viel: "Die erste Regel ist: Nicht alles auf eine Karte setzen." Wer es zudem verbissen auf den Gewinn abgesehen hat, kommt nicht weit. "Einer der Schildkrötenschüler warf aus Wut das Telefon gegen die Wand, wenn es schlecht lief", erzählt Faith - und war einer der schlechtesten Absolventen. Im Schnitt erzielten die Schüler jährlich ein Plus von 80 Prozent.
Vor wenigen Monaten trafen sich die 20 Schildkröten in Chicago zum ersten Mal wieder. Überrascht stellten sie fest, dass nur ein Drittel von ihnen noch an der Börse aktiv ist. "Wenn man erst einmal ein paar Millionen Dollar hat, fragt man sich - was will ich wirklich im Leben machen?", erklärt Musterschüler Faith. Diese Frage stellte er sich Ende der 80er-Jahre auch - und schränkte das Handeln stark ein.
Mit seiner Freundin produziert er heute auf eigene Kosten Dokumentarfilme über den Einfluss von Lobbyisten auf die bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen. "Das ist viel aufregender", sagt Faith. "Ehrlich gesagt, ist Traden die meiste Zeit recht langweilig." Aber über eines ist er sich klar, sagt der Amerikaner:
"Hätte ich weitergemacht, wäre ich jetzt um einiges reicher."
Bedächtig und beständig - so nähert sich die Schildkröte ihrem Ziel.
In dem vor Kurzem auf Deutsch veröffentlichten Buch "Die Strategien der Turtle Trader" erzählt Curtis Faith von seinem Erfolg an der Börse und beschreibt einige seiner spektakulärsten Anlagen.
Seine größte Wette war auch die dramatischste: 1987 setzte er fünf Monate erfolgreich einige Hundert Millionen Dollar auf einen Zinsanstieg. Dann kam der Schwarze Montag. Die US-Notenbank senkte die Leitzinsen, um den Börsencrash abzufangen. Faith war wie vor den Kopf gestoßen und verkaufte am nächsten Morgen die gesamte Position: "Ich hatte Glück und kam mit einem geringen Profit wieder heraus" - die gigantischen Gewin ne der vergangenen Monate waren verloren. -------------------------------------------
tja, und jetzt glänzen die Augen wieder ... und träumen den ganz großen Traum von wenigstens einer Million ... die heutzutage geradezu ein Furtz in der Landschaft ist ...
hahahahahahahahahahahahahahahahahahahah
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"Zwei Dinge sind unendlich: das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher."
Albert Einstein
:-))
Ommea
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