SZ vom 17.08.2000 Wirtschaft
Wegen Aktientipps im Fernsehen Aufregung um Börsen-Guru Bernd Förtsch Bundesaufsichtsamt untersucht Kursturbulenzen nach Auftritten in 3sat / Bisher keine Beweise für Insider-Geschäfte
Frankfurt (dpa/dku) – Die Aktientipps von Bernd Förtsch haben die Aufmerksamkeit des Wertpapier-Aufsichtsamtes erregt. Derzeit werde jedoch nicht gegen ihn persönlich ermittelt, teilte die Behörde mit. Damit stellte sie einen Bericht der Bild-Zeitung richtig.
Die Bild-Zeitung hatte berichtet, gegen den 38-Jährigen Kulmbacher werde wegen des Verdachts des so genannten Frontrunnings ermittelt: Er soll Aktien erst gekauft und dann im Fernsehen, über seine Hotlines oder im Anlegermagazin Aktionär empfohlen haben, um die Titel anschließend mit dickem Gewinn wieder zu verkaufen. Das wäre möglicherweise Insider-Handel und damit vermutlich nach dem Wertpapierhandelsgesetz strafbar.
Förtsch ist Chefredakteur des Aktionär und sitzt im Vorstand seines eigenen Verlages Börsenmedien AG. Nach eigenen Angaben betreibt er auch ein Dutzend Börsen-Hotlines sowie einige Börsenbriefe und ist zudem Berater für insgesamt sieben Aktienfonds. Bis vor kurzem war er regelmäßig auf dem Bildschirm zu sehen: Im Börsenspiel bei 3sat gab er als einer von mehreren Experten viel beachtete Aktien-Ratschläge und gewann die letzte Spielrunde mit weitem Abstand. Viele Kleinanleger folgten seinen Empfehlungen geradezu blindlings.
Doch diese Aktien-Tipps haben nun die Aufmerksamkeit des Bundesaufsichtsamts für den Wertpapierhandel erregt. „Im Moment ermitteln wir noch gegen niemanden persönlich“, sagt eine Sprecherin der Behörde. Man habe jedoch einige „Kursauffälligkeiten im Zusammenhang mit Empfehlungen von Förtsch festgestellt“. Noch stehe allerdings nicht fest, „ob dabei etwas gemauschelt worden ist“. Bisher habe man lediglich festgestellt, dass die Kurse der von Förtsch empfohlenen Aktien nach der Sendung 3sat-Börse regelmäßig in die Höhe schossen. Das sei an und für sich noch nicht strafbar. Theoretisch sei es jedoch möglich, „das Wissen um diese kursbeeinflussende Wirkung einer Empfehlung im Vorfeld der Sendung auszunutzen und sich billig mit Aktien einzudecken“, erklärt die Sprecherin weiter.
Förtsch weist sämtliche Vorwürfe zurück: „Da ist nichts dran.“ Er habe nie eine Aktie gekauft, die er empfehlen wollte. „Dass ein Wert schon länger im Depot ist, kann mal sein.“ Bei insgesamt 100 Titeln in den von ihm betreuten Fonds seien Überschneidungen nicht ausgeschlossen. Beim Bundesaufsichtsamt bestätigt man, dass sich die Sache „als durchaus harmlos herausstellen“ könne. Insider-Handel müsse in einer dreistufigen Prüfung nachgewiesen werden. „Zunächst müssen wir sicherstellen, dass die Kurse ausschließlich auf Grund der Empfehlung gestiegen sind“, berichtet die Sprecherin. Es dürften also nicht gleichzeitig „irgendwelche positiven Unternehmensmeldungen erschienen sein, die den Kursanstieg möglicherweise ausgelöst haben könnten“. In der zweiten Stufe sei dann zu prüfen, wer von der bevorstehenden Empfehlung gewusst hat, und in einer dritten Stufe, wer dieses Wissen ausgenutzt hat. „Im Falle der 3sat-Börse befinden wir uns noch auf der ersten Stufe“, stellt die Sprecherin fest. Sie könne also „wirklich noch nicht sagen, ob Herr Förtsch sich irgendetwas zu Schulden hat kommen lassen“.
Doch auch wenn es keine direkten Ermittlungen gegen ihn gibt, werden in der Branche immer wieder Vorwürfe gegen Förtsch laut. So empfehle er fast ausschließlich hochspekulative Titel, heißt es. „Ich denke, das ist nicht verboten“, sagt Förtsch dazu. „Ich kann nicht die Verantwortung für jeden Anleger übernehmen, der mein Heft für 5,80 DM kauft.“ Beim Aktionär gelten seinen Angaben nach Insider-Regeln, wonach Redakteure das Wissen um anstehende Anlage-Empfehlungen nicht zu ihrem persönlichen Vorteil nutzen dürfen. Bei seinen eigenen Telefon-Hotlines gebe es allerdings keine Regelung, räumt Förtsch ein. Bei 3sat habe gebe es dagegen klare Anweisungen: Drei Tage vor der Sendung dürften die Experten keine Aktien kaufen, sagt der Kulmbacher.
Dennoch rät Reinhild Keitel von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre zur generellen Vorsicht mit den Tipps von Börsen-Ratgebern in den Medien. „Wir weisen immer darauf hin, dass diejenigen, die solche Empfehlungen aussprechen, möglicherweise ganz konkrete Zwecke verfolgen.“ Im Internet werden die Gerüchte rund um Förtsch ebenfalls diskutiert. Zum Pro und Kontra über den Börsen-Guru mischen sich auch nachdenkliche Stimmen: „Na ja, was regen wir uns eigentlich darüber auf“, schreibt beispielsweise ein Anleger unter http://www.parkett-digital.de. „Wir können mitspielen – oder es sein lassen . . .“
Ich habe keine Lust den Artikel neu zu formatieren. Trotzdem ganz interessant...
Gruß Dampf
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