RWE vor Verschlankung?
Der Energiekonzern will sich in eine Europäische Aktiengesellschaft umwandeln und dann als Holding agieren. Netze und Vertrieb sollen ausgegliedert werden. Die Aktie schlägt sich am Donnerstag überdurchschnittlich.
Bild zum Artikel RWE-Chef Jürgen Großmann
Knapp auf Vortagesniveau und damit etwas besser als der Gesamtmarkt startet die RWE-Aktie in den Handel. Marktteilnehmer finden nach ersten Stellungnahmen Gefallen an der neuen Strategie von Vorstandschef Jürgen Großmann, die das "Handelsblatt" in seiner heute erscheinenden Ausgabe beschreibt. Die Umstrukturierung "dürfte bei internationalen Investoren gut ankommen" hieß es vom Parkett.
Holding als Herrin über "Deutschland"
Nach Großmanns Plan soll der Versorger zunächst in eine europäische Gesellschaft (SE, Societas Europaea) umgewandelt werden. Die SE will Großmann als Holding führen, darunter soll eine "Deutschland AG" ausgebaut werden, in der der Vertrieb und die Netze von RWE gebündelt werden sollen. Laut "Handelsblatt" hat Großmann dabei auch im Sinn, den Einfluss der Kommunen auf die Holding zu begrenzen. Diese halten bislang 25 Prozent am RWE-Konzern.
Großmann will laut der Zeitung aber versuchen, diese Beteiligung in einen 50-Prozent-Anteil an der Deutschland AG umzuwandeln. Einen Kandidaten für den Chefposten der AG hat Großmann dem Blatt zufolge ebenfalls schon im Auge: Der bisherige Chef der RWE Rheinland Westfalen Netz AG, Arndt Neuhaus.
Damit hätte der Manager innerhalb seiner Holding mehr Bewegungsfreiheit, könnte etwa Kapitalmaßnahmen leichter durchsetzen.
Bestellt Großmann das Feld?
Womöglich soll die Umstrukturierung von RWE Großmanns Vermächtnis werden. Der Manager scheidet aller Voraussicht nach in zwei Jahren beim dem Versorger aus. Um seine Nachfolge ist laut früheren Medienberichten ein Kampf zwischen den Managern Leonard Birnbaum und Rolf Martin Schmitz entbrannt.
Die RWE-Aktie kann neuen Schwung gut gebrauchen. Seit Jahresanfang hat der Titel rund 23 Prozent an Wert verloren, der Dax konnte sich im selben Zeitraum annähernd stabil halten. Zuletzt hatten sowohl RWE- als auch Eon-Papiere stark unter der Diskussion um eine Brennelemente-Steuer für Kernkraftwerke gelitten.
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