Sehr geehrter Anleger,
jetzt ist es also endlich soweit. Das politische Establishment aus Berlin schmeißt Thilo Sarrazin aus der Bundesbank. Zumindest werden sie es mit Hilfe unseres neu gewählten Bundespräsidenten, der sich dafür nicht zu schade sein wird, versuchen. Ein einmaliger, ein unglaublicher, ein unangemessener Vorgang. Und so stellt sich die Frage, ob es in dieser Affäre wirklich Sieger gibt? Die Frage beantwortet sich eigentlich von selbst. Sieger gibt es – wie allzu oft in unserem Lande - nicht. Hier gibt es wieder einmal nur Verlierer. Und zwar auf weiter Flur. Wenn es denn einen Pyrrhus-Sieger geben mag, so ist es die in der Praxis wenig hilfreiche und verlogene „ political correctness “ in Deutschland. Die wird derzeit von der Bundeskanzlerin in der typischen „Neusprech“-Sprache dargeboten: „ Die Bundeskanzlerin hat die unabhängige Entscheidung des Bundesbankvorstandes mit großem Respekt zur Kenntnis genommen. “ Dass eine deutsche/r Bundeskanzler/in sich nicht einmal die Mühe macht, zu verbergen, dass sie mit öffentlichem Druck massiv in den Entscheidungsprozesse dieser Institution eingegriffen hat, spricht Bände. Die Deutsche Bundesbank – einst Hort der Unabhängigkeit – ist mit dieser Aktion zu einem billigen politischen Anhängsel der jeweiligen Regierung verkommen. Größer könnte die Niederlage für diese einst so stolze Bundesbank nicht sein. Und so lautet die Botschaft an die milliardenschweren Hedge Fonds weltweit: Der Euro ist zum Abschuss freigegeben. Auch erleben wir zum wiederholten Mal das altbekannte Ritual, dass sich in einer Frage, die nicht umsonst auf der Agenda steht, sich ehemalige Minister wie Herr Dressler in der Sendung „ Hart aber fair “, auf eine politische Formel, die man gefunden hätte zurückzieht und er ansonsten darauf verweist, dass „ es kollektiv nicht möglich gewesen wäre in dieser Angelegenheit (also der Forderung Deutsch zu lernen, was die Israelis zur Grundbedingung für Einwanderer machen, die ansonsten keine staatliche Förderung bekommen) eine Beschlusslage herbeizuführen .“ Die eigentlich keinen Widerspruch erlaubende, unangebrachte Kompromisslosigkeit eines Michael Friedmann kennen wir alle. Wobei ich – ohne in die inhaltliche Debatte einzusteigen – feststellen will, dass Herr Sarrazin alles Mögliche sein mag. Ein Rassist ist dieser Mensch aus meinen Augen jedenfalls nicht. Da tut man ihm Unrecht. Wenngleich er sicherlichnicht ganz unschuldig ist, dass seine Kritiker gerade da den Hebel ansetzen. Und so hat die ganze Angelegenheit etwas von einem großen Ablenkungsmanöver. Wieder einmal sind in unserem Land Rauchbombenwerfer unterwegs, die den Nebel dazu nutzen, dass die wirklichen Fragen – auf die es ankommt – möglichst nicht zu erkennen sind. Kann es sein, dass man einen Satz deswegen in den Vordergrund stellt, weil man von dem eigentlichen eigenen Versagen in der Vergangenheit und auch in der Gegenwart ablenken will? Das Volk, das so dumm nicht ist, scheint das zu ahnen. Wo sonst käme diese enorme, übrigens schichtübergreifende Zustimmung für Herrn Sarrazin her? Und so haben wir wieder einmal die Situation in diesem Land, dass die scheinbar moralisch Anständigen die Oberhand haben. Da sie auf dem Papier die richtigen Worte verwenden. Derjenige, der diese scheinbar heile Welt durcheinanderbrachte und sich nicht unterwarf, wurde ausgestoßen. Die politische Welt ist also – oberflächlich gesehen - wieder in Ordnung. Dumm nur, dass sich die Realität draußen nicht nach Beschlusslage - von wem auch immer - richtet. Da gilt es brennende Probleme zu lösen. Und so schwären allzu viele Probleme unter der ach so sauberen Polit-Oberfläche und harren einer Lösung. Die Meinungsfreiheit in Deutschland jedoch – das bestätigen die Meinungsbeiträge und die Maßnahmen - ist auf einem traurig niedrigen Niveau angekommen. Duckmäusertum scheint sich in unserem Lande zu lohnen. Und so ziehen wir uns ein Volk von Untertanen heran, die möglichst nicht aufbegehren. Ob, dass dem hohen Anspruch einer Demokratie genügt? Offenbar müssen erst andere kommen, damit dieses Land merkt, was es an einem Thilo Sarrazin hat. Denn man könnte die ganze Angelegenheit auch anders sehen. Warum schreibt einer der es finanziell nicht mehr nötig hat und auch keine Partei gründen möchte, weil das nach seiner Meinung die 40 bis 45- jährigen tun sollen, ein solch kritisches Buch? Wo er doch die Schnauze hätte halten können, um sich - wie viele in diesem Lande - sich einfach so gut als möglich durchzumogeln? Leidet Herr Sarrazin etwa an ADS? Für mich liegt das sonnenklar auf der Hand. Weil ihm an unserem Land eben etwas liegt. Und das spüren die Leute. Zum Schluss erinnere ich an Winston Churchill, der u.a. auch folgendes von sich gab: „Die Freiheit der Rede hat den Nachteil, dass immer wieder Dummes, Hässliches und Bösartiges gesagt wird. Wenn wir aber alles in allem nehmen, sind wir doch eher bereit, uns damit abzufinden, als sie abzuschaffen.“ Mein Fazit: Deutschland muss Menschen wie Herrn Sarrazin – ganz gleich, wie man zu ihm stehen mag – aushalten. Auch als Vorstand einer Bundesbank. So unbequem das auch sein mag. Deutschland könnte gut etwas mehr Gelassenheit und Toleranz vertragen. „ Toleranz ist immer die Freiheit des Andersdenkenden “. Da wir aber dazu offenbar noch nicht reif genug sind, gibt es mit Ausnahme des gut versorgten politischen Berlins, die sich auf Ihre Beschlusslagen zurückziehen können, im Rest der Republik wieder mal nur Verlierer. Und so geht die Schere zwischen denen da oben und uns da unten immer weiter auf. Wie lange wird das wohl noch gut gehen?
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und stets hohe Renditen.
Ihr Norbert Lohrke
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