Angela Merkel im "RTL Aktuell"-Exklusivinterview: Köln (ots) - Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am Mittwoch in einem Exklusiv-Interview mit den Hauptnachrichten "RTL Aktuell" Hilfeleistungen Deutschlands für Japan angekündigt. Die Situation dort sei sehr ernst. In Deutschland müsse ein Ausstieg aus der Kernenergie mit Augenmaß erfolgen. Es ging jetzt darum zu schauen, wie ein Zeitalter der erneuerbaren Energien schneller erreicht werden könne.
Die Lage in Japan sei infolge des Erdbebens und des Tsunamis nach wie vor sehr angespannt, sagte Angela Merkel im Interview mit RTL-Chefredakteur Peter Kloeppel. "Europa ist um Hilfe gebeten worden von der japanischen Seite und Deutschland wird sich natürlich an dieser Hilfe beteiligen, genauso, wie wir schon mit dem Technischen Hilfswerk auch dort waren." Die Situation des Atomreaktors sei "wirklich sehr, sehr ernst", so Merkel weiter. Es handele sich um ein "außergewöhnliches Ereignis, also ein Ereignis, von dem ich auch sagen würde, das hat und das wird die Welt bewegen." Obwohl das Kernkraftwerk für Erdbeben hoher Stärke ausgelegt gewesen sei, hätte die Summe von Tsunami-Welle und Erdbeben zu Folgeschäden geführt, "die eben eine Nichtmehrbeherrschbarkeit der Reaktionen dort mit sich bringen. Und das ist etwas anderes als die Unfälle in Tschernobyl und Harrisburg, wo menschliches Versagen als Grundlage genommen werden konnte. Und genau aus diesem Grunde haben wir auch gesagt, wir müssen auch in Deutschland innehalten und einmal überlegen, was bedeutet das für uns, obwohl wir natürlich nicht ein solches Erdbeben und eine solche Tsunami-Welle haben werden. Aber auch hier müssen wir darüber nachdenken, gibt es als unwahrscheinlich eingestufte Ereignisse, die eben doch passieren können."
Merkel kündigte an, man werde jetzt schauen, "ob wir die Fragen der erneuerbaren Energien, also das Zeitalter der erneuerbaren Energien, schneller erreichen können. Wir haben immer gesagt, Kernenergie ist Brückentechnologie, das heißt, wir steigen aus, wenn wir auch wirklich umsteigen können. Das ist ein Ausstieg aus der Kernenergie mit Augenmaß. Und diesen Ausstieg versuchen wir jetzt natürlich auch in Zukunft zu beschleunigen. Aber es hat keinen Sinn, dass Deutschland zum Schluss Kernenergie aus seinen Nachbarländern importiert und dann so tut, als ginge uns das alles nichts an."
Bei den erneuten Sicherheitsüberprüfungen der Kernkraftwerke müsse nach den jüngsten Erfahrungen gefragt werden, ob an alle Eventualitäten gedacht und wie die Verbindung von inneren Abläufen im Kernkraftwerk und äußeren Anschlüssen sei? "Ich bin keine Expertin dafür, aber ich finde nur, zu sagen, aus Japan lernen wir gar nichts, das ist jetzt passiert, aber weit weg von uns, das wäre doch ganz falsch. Deshalb innehalten und gleichzeitig natürlich daran arbeiten, ein in sich geschlossenes Energiekonzept aufrechtzuerhalten. Deutschland ist ein Industrieland. Wir wollen unsere Energie erzeugen und wir müssen vor allen Dingen in dem Zusammenhang dann auch darüber sprechen, warum geht Manches so langsam? Warum schaffen wir es nicht, neue Hochspannungsleitungen zu legen, die Netze neu zu gestalten? Das alles muss gemacht werden, wenn man ernsthaft das Zeitalter der erneuerbaren Energien erreichen möchte."
Quellenhinweis: "RTL Aktuell"
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