AUSBLICK 2007: Biotech-Branche vor weiteren Übernahmen - Produkte im Fokus Donnerstag, 21. Dezember 2006
Die Biotech-Branche kann sich auch 2007 auf ein Jahr mit lukrativen Kooperationen und Übernahmen freuen. "In den letzten Monaten sind die Prämien, die bei Übernahmen von Biotech-Firmen auf den Marktpreis gezahlt wurden, deutlich gestiegen", sagt BB-Biotech-Experte Christian Lach vom Management-Team der Schweizer Investmentgesellschaft BB Biotech . "Zudem können Biotech-Firmen bei Medikamenten-Deals mit Pharmafirmen bessere Konditionen durchboxen. Wenn man die Biotech-Übernahmen der letzten Monate vergleicht, dann sind im Schnitt 50 Prozent mehr als der Marktpreis erzielt worden. Im Jahr 2000 lag die Prämie noch bei 30 Prozent", zitiert Lach eine Studie der Investmentbank Merrill Lynch.
Der Entwicklungsrückschlag von Pfizer mit dem bisher als Hoffnungsträger gehandelten Cholesterinmittel Torcetrapib zeigt exemplarisch die Pipeline-Probleme der Pharmabranche, sagt Lach. Torcetrapib sollte den Ende des Jahrzehnts erwarteten Umsatzausfall des Pfizer-Kassenschlagers Lipitor auffangen, der mit einem Umsatz von 13 Milliarden Dollar das meistverkauften Medikament weltweit ist. 2010/2011 verliert Lipitor seinen lukrativen Patentschutz. Trotz Forschungsbudgets von rund 15 Prozent des Umsatzes mangelt es vielen Pharmakonzerne an schlagkräftigem Medikamentennachschub. Aus diesem Grund werden die Entwicklungen aus der Biotech-Pipeline auch 2007 auf reges Interesse stoßen.
"Wir rechnen mit einem hervorragenden Jahr für die Biotech-Branche und mit einem schwierigen für die Pharmabranche", sagt Holger Geißler, Fondsmanager der Fondstochter der Deutschen Bank, DWS. Durchschnittlich 30 Prozent Gewinnanstieg sagt BB-Biotech-Vertreter Lach 2007 für US-Biotech-Unternehmen voraus. 25 bis 30 Prozent könnten es im Jahr 2008 sein. "In Europa sollte das Gewinnplus bei gut 20 Prozent in 2007 und dann knapp 20 Prozent im Jahr 2008 liegen", prognostiziert Lach.
TREND ZU ÜBERNAHMEN SOLLTE SICH 2007 FORTSETZEN
Bereits 2006 kam der Markt für Übernahmen kräftig in Schwung. "Der Kauf von Serono durch die deutsche Merck für rund 11 Milliarden Euro war dabei von der Größe wohl eher die Ausnahme", sagt Lach, der für 2007 eher mit Übernahmen in einer Großenordnung von ein bis zwei Milliarden Euro oder Dollar rechnet. "Für Unternehmen mit zugelassenen Produkten und großem Marktpotenzial werden Preise von über einer Milliarde Euro/Dollar möglich sein", erwartet auch Helmut Schühsler, Managing Partner beim Wagniskapitalgeber TVM Capital.
Europas größter Pharmakonzern GlaxoSmithKline überraschte kürzlich mit einem Rekordpreis von bis zu 2,1 Milliarden Dollar für den Kauf der weltweiten Rechte an einem Leukämie-Medikament der dänischen Biotech-Firma Genmab.
MORPHOSYS UND GPC WERDEN ALS ATTRAKTIVE ÜBERNAHMEZIELE GESEHEN
"Es gibt einen klaren Trend hin zu Übernahmen von Biotech-Unternehmen", sagt Markus Mann, Fondsmanager bei Union Investment und zuständig für den UniSector GenTech. Neben der Darmstädter Merck KGaA haben auch Eli Lilly mit der Übernahme des Konkurrenten Icos und Novartis mit dem Kauf von Neurotec ihre Biotech-Expertise ausgebaut. Auch würden Biotech-Unternehmen bei Kooperationen stärker am Gewinn zukünftiger Medikamente beteiligt. Actelion habe mit Roche einen Megadeal abgeschlossen, der sich positiv auf die Branche auswirken dürfte.
Auch Unternehmen wie GPC Biotech oder MorphoSys werden regelmäßig von großen Pharmafirmen unter die Lupe genommen, sind sich die Experten einig. Antikörper-Spezialist MorphoSys zählt heute bereits die Mehrzahl der 20 größten Pharmakonzernen zu seinen Kunden, während GPC Biotech mit dem Entwicklungsprojekt Satraplatin ein interessantes Krebsmedikament vor der Zulassung hat. Das Mittel soll GPC einmal einen jährlichen Spitzenumsatz von 500 Millionen Dollar einbringen. 2007 soll das Mittel in den USA und 2008 in Europa zugelassen werden. Doch auch Unternehmen mit Produkten, die nicht so nah am Markt sind wie Satraplatin von GPC oder das Genmab-Produkt hätten Chancen erfolgreiche Kooperationen abzuschließen, sagt Wagniskapitalvertreter Schühsler.
WACHSTUMSMARKT KREBSERKRANKUNGEN
Wachstumspotenzial sehen die Experten vor allem bei Krebsmedikamenten: Der Schweizer Pharmakonzern Roche mit seiner Biotech-Tochter Genentech sei bereits heute hervorragend positioniert. Mit der steigenden Lebenserwartung erhöht sich das Risiko an Krebs zu erkranken, was die Nachfrage nach Onkologie-Produkten auch in Zukunft hoch halten dürfte. "Mit Krebsprodukten wird weltweit ein Umsatz von 31 Milliarden Dollar erwirtschaftet. 2010 könnten es bereits 66 Milliarden sein", erwartet Elisabeth Beck vom Branchendienst IMS Health. Bereits vor Ende des Jahrzehnts könnte der Onkologie-Markt den derzeit nach Umsatz führenden Herz-Kreislaufmarkt abgelöst haben und ein Wachstum von 20 Prozent an den Tag legen.
Keine durchschlagende Signalwirkung erwarten die Experten von den Biotech-Börsengängen in Deutschland: "Das IPO-Fenster sollte sich zwar wieder weiter öffnen, aber Börsengänge von Biotech-Unternehmen werden auch in Zukunft keine Selbstläufer sein", sagt BB-Biotech-Vertreter Lach. Oft wagten Biotech-Firmen den Schritt aufs Börsenparkett in einem zu frühen Stadium. Idealerweise sollten Kandidaten Wirkstoffe in Phase II oder besser in Phase III der klinischen Entwicklung haben. Diese Einschätzung teilt auch Julia Schüler von der Beratungsgesellschaft Ernst & Young, die den jährlichen Biotech-Report für Deutschland verfasst: "Nach wie vor konzentrieren sich die Investoren auf reifere Unternehmen mit attraktiven Produktentwicklungen." Zwei oder drei Börsengänge aus der Branche sollte 2007 in Deutschland möglich sein, prognostiziert Fondsmanager Manns. "Ich bin immer bereit an Börsengängen teilzunehmen, wenn die Bewertung
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