News - 15.05.07 12:39 Deutsche Bank schließt auf
Die Deutsche Bank zählt zu den Top-Instituten bei Fusionen und Übernahmen in Europa. In dieser Sparte will sie auch weiter wachsen: Vor allem in Frankreich und Italien sieht sich die Bank noch nicht am Ziel. Langfristig möchte man sich vom Geschäftsmodell der US-Banken abgrenzen.
kol/pot/rob FRANKFURT. "Wir streben einen soliden Platz unter den Top-Fünf-Banken an", sagt Stephan Leithner, der seit kurzem das europäische Beratungsgeschäft bei fusionen und Übernahmen (M&A) leitet. Im vergangenen Jahr rangierte das Institut in der Königsdisziplin des Investment-Bankings, der Beratung von M&A-Transaktionen, in Europa nach der Rangliste des Datenanbieters Dealogic auf Platz vier der Banken mit den höchsten Einkünften, nur übertroffen von Morgan Stanley, Goldman Sachs und JP Morgan. Insgesamt kassierte die Deutsche Bank 564 Mill. Dollar. Im Jahr zuvor hatte das Institut noch auf Platz acht gestanden, mit Einnahmen über 306 Mill. Dollar.
Der Anspruch im M&A-Geschäft ist Teil der Strategie von Konzernchef Josef Ackermann, die Bank unter den führenden Investmentbanken der Welt zu etablieren. Im Anleihegeschäft ist dies bereits gelungen - hier zählt die Deutsche zu den Marktführern. Im Aktien- und Fusionsgeschäft rangiert sie dagegen noch nicht in der Weltspitze. Dabei spielt nicht zuletzt ihre schwächere Stellung in den USA ein Rolle, dem wichtigsten Investment-Banking-Markt der Welt.
Zumindest in Europa sieht Leithner aber gute Chancen. Er spricht von einer Industriedynamik, "die einen Schuss mehr Aggressivität bekommen hat". Wie die gesamte Branche profitierte die Deutsche Bank schon 2006 von der Fusionswelle in der deutschen und europäischen Industrie. Obwohl die Fusionseuphorie im ersten Quartal dieses Jahres etwas nachließ, konnten Leithner und seine Mitarbeiter weitere lukrative Mandate an Land ziehen. So zählt das Institut zu den Beratern der britischen Barclays Bank bei geplanten Übernahme von ABN Amro.
Abgesehen von Deutschland, wo die Bank traditionell die Nummer eins ist, sieht Leithner die Bank auch im wichtigen britischen Markt, in Spanien, Skandinavien und dem rasch wachsenden russischen Markt gut positioniert. Noch nicht am Ziel sei die Bank in Frankreich und Italien. In beiden Ländern wurden in den letzten Jahren zusätzliche Firmenkundenexperten eingestellt, die für engere Bande zu den Unternehmen und letztlich für mehr Beratungsmandate sorgen sollen. Überhaupt setzt Leithner auf den Aufbau langfristiger Beziehungen zu den Firmenkunden.
Das Gegenmodell liefern einige US-Banken, die im M&A-Boom in den Markt drängen und Beratungsmandate suchen, in schwachen Zeiten aber auch wieder verschwinden. Auch sonst unterscheidet sich die Deutsche Bank von manchem Konkurrenten. Die Konzentration auf einzelne Starbanker, im Branchenjargon auch "Regenmacher" genannt, wie etwa der legendäre Joe Perella, passen nicht ins Konzept. "Die Mannschaft ist der Superstar", sagt Leithner und konzentriert sich auf 15 bis 20 Managing Directors - die höchste Hierarchieebene im Investment-Banking.
Laut Geschäftsbericht verbuchte die Bank im M&A-Geschäft 2006 weltweit Erlöse von 783 Mill. Euro, rund 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Zum Gewinnbeitrag äußerte sich Leithner nicht. Er betonte aber, dass "das Beratungsgeschäft für sich genommen rentabel ist". Dies ist in der Branche nicht so. Manchmal wird es als Türöffner bei Firmen genutzt und deswegen werden Verluste in Kauf genommen. Das Geld wird dann mit anderen Produkten, etwa Finanzierungen verdient.
Quelle: Handelsblatt.com
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