sehe ich das nicht so, dass die Ränder breiter werden. Im Gegenteil. Der wirtschaftliche Aufschwung zeigt schon seine vorteilhaften Seiten der Reintegration. Außerdem gibt es - mit dem gewonnenen Spielraum durch die besser gefüllten Kassen - auch einen Umschwung der öffentlichen/veröffentlichten Meinung. In Zeiten der wirtschaftlichen "Notlagen" (sehr relativ) wird das soziale Klima komischerweise immer härter. Es wird auf denen, die an den Rand geraten, wesentlich mehr rumgehackt, als in wirtschaftlich besseren Situationen. Teils kommt das auch aus der Politik, weil man die durch Knappheit notwendig werdenden Kürzungen zur deren Legitimation meist mit einer Art "Schuld" begründet, die die Opfer der Kürzungen auf sich gelafden haben. Das lässt sich besser verkaufen. Man hat das seinerzeit beispielsweise bei der Verschärfung der Asylgesetze verfolgen können. Plötzlich waren Asylsuchende ganz üble Subjekte, denen man unbedingt Einhalt gebieten musste. Tatsächlich waren es meist arme Schweine, die irgendwelchen kriminellen Schleuserbanden auf den Leim gegangen waren und hofften, hier ihrer wirtschaftlichen Not im Heimatland zu entkommen. Natürlich konnte man das nicht dulden, dass auf diese Weise das Asylrecht missbraucht wurde und mssenhaft in die Sozialsysteme eingewandert wurde. Aber nichtsdestotrotz waren das menschlich gesehen arme Kerle. Aber Politik wird eben immer auch massenpsychologisch begleitet. Ein einfaches, rationales: So geht das nicht, wir müssen das ändern, reicht nicht. Man will ja nicht als Politiker als Unmensch dastehen. Also werden Kampagnen gefahren, die auf den Neid und die Missgunst abzielen. Dann stegt man als handelnder Politiker plötzlich als Retter der Nation da und lässt sich als Held der "Wahrheit" feiern. Die Koch-Masche jetzt auch wieder. Ich finde es ekelhaft, wenn Politik sich - auch wenn sie sich letztlich am Ende durchaus zu den richtigen Entscheidungen durchringt - niederster Instinkte bedient, um sich einen Popularitätsgewinn zu ergattern.
Gute Politiker brauchen so einen Scheiß nicht.
Jedenfalls hat sich die öffentliche/veröffentlichte Meinung derzeit verändert. Man guckt wieder mehr darauf: Was braucht es, um die Gesellschaft zusammenzuhalten. Das wird sich - wenn der Aufschwung noch etws anhält, auch entspannend auf die Randphänomene der Gesellschaft auswirken. Aber eines ist klar: In offenen Gesellschaften gibt es immer auch "Schwund". Damit müssen wir schon klar kommen. Deshalb brauchen wir keine nationalistischen Notstandsprogramme.
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