EANS-News: Montega AG / CinemaxX AG: Roadshow und H1-Zahlen
unterstreichen positives Momentum
Analysten/Analyse, Aktie, Research, Kaufen
Utl.: Comment (ISIN: DE0005085708 / WKN: 508570)
Hamburg (euro adhoc) - Die gestern veröffentlichten H1-Zahlen von
CinemaxX lagen sowohl hinsichtlich der Gesamtleistung (108,1 Mio.
Euro, +1% gg VJ) als auch des EBITDA (23,2 Mio. Euro, +48%) im Rahmen
unserer Erwartungen. Hierbei ist jedoch der hohe a.o. Ertrag infolge
des gewonnenen Steuerrechtsstreits für zu viel gezahlte MwSt. i.H.v.
7,4 Mio. Euro enthalten. Bereinigt um die gesamten sonstigen
betrieblichen Erträge von 14,0 Mio. Euro sank die Top Line gegenüber
dem bedingt durch Blockbuster wie Avatar und Alice
überdurchschnittlich starken H1 2010 um 7% (Besucherrückgang 11%).
Nach einem schwachen Q1 2011 (unterdurchschnittliches Filmangebot)
verlief auch der Anfang des 2. Quartals eher schleppend, was v.a. am
guten Wetter im April/Mai lag. Ab Juni setzte eine deutliche Erholung
ein, die sowohl durch einen guten Filmstream (Fluch der Karibik,
Transformers, Harry Potter) als auch einen positiven Basiseffekt
aufgrund der Fußball WM im Vorjahr gekennzeichnet war. Das positive
Momentum wird nicht zuletzt aufgrund des schlechten Sommerwetters
auch in Q3 (sehr guter Juli und 1. Augusthälfte für die Kinobranche)
weiter anhalten.
Marktanteil gesunken, da Konkurrenz bei 3D aufholt - Umsatz wird aber
profitabler
Da die Konkurrenz ggü. CinemaxX, dem "Pionier" im 3D-Bereich (25-30%
der Besucher gucken 3D-Filme, Umsatzanteil ca. 35%), mittlerweile
aufgeholt hat, war der leicht rückläufige Marktanteil des einzigen
gelisteten deutschen Kinobetreibers keine Überraschung. Im Rahmen
unserer Roadshow unterstrich der CEO, dass CinemaxX mit einem
Marktanteil in Deutschland von knapp 13% weiterhin hinter dem
Marktführer Cinestar (17%) und vor der UCI-Kinokette (7%) liegt.
Nachdem der Vorsprung im 3D-Bereich zunehmend schmilzt, versucht
CinemaxX durch neue Innovationen (Maxximum Sound, softwaregesteuerte
Rüttelstühle D-Box) und Konzepte (neue Gastroinhalte, hochwertige
Foyers, Top-Lagen, werbetechnische Eigenvermarktung) seine
Preisführerschaft aufrecht zu erhalten. Während das durchschnittliche
Kinoticket in 2010 branchenweit 7,27 Euro gekostet hat, erlöste
CinemaxX knapp 8,40 Euro zzgl. 3,23 Euro durchschnittlicher
Gastronomieumsatz pro Besucher. In 2010 hat der Gastronomieumsatz 23%
der Konzernerlöse ausgemacht. Aufgrund des hohen Margenniveaus dürfte
ein Großteil des EBIT in diesem Bereich generiert worden sein.
Überraschend hoher CapEx in 2011- Investitionen, um das Preispremium
zu sichern
Aufgrund des schwachen Q1 haben wir die Umsatzschätzung 2011 leicht
nach unten angepasst, die Margenprognose jedoch bedingt durch den
Sondereffekt und den positiven Ausblick deutlich angehoben.
Überraschend fiel für uns die Äußerung des CEOs aus, den CapEx in
2011 auf 18 Mio. Euro anheben zu wollen (9,1 Mio. in H1), um den
Investitionsstau bei Soundsystemen und Kinofoyers abzubauen. Die
Investitionen sollen erst ab 2014 wieder auf ein normales Niveau von
unter 10 Mio. Euro zurückgehen. Andererseits ergibt sich ab 2011 eine
hohe Steuerbelastung (Indikation Steuerquote 30%) nachdem CinemaxX in
2009 und 2010 aus aktivierten Verlustvorträgen erhebliche
Steuerguthaben verzeichnet hat. Dies erklärt den deutlichen Rückgang
von Nettoergebnis und EPS.
IAS 17 und die Auswirkungen...
Als Kinobetreiber mit mehr als 30 Standorten in Deutschland mietet
CinemaxX seine Filmtheater üblicherweise über 20-25 Jahre, teilweise
mit einer Verlängerungsoption von 10 Jahren für den Mieter. Da es
sich bei Kinos stets um eine spezielle Nutzung der Immobilie handelt,
die nicht leicht für andere Nutzungsarten umfunktioniert werden kann,
pochen die Vermieter (Immobilienfondsanbieter wie HSH Nordbank, Degi,
Axa) in der Regel auf Einhaltung der Mietdauer. Auslaufende
Mietverträge müssen neu verhandelt werden bzw. werden je nach
Mietpreisentwicklung auch vielfach aufgelöst.
Aufgrund der in IAS 17 verankerten "Fiktion des wirtschaftlichen
Eigentums" sind Teile der Mietverträge als Finance Lease zu
behandeln, die beim Leasingnehmer - also Cinemaxx - zu aktivieren
sind. Per 30.06.2011 machten die in den langfristigen
Vermögensgegenständen enthaltenen Kinoimmobilien und -inventar knapp
44 Mio. Euro aus, die planmäßig abgeschrieben werden und der nicht
cash-wirksame Zinsaufwand im Finanzergebnis erfasst wird. Der
Mietaufwand sowie die Mietnebenkosten sind in den sonstigen
Betriebsaufwendungen enthalten (ca. 41 Mio. Euro in 2010). Da
gleichzeitig die Verbindlichkeiten aus Finanzierungsleasing (63,4
Mio. Euro per 30.6.2011) passiviert werden, verlängert sich die
Bilanzsumme nur durch die Anwendung von IAS 17 um über 50%, was die
Finanzkennzahlen gegenüber der früheren HGB-Bilanzierung erheblich
verfälscht.
Auch in der Krise gehen die Leute ins Kino - Cinemaxx-Aktie als
"Rezessionsplay"
Angesichts des mittlerweile im Markt eingepreisten
Rezessionsszenarios weisen wir darauf hin, dass sich das
Geschäftsmodell der CinemaxX AG als krisenresistent darstellt. So
legte die Top Line des Unternehmens im Krisenjahr 2009 signifikant um
16% zu, d.h. die Kinosäle sind selbst zu Zeiten eines unsicheren und
rezessiven wirtschaftlichen Umfelds voll. Es zeigt sich, dass die
Besucherzahlen in deutschen Kinos vom wirtschaftlichen Umfeld relativ
unabhängig sind. Sie werden vielmehr von den folgenden 3
Hauptfaktoren determiniert:
- Filmangebot: Wird sich in H2 2011 (Männerherzen, Wicki, MI4,
Breaking Down) und 2012 (James Bond, Hobbit/Herr der Ringe) weiter
verbessern - Wetter: Je schlechter, desto mehr Kinobesucher - Andere
Events: Leere Kinosäle während Fußball-Großereignissen (WM/EM)
Wir bekräftigen aufgrund der nachhaltig gesteigerten Profitabilität
und des positiven Ausblicks für Top und Bottom Line unsere
Kaufempfehlung für die CinemaxX-Aktie. Das Kursziel lassen wir
unverändert bei 4,80 Euro.