Politik von Reagan/Thatcher und später Greenspan ist darauf aufgebaut gewesen, die am Boden liegende Industrie gar nicht erst zu stützen, sondern den Ausweg in der Dienstleistungsgesellschaft zu sehen. Das wurde ja sogar unter Clinton noch als der große Wurf angesehen. Die Probleme die daraus entstehen wurden erst ab Ende der 90er diskutiert. Und die Finanzlobbyisten und Reagan-Biographen haben ja selbst zugegeben, dass die frühen 80er Jahren im Grunde der Ursprung der heutigen Ungleichgewichte zwischen Realwirtschaft und Finanzindustrie waren. Damals haben Thatcher und Reagan darin den Ausweg aus der Krise gesehen und sich von Finanzlobbyisten ihr Wirtschaftsmodell überstülpen lassen. Es begann das was wir als Neoliberalismus kennen. Es begann der Privatisierungswahn. Es begann die Niedrigzinspolitik der amerikanischen und britischen Notenbanken. Es begann der unaufhaltsame Aufstieg von Londoner Finanzcity, von HedgeFonds, PrivateEquityFonds etc.. Die Folge war Geldmengenwachstum ungeahnten Ausmaßes, große Ungleichgewichte zwischen Finanzprodukten und realen Basiswerten. All das was wir an Folgen diskutieren, sei es der Bankmitarbeiter, der mehr Boni bekommen wollte, sei es der Bankmitarbeiter, der Finanzprodukte sich ausdenken musste, um die Gelder seiner Kunden irgendwie unterzubringen, etc. ... all das ist doch nur eine Folge davon, dass die Märkte mit Geld geflutet wurden/werden und dem keine funktionierende Realwirtschaft mehr gegenübersteht. Das mag in Deutschland anders sein, denn hier hat sich die Bundesbank zumindest lange Zeit diesem Diktat halbwegs verschlossen, aber dennoch haben auch wir hier ein Ungleichgewicht zwischen Finanzwirtschaft und Realwirtschaft. Da brauchen wir gar nicht auf Zypern gucken. Bei uns ist das auch alles andere als gesund. Aber sicherlich war Frau Thatcher daran nicht allen schuld, und sicherlich konnte sie nicht zwingend die Folgen überblicken. Aber ihr Hang, dem freien Markt alles zu überlassen, hat zusammen mit der US-Politik und dem Fall des Eisernen Vorhangs dazu geführt, dass die Vertreter dieser Markttheorie in den 90er Jahren dachten, ihr Modell ist das einzig wahre. Von "sozial" wollte doch damals keiner mehr was hören. Die Folgen sind seit Mitte/Ende der 90er Jahre immer häufigere Finanz/Wirtschaftskrise in immer schnellerer Folge. Das Problem ist, die Grundursache ist so tief, dass wir das Thema nicht mehr in den Griff bekommen, ohne deutliche soziale Verwerfungen. Und egal wie man Frau Thatcher beurteilt, ob als kleines Rad in dem ganzen Getriebe, oder ob man sie als Hauptantriebskraft sieht, ihre Politik hat viel zu damaligen konkreten sozialen Problemen und heutigen Grundsatzfolgen geführt.
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