Ich hatte davon gesprochen, dass ich Kurse von in etwa 45 Euro erwartet hatte. Meine Erwartung war, dass der Osram-Kurs bis hin zum Sommer und Herbst langsam abschmelzen würde auf dieses Niveau.
Jetzt ist aber alles sehr viel schneller gegangen, und nicht nur das, sondern es dürfte eine große Zahl von Marktteilnehmern aus ihren Stopps rausgeflogen sein als es unter 50 Euro und dann Richtung 47 Euro ging.
Aktien hören auf zu steigen wenn alle drin sind, und sie hören auf zu fallen wenn alle draußen sind.
Dass die Aktien fundamental nach der gekappten Prognose nicht besser dastehen, ist richtig. Das sollte auch jeder im Kopf behalten, der jetzt auf wieder steigende Kurse hofft. Der Zug wird nie und nimmer von jetzt an ruckzuck zu alten Höhen zurück nach oben fahren. Trotzdem haben wir eine extrem überverkaufte Situation auf allen Zeitebenen, und hier sollte auf Sicht von vier bis sechs Wochen ein sehr gutes Geschäft zu machen sein mit einer Long-Position. Ein Tanz auf dem Vulkan ist es trotzdem, denn man hat die (momentanen) Fundamentals gegen sich. Und nach dem nun wohl folgenden Pullback nach oben sollte man irgendwo zwischen 55 und 60 Euro seine Gewinne kassieren und abwarten. Und zwar entweder bis zu einen erneuten Angriff auf 40/42 Euro, oder bis zu einer Verbesserung der Geschäftsaussichten.
Ich denke im übrigen auch, dass mittelfristig, sagen wir mal im nächsten halben Jahr oder bis zum Jahresende der Dollarkurs eher nach unten gehen wird. Die steigenden Zinsen in USA, zusammen mit dem weiter geringen Zinsniveau in Europa, werden in der Tat dazu führen, dass vermehrt Geld in die USA fließt. Somit steigt auch die Dollar-Nachfrage, und das Verhältnis USD/EUR sollte fallen. Außerdem Zum einen wird das den Problemfaktor des schwachen Dollars bei Osram im operativen Geschäft wieder etwas abschwächen, zum anderen werden dadurch europäische Aktien für US-Anleger wieder günstiger und es dürfte trotz des Zinsanstiegs zu einer vermehrten Aktiennachfrage kommen. Einfach weil die KGVs europäischer Aktien (auch das jetzige neue von Osram übrigens) günstiger sind als in USA mit gut 28 im DOW.
Um nochmal aus der Ad-Hoc-Mitteilung von Osram zu zitieren (Quelle: http://dgap.de/dgap/News/adhoc/osram-licht-osram-passt-ausblick-fuer-das-geschaeftsjahr-an/?newsID=1067889 ):
Auf Basis der gegenwärtigen Wechselkurse wird daher nun eine vergleichbare Umsatzsteigerung in Höhe von 3,0-5,0% (bisher: 5,5-7,5%) und ein bereinigtes EBITDA in Höhe von ~640 Mio. Euro (bisher: ~700 Mio. Euro) prognostiziert. Zudem erwartet OSRAM für das Geschäftsjahr 2018 ein Ergebnis je Aktie (verwässert) von 1,90-2,10 Euro (bisher: 2,40-2,60 Euro) und einen Free Cash Flow von unverändert -50 bis -150 Mio. Euro.
Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2018 erzielte OSRAM (fortgeführte Aktivitäten) auf Basis vorläufiger Kennzahlen einen Umsatz von 1,01 Mrd. Euro (+1,8% vergleichbares Wachstum), eine bereinigte EBITDA-Marge von 15,1% und ein Ergebnis je Aktie (verwässert) von 0,46 Euro. Der Free Cash Flow lag erwartungsgemäß aufgrund geplanter Investitionen bei der Geschäftseinheit Opto Semiconductors bei -132 Mio. Euro.
Es scheint in der Tat beim Umsatz zu "klemmen", und der scheint maßgeblich vom Dollarkurs abzuhängen. Davon abgesehen ist Osram nach wie vor ein hoch profitables Unternehmen.
Kurz und gut, meine Prognose: kurzfristig sehr gute Chancen auf einen weit nach oben reichenden Pullback. Langfristig orientierte Anleger müssen sich halt überlegen, ob sie auch Kurse unter 42 Euro verkraften könnten bevor die Aktie nachhaltig wieder anzieht. Und sie sollten in jedem Fall den Dollarkurs im Auge behalten.
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