Das mit den "Zahlen statisch" zu sehen ist so eine Sache. Bei einer Zahlenanalyse muss ich mich halt an Zahlen halten die ich kenne und das sind halt mal die Halbjahreszahlen von 2009. Anders geht es halt mal nicht. Mir ist auch klar, dass an der Börse neben den "statischen Zahlen" (die darf man aber nie außen vor lassen) selbstverständlich die Zukunftsaussichten sehr wichtig sind. Aber auch dort liegt generell mein Problem bei der Solarindustrie. Neben den schon bekannten Probleme mit den Überkapazitäten. Für mich wird die Solarenergie komplett überschätzt. Ich denke mal es herrscht wohl breiter Konsens, dass die Solarsubventionen in Deutschland sehr stark gekürzt werden müssen und dass andere Länder einen solchen Subventionswahnsinn nicht machen werden. Wenn ich mir mal die Zahlen der Solarenergie hernehmen, dann kann ich das auch ansatzweise beweisen, dass die Solarenergie total überschätzt wird. Bei der Stromgewinnung in Deutschland hat Solar gerade mal einen Anteil von 0,7% (Wind 6,6%, Biomasse 4,4%, Wasser 3,5%) und bei der Wärmegewinnung von 0,3% (Biomasse 6,9%). Wenn ich diese mickrigen prozentuale Anteile mir so anschaue und dann noch die riesigen Subventionen betrachte (wir Stromzahler müssen nach dem heutigen Stand in den nächsten 20 Jahren 33 Mrd. € zusätzlich bezahlen mit stark steigender Tendenz), dann wird es mir Angst und Bange wenn sich die Solarenergie auf 3% hochhiefen würde. Das wäre dann ja fast unbezahlbar für uns alle. Deshalb kann man gespannt sein, wie die neue Bundesregierung die Subventionen kürzt. Sollten sie wirklich ein bestimmtes Datum setzen, wie beispielsweise ab 1. Juli beträgt die Eispeisevergütung nur noch 0,20 €/kWh, dann werden wir in der ersten Jahreshälfte einen Modul-Hype sehen. Da kann man wohl davon ausgehen. Das wäre für Conergy und die anderen Solarmodulhersteller kurzfristig natürlich toll, aber was kommt danach. Ich denke mal die Bundesregierung geht den gleichen Weg wie Spanien mit der Förderungskappung. Das wäre der sinnvollste und berechenbarste Weg. Die Frage mit den Arbeitsplätzen ist sicherlich komplett richtig und das weiß auch die Bundesregierung, aber auf der anderen Seite müsste die Bundesregierung auch uns Stromzahler erklären warum die Strompreise weiter anziehen. Etwas Spielraum bekommt die Bundesregierung sicherlich durch die Verlängerung der Laufzeiten der Atommeiler. Mit den Zahlungen von EON, RWE oder Vattenfall könnten die Solarsubventionen gegengerechnet werden. Diese Option hat die Bundesregierung sicherlich.
Wie schon erwähnt sehe ich die Zukunft der Solarenergie bei den großen Kraftwerken. Erstens sind solarthermische Kraftwerke in der Lage bis zu 5 Stunden nach Sonnenuntergang noch Volllast zu fahren und zweitens wird in einem Solarkraftwerk nur altbewährte Technik verbaut wie Dampfturbinen die auch seit Jahrzehnten in "normalen" Kraftwerken verbaut werden,. Dann braucht man noch Rohre und Spiegel und Ingenieurknowhow und das wars. Wie die Dimensionen einen solchen Kraftwerkes sind zeigt der Solarpark „Solar Tres" in Spanien mit 19 MW. Wie Siemens mit der Übernahme von Solel Solar Systems für rd. 300 Mio.€ zeigt ,setzen die großen Player wie Siemens, ABB oder General Electric auf diese Technologie. Die selbe Strategie haben sie großteils auch bei der Windenergie sehr erfolgreich gemacht. Würde das eintreffen, dann werden die Solarmodulhersteller zu einem Zulieferer für die großen Player verkommen, so wie die Getriebehersteller für Windanlagen oder die Automobilzulieferer. Welche Auswirkungen dies auf die Margen hätte, brauche ich wohl nicht näher erläutern. Ich bin mir auch nicht so ganz sicher, ob Bosch nach Stand heute noch einmal aleo solar kaufen würde. Ich denke nein. Nach meiner Einschätzung wird man in der Zukunft in der Solarbranche nur noch mit großen Kraftwerken richtig Geld verdienen können. So ähnlich werden wir es auch bei der Windenergie erleben. Da wird das große Geld in drei, vier Jahren bei den riesigen 5 MW Off-Shore Windturbinen verdient.
Einer der größten Fehler von Conergy war der Bau des Frankfurter Werkes. Schau dir doch Solarworld an. Die haben sich in den USA hervorragend positioniert. Die USA wird immer grüner werden und Solarworld ist unabhängig vom Dollarkurs und auch von Zöllen. Wie restriktiv die USA bei Einfuhrzöllen vorgehen kann um ihre eigene Wirtschaft zu schützen, haben sie ja schon öfter gezeigt. Sollte der Dollar noch schwächer werden, dann wird der Export für die deutschen Solarunternehmen ein schwieriger Akt. Zumal die Modulpreise immer noch weiter runter gehen. Dann ist es mit einem höheren Umsatz und den dazugehörigen positiven Skaleneffekte in der Produktion nicht mehr getan, denn die Margen sind dann futsch. Außerdem werden die Transportkosten nicht auf diesem niedrigen Niveau bleiben wie derzeit. Aus diesen Gründen war von Conergy der Bau des Frankfurter Werks für mich ein irreparabler Fehler. Zumal diese Investition mit einer riesigen Kapitalerhöhung bezahlt werden musste.
|